• 30 •

6K 276 18
                                    

Tageslicht.
Frische, kalte Luft, die nach Regen und feuchtem Laub duftete.
So würde die Freiheit ab jetzt immer für mich riechen. Die Luft im Kerker war auch kalt gewesen, doch auf eine andere Art und Weise. Einfach nur ekelhaft.
Hier hingegen... Mir traten Tränen in die Augen. Allerdings vor Freude diesmal.
Ich empfand Glück und Freude und dafür war ich mehr als nur dankbar.

Kol hatte sein Auto nicht weit von hier geparkt und ich bemerkte erst jetzt, wie schön es war einmal auf etwas Gepolstertem zu sitzen und nicht nur auf kaltem Steinboden.
Im Getränkehaltwr stand eine Flasche Wasser. Ohne zu fragen stürtzte ich mich darauf und trank sie in wenigen Zügen leer.
"Tut mir leid", entschuldigte ich mich im Nachhinein und stellte die entleerte Plastikflasche zurück in die Halterung.
Der Anflug eines Grinses war in seinem Gesicht zu erkennen.
"Wie weit ist es bis nach Mystic Falls?", fragte ich.
Ich hatte verdammt nochmal Hunger.
"Um die fünf Stunden."
Ich schluckte. So weit war er gefahren. Für mich. Um mich aus den Fängen von Augustine zu befreien. 

"Du bist... Danke", sagte ich und schaute auf meine Füße.
"Für dich immer."
Mein Herz setzte einen Moment aus. Hatte er das eben wirklich gesagt?

Kol fuhr los und eine Viertelstunde lang verbrachten wir einfach nur schweigend, bis er bei einem McDonalds in den DriveIn einbog. Als ob er Gedanken lesen könnte.
Ich grinste und verspeiste beim ersten Biss quasi die Hälfte des Burgers. Burger. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, doch ein Glücksgefühl breitete sich in mir aus. 

Diesmal konnte er sich nicht zurückhalten und lachte.
"Konzentrier dich auf die Straße", wies ich ihn an. Der Burger war in nicht mal zwei Minuten verschwunden und ich machte mich an die Pommes ran.
"Das... ist mit Abstand das beste Essen, das ich jemals hatte", sagte ich zwischen zwei Ladungen Pommes.
Er grinste. "Ich habe manche Mädchen schon in die nobelsten Restaurants ihrer Zeit ausgeführt und ihnen war das nicht genug. Jede wollte etwas Spezielles. Ein Dinner auf einer Berghütte oder am Strand oder wo auch immer. Und ausgerechnet dich mache ich mit Fast-Food von McDonalds glücklich."
"Allerdings", antwortete ich in einer Sekunde, in der ich nicht damit beschäftigt war, mir Pommes in den Mund zu schaufeln.
In nicht einmal 10 Minuten war ich fertig und zerknüllte die Tüte.
"Danke."
Er lachte. "Für dich habe ich gerne diesen dämlichen Mann am DriveIn manipuliert. Ich musste nicht einmal bezahlen."
Schon praktisch wenn man ein Vampir, oder viel eher ein Urvampir war. 

Ein flaues Gefühl bildete sich in meinem Magen. Ich war kein Werwolf mehr. Wahrscheinlich hätte ich mich nach 3 Jahren, die ich mich zu jedem Vollmond hatte quälen müssen, freuen sollen, doch das tat ich nicht.
Nicht nur, dass ich damit das Gefühl hatte, dass mir einfach ein Teil von mir weggenommen war, nein, ich fühlte mich schwach. Verletzlich. Wehrlos. Geblendet. Diese Liste hätte ich noch ewig weiter führen können.
So schrecklich es gewesen war, sich jeden Vollmond diesem Schmerz aussetzen zu müssen, die Belohnung war nicht gerade mickrig ausgefallen. Und so wenig ich das zugeben wollte... Die Wolfsseite war ein Teil von mir, und diesen Teil hatte der Doktor einfach abgetötet. 

