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Ich hasste Vollmond einfach. Ich hasste, hasste, hasste es.
Früher hatte ich es geliebt, so lange ich wollte heimlich die leuchtende Kugel zu betrachten, doch jetzt bedeutete eben diese Kugel für mich nichts, als schier unerträgliche Schmerzen.
Jeder einzelne meiner Knochen wurde gebrochen und wieder auf einen völlig andere Art und Weise zusammen gesetzt und das war wirklich alles andere als angenehm.
Da es wahrscheinlich nicht viel angenehmer wäre, wenn mir da in einem Festsaal voller Menschen passierem würde, log ich Samstagabend meine Eltern an.

"Ich habe solche Kopfschmerzen...", jammerte ich zunächst etwas herum.
"Nimm eine Tablette", befahl Dad, während er seine Krawatte knotete.
"Hab ich schon... zwei Stück."
Mom schaute mich besorgt an und fragte fürsorglich: "Möchtest du heute Abend vielleicht zu Hause bleiben?"
Ich wollte gerade mit einem gequälten Ja antworten, als mein Vater widersprach: "Wegen ein bisschen Kopfschmerzen bleibst du nicht zu Hause, Alice. Diese Familie ist reich und könnte uns sehr große, wichtige Spenden entgegenbringen. Du kommst mit."
Sein Ton duldete keine Art von Widerspruch.

Wenn er wollte, dass etwas passierte, dann passierte das auch, was bedeutete, dass meine Chancen zu Hause bleiben zu dürfen auf null setzten. Verdammt. Ich müsste also irgendwann während des Balles verschwinden.

"Und jetzt zieh bitte dein Kleid an."
Ich seufzte und ging die Treppen hinauf in mein Zimmer. Irgendwie musste ich es schaffen, mir im Wald Kleider zu hinterlassen, sodass ich nicht nackt nach Hause laufen müsste.
Das würde die ganze Sache auch nicht gerade erträglicher machen. Ich konnte wirklich nur froh sein, dass unser Haus ziemlich dicht am Waldrand stand und ich somit nicht weit laufen musste. Gerade wollte ich mir Kleider rauslegen, als ich schon Schritte auf der Treppe hören konnte. Verdammt. Ich steckte meinen Haustürschlüssel in die Seitentasche meines Bademantels und wickelte die Unterwäsche darin ein.

"Alice, beeilst du dich bitte?!", rief Dad.
"Ja, ich bin gleich fertig", log ich und begann mich umzuziehen.
Mom hatte mir vor einer halben Ewigkeit ein blutrotes Kleid gekauft, welches ich jetzt anzog. Es war trägerlos und ein bisschen weiße Spitze umrahmte den Ausschnitt. Die Haare trug ich halb offen, das würde schon so gehen. Nachdem ich mein Make-up noch etwas aufefrischt hatte, nahm ich mir noch eine passende Clutch meiner Mutter dazu, in der ich mein Handy und den Ersatzschlüssel verstaute. Ich nahm den Bademantel so, dass man ihn möglichst nicht bemerkte und ging die Treppen hinunter.
Als ich zur Haustür ging meinte Dad: "Du musst noch warten, deine Mutter braucht noch eine Minute."
"Mein Fenster stand offen und meine Tasche ist rausgefallen, ich will sie nur schnell holen."
Er nickte und ich verließ das Haus.

Im hinteren Teil des gigantischen Gartens, von dem aus mein und Tylers Fenster zu sehen waren, ging ich ein Stück in den Wald und versteckte die Kleidung in einem Loch einer großen Eiche.
Danach versicherte ich mich, dass kein Schmutz an mein Kleid geraten war und ging wieder zurück.
Die anderen saßen bereits im Auto, ich stieg schnell auf die Rückbank, suf der Tyler bereits saß.
"Du hast aber lang gebraucht", kommentierte er, ich verdrehte als Antwort nur die Augen und erwiderte nichts.

Das Haus der Mikaelsons war nicht nur wunderschön, gigantisch groß und erinnerte von innen an einen Palast, es war auch genau das Gebäude, in dem ich die Informationen über all die übernatürlichen Wesen gefunden hatte.

Als wir die Villa betraten wurden uns von einigen Bediensteten die Jacken abgenommen und von Bedienungen Champagner gebracht. Ich nahm nahm mir ein Glas als Dad gerade nicht hinschaute.

"Mr und Mrs Lockwood, schön sie hier zu sehen", wurden unsere Eltern von einem Mann angesprochen.
"Es ist uns eine Ehre kommen zu dürfen", schleimte Dad und reichte ihm die Hand.
"Elijah Mikaelson", stellte er sich vor. Aha, Elijah also. Nervös blickte ich zum Fenster. Die Sonne war fast schon untergegangen, ich hatte also noch etwas Zeit.
"Das sind unser Sohn Tyler und unsere Tochter Alice", stellte Mum uns vor und schob uns unauffällig nach vorn.
Ich lächelte und reichte ihm die Hand.
"Schön sie zu treffen, Mr Mikaelson."
Nach einem kurzen Smalltalk ging er zu anderen Gästen, während mein Vater bereits in ein Gespräch mit irgendjemandem von der Arbeit verwickelt war.
"Die Lockwood-Geschwister, nicht wahr?", sagte auf einmal eine Stimme neben Tyler und mir und ich drehte mich um.
Vor uns standen zwei weitere junge Männer, zwar kannte ich sie nicht, doch ich vermutete stark, dass es sich bei ihnen um zwei andere Mikaelsons handelte.
"Tyler Lockwood", stellte sich mein Bruder vor und reichte beiden die Hand. "Und sie sind?"
"Klaus Mikaelson", antwortete der eine von ihnen mit den Locken und reichte mir lächelnd die Hand. Der Hybrid also.
"Alice", meinte ich höflich und gab dem anderen Bruder ebenfalls die Hand.
"Mein Name ist Kol." Er lächelte schief, als ob er einen Plan aushecken würde.

Mein Blick huschte wieder zum Fenster. Die Sonne war bereits weg und der Mond stieg immer höher. Ich sollte langsam auf jeden Fall diesen Ball verlassen.

Ich hörte das helle, klare Geräusch, wie jemand mit einem Löffel gegen ein Glas klopfe und blickte auf. Auf der Treppe stand, in ein dunkelgrünes Ballkleid gehüllt, Esther Mikaelson.
"Vielen Dank, dass sie alle so zahlreich erschienen sind. Ich bitte sie, sich nun einen Partner zu suchen und sich zur Tanzfläche zu begeben, die Musik wird jedem Moment beginnen zu spielen."
Klaus hielt mir den Arm hin. "Darf ich bitten?"
Am liebsten hätte ich abgelehnt und wäre in den Wald gerannt, um jedes Risiko zu vermeiden, doch leider war das nicht so einfach wie es sich anhörte. "Natürlich", antwortete ich und hakte mich bei ihm ein. "Ich sollte sie vielleicht vorwarnen, ich bin keine gute Tänzerin", sagte ich und hoffte innerlich, dass er sich jemand neues zum Tanzen suchen würde. "Das dürfte kein Problem sein", meinte er nur und führte mich auf die Tanzfläche.

"Wie lange lebst du hier schon?", fragte er mich während des Tanzes.
"Ich habe noch nie wo anders gelebt", antwortete ich. "Wann sind sie hier eingezogen, Mr Mikaelson?"
Er lachte kurz.
"Bitte, Liebes, nenn' mich Klaus. Vor zwei Wochen."
Ich nickte.

Langsam steigerte sich meine Nervosität, da sich langsam ein unangenehmen, bekanntes Kribbeln in meinen Knochem ausbreitete. Noch konnte ich es kontrollieren, doch in spätestens zehn Minuten würde das ganz anders aussehen. Es verstärkte sich jede Sekunde mehr und mehr, bis ich es irgendwann nicht mehr aushielt.

•Verzeihung", sagte ich hastig, löste mich von Klaus, rannