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"Alice", flüsterte eine Stimme und ich fuhr erschrocken hoch.
"Keine Sorge, ich bin's nur", sagte Kol, der zurück geschreckt war.
"Tut mir leid", meinte ich und schaute mich um. Das Auto hatte in unserer Einfahrt geparkt.
Ich war zu Hause. Endlich.
"Falls du es noch nicht bemerkt hast, wir sind da."
Eine Weile schwiegen wir, dann sagte ich: "Danke Kol. Ich verdanke dir mein Leben."
Er schüttelte den Kopf.
"Sie hätten dich da drin nicht ge-"
"Ich bin innerlich fast gestorben, das wäre beinahe genau so schlimm."
Er drückte meine Hand kurz. 

"Wir sehen uns", sagte ich in fragendem Ton, da ich mir aufgrund unseres Letzen Aufeinandertreffens darüber überhaupt nicht im Klaren war.
"Ja, das werden wir."
Ich lächelte und stieg aus. Doch bevor ich die Tür zuschlug, hörte ich ihn sagen: "Alice?"
Ich drehte mich um und schaute ihn an.
"Ich hab das letztes Mal nicht-"
Sofort unterbrach ich ihn.
"Schon gut."
Ich lächelte.
"Schlaf gut."

-

Ich dachte, Tyler würde mich überhaupt nicht mehr loslassen. Mich hätte es jedenfalls nicht gewundert.
Mom hatte Tränen in den Augen.
"Mir geht's gut, Mom, wirklich. Die haben mir dort nichts getan, das war nur um den anderen Werwölfen in deren Umgebung Angst zu machen, mir geht's super", log ich sie an.
Sie umarmte mich.
"Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist, mein Schatz." Während ich sie umarmte schaute Tyler mich kalt an, doch ich wusste, dass seine Abscheu nicht auf mich bezogen war.
"Möchtest du etwas essen?", fragte sie und ich schüttelte den Kopf.
"Ich hatte auf der Fahrt etwas. Ich will einfach nur ins Bett, kann ich euch morgen mehr erzählen?"
Sie nickte und wünschte mir eine gute Nacht. 

Tyler kam mit nach oben, ihm war klar, dass ich nicht von ein paar Vampiren, die nur ihre Macht demonstrieren wollten, entführt worden war.
"Es... war es sehr schlimm dort?"
Ich schluckte. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Ich schüttelte den Kopf.
"Es war nicht schlimm. Es war die Hölle."
Ich wollte nicht noch einmal alles auspacken, weshalb ich meinem Bruder nur eine Kurzfassung meiner Erlebnisse gab, doch das reichte ihm, um diese Leute wieder zum Leben erwecken und nach und nach alle wieder in einen qualvollen Tod schicken zu wollen.

-

Es dauerte eine Weile, bis ich wieder ins normale Leben zurückfand.
Einmal traf ich sogar auf Enzo, der sich hundert Mal dafür entschuldigte, mich an Silvester nicht mitgenommen zu haben.
"Du konntest nicht dafür", hatte ich gesagt. "Ich habe wirklich alles versucht, aber sonst hätten sie mich wieder geschnappt und..."
"Ich war froh, dass du es raus geschafft hattest, wirklich."

Nach ungefähr zwei Wochen meiner Ankunft, lief ich durch Mystic Falls, um wieder nach Hause zu kommen.
Ich hatte mit Caroline zu Mittag gegessen, doch sie hatte danach zu einem Date mit meinem Bruder gehen müssen, weshalb ich jetzt wieder nach Hause ging.
Es war wirklich komisch, kein Werwolf mehr zu sein.
Ich konnte nicht einfach mal ein paar Kilometer ohne Weiteres rennend zurücklegend. Und das war ein Problem, denn ohne das Wolfgen war meine Kondition schlicht weg gesagt nicht mehr vorhanden. 

Ich lief über die befüllte Straße. Hinter mir war dieser Typ und ich hatte das merkwürdige Gefühl, von ihm beobachtet zu werden. Er hatte sich nur wenige Tische  weiter weg von Care und mir nieder gelassen und hatte im nahe zu selben Moment wie wir das Restaurant verlassen.
Und jetzt lief er mir hinterher. Vielleicht sollte ich doch noch nicht nach Hause, sondern mich einfach ein bisschen unter die Leute mischen, wo mir niemand was tun konnte.
Ich war wirklich paranoid geworden, es war kaum zu ertragen. Doch was ich auf keinen Fall wollte, was eine weitere Zeit wie die in Augustine überleben zu müssen. 

Ich lief an einer dunklen Gasse vorbei, schneller als sonst. Wäre ich immer noch ein Werwolf, hätte ich wahrscheinlich kein Problem damit, doch nun fühlte ich mich ungeschützt und wehrlos. Zurecht.
Denn auf einmal packte mich jemand, hielt mir den Mund zu und zog mich mit sich in die Gasse. Mein Herz raste und ich hatte Angst. Wirklich Angst.
Ich stand mit dem Rücken zur Wand, der Mann hielt mir immer noch den Mund zu.
Seine Augen waren rot und die feinen Äderchen unter ihnen traten schwarz hervor. Ein Vampir. "Du riechst so gut, Süße, tut mir leid, aber ich kann deinem Blut einfach nicht widerstehen."
Er seufzte und entblößte seinen spitzen Eckzähne, als er auf einmal von mir weggerissen wurde.

"Wir wollen doch mal nichts überstürzten, oder?", zischte Rebekah, die den fremden Vampir an die Wand mir gegenüber drückte.
"Darf ich fragen, weshalb du mir einfach so mein Mittagessen wegnimmst?", fragte dieser genervt.
Ich war erleichtert. Meine schlimmste Angst war gewesen, dass er von Augustine kam, um mich wieder mitzunehmen. Da wäre ich noch lieber als sein Mittagessen geendet.
"Erstens ist sie nicht dein Mittagessen und zweitens solltest du dringend von hier verschwenden, wenn du nicht als Mittagessen von irgendjemandem enden willst."
Ich ging zu ihnen. Der Typ kam mir nicht bekannt vor. Dunkles Haar und leuchtend grüne Augen. 

"Darf ich fragen wer du bist, dass du denkst hier solche Anforderungen stellen zu können, Blondie?", fragte er grinsend.
"Nein. Und jetzt verschwinde", fauchte sie, ließ ihn los und stieß ihn dann angewidert von sich.
"Schon gut, Schätzchen, beruhig dich", meinte er grinsend und hob die Hände, als wäre er entwaffnet worden.
"Ich bin vielleicht skrupellos oder gemein oder nicht das typische Bild einer Frau, das du vielleicht im Kopf hast, aber ich bin ganz sicher nicht dein Schätzchen."
Er grinste selbstgefällig. Ich hasste ihn.
"Ich mach 'nen Abgang, schon klar..." Dann verschwand er, ohne noch irgendeinen sinnlosen Kommentar abzugeben, der sowieso niemandem etwas gebracht hätte. 

"Danke", sagte ich erleichtert. Sie zuckte mit den Schultern.
"Wir wollen doch nicht, dass du als Mittagessen für so einen endest. Ich hasse solche Vampire oder Menschen oder allgemein Lebewesen. Sich nicht bewusst sein, dass auch andere Leben etwas wert sind. Kanntest du ihn?", fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe ihn davor noch nie gesehen."
"Na schön, dann war er nur ein hungriges, unbeherrschtes Arschloch."
"Ja, ich denke diese Beschreibung passt ganz gut", meinte ich und grinste.
Sie schenkte mir ein Lächeln. "Ich sollte gehen. Sicher fragt sich mein Bruder schon wo ich mal wieder stecke."
Welcher Bruder denn? Sie hatte schließlich vier Stück, da war diese Frage gar nicht mal so unberechtigt.
"Okay, bis dann. Und danke."
"Pass auf dich auf." Ich nickte nur. Irgendwie wollten alle von mir, dass entweder jemand anders oder ich selbst auf mich aufpasste. Warum? War ich denn wirklich so ungeschickt und vom Pech verfolgt?
Tief in mir drin wusste ich, dass die Antwort "Ja" lautete, aber ich ignorierte die kleine Stimme in meinem Kopf, die versuchte mir das klarzumachen, einfach. Ich schaffte es sogar nach Hause, ohne zu sterben.
Das war doch schonmal ein Anfang.

Hey^^
So viel zu tun zur Zeit, ich hoffe ich komm bald wieder öfter zum Schreiben...
Schönen Abend euch noch:)

Alice Lockwood || TVD FanfictionWhere stories live. Discover now