"Alice?", fragte Kol nach einiges Minuten des Schweigens.
"Ja?" Ich schaute zu ihm hinüber, doch sein Blick war weiterhin auf die Straße gerichtet.
"Was haben sie dir angetan?"
Ich atmete tief durch und sagte eine Weile gar nichts, weil ich nicht wusste wo und wann ich anfangen sollte.
"Ich bin in einem Kerker aufgewacht. In der Zelle neben mir war ein Vampir namens Enzo St. John. Er hat mir alles über Augustine erzählt. An Silvester wollten wir zusammen fliehen, aber der Plan ist schief gegangen und nur er ist rausgekommen. Am Anfang habe ich nur Spritzen bekommen." Gleichzeitig schauten wir die kleinen Stichnarben an meiner Armbeuge an. "Aber dabei ist es nicht geblieben. Ich dachte immer, das wäre das Schlimmste gewesen, aber..."
Bevor mir Tränen in die Augen treten konnten oder meine Stimme brach hörte ich auf zu reden und blickte aus dem Fenster. 

Es schien als würden die Felder an uns vorbeirasen und nicht wir an ihnen. Felder. Ich war frei. Nicht mehr in Augustine.
Alles war gut.
Ich schluckte und blickte wieder nach vorn.
"Als Enzo schon weg war hat der Mann mir eine Spritze gegeben. Ich lag vier oder fünf Tage nur in meiner Zelle und..."
Ich übersprang den schmerzhaften Teil, in dem ich dachte, allein in meiner Zelle zusammen mit ein paar Ratten sterben zu müssen.
"Jedenfalls, als sie mich wieder rausgeholt haben, war ich kein Werwolf mehr. Das Serum hat das Gen und alles, was in mir Wolf war abgetötet. Und dann..."
Es fiel mir nicht leicht, weiter zu reden, dennoch tat ich es. Ich atmete noch einmal tief durch. Ohne den Blick von der Straße zu wenden, legte Kol seine Hand auf meine und drückte sie leicht. Warum auch immer, diese Berührung beruhigte mich ungemein.
"So haben sie mir irgendwie ein Stück von mir selbst genommen. Aber immerhin sitze ich jetzt hier." Eine Weile schwiegen wir beide und Kol nahm seine Hand weg, weil er schalten musste. Unbewusst hatte sich eine Träne gelöst und kullerte nun über meine Wange. Schnell wischte ich sie weg und hoffte, dass er sie nicht bemerkt hatte. 

"Ich würde dir gerne versprechen, dass ich sie alle umbringen werde, aber das habe ich schon." Er hielt kurz inne. "Du bist kein Werwolf mehr?"
"Nein."
"Ich habe mich schon gefragt, warum die Narben noch da sind." 

Mit einem Mal überkam mich schrecklich Müdigkeit. Kein Wunder, ich hatte auf dem Steinboden wirklich nicht den besten Schlaf bekommen, den man sich wünschen könnte.
"Wie geht es Tyler und meiner Mutter?"
"Die dachten beide, du wärst tot, weil man im Wald Blut von dir gefunden hat. Als Enzo..."
"Enzo war bei euch?", fragte ich aufgeregt.
Das hätte ich mir auch schon früher denken können, woher hätte Kol denn sonst wissen sollen, wo ich mich befunden hatte?
"Ja, ihm geht es gut. Er hat uns erzählt, wo du bist. Deine Familie weiß, dass du auf dem Weg hier her bist. Ich würde deiner Mutter erzählen, dass du von ein paar Vampiren entführt worden bist, die Wahrheit... Das würde sie nicht gut aufnehmen."
Ich nickte, das hatte ich sowieso vorgehabt. "Und Tyler?"
"Er hat beinahe jemanden getötet."
"Das sieht ihm ähnlich, so gemein das klingt."
Er lachte. "Er war krank vor Sorge. Ist er immer noch."
Ich freute mich schon darauf, meinen großen Bruder wieder sehen zu können.
Eine Weile erzählte er mir noch über das Geschehen in Mystic Falls während meiner Abwesenheit, doch irgendwann schlief ich ein.

Hey^^
Ich glaube das ist seit Langem mal wieder ein Kapitel mit über 1000 Wörter, haha :)
Übrigens war A_little_sad_girl so süß und hat den Hashtag #Kolice in die Welt gesetzt :D Sie schreibt auch eine Ff, wenn ihr wollt könnt ihr ja mal bei ihr reinschauen^^

Alice Lockwood || TVD FanfictionWhere stories live. Discover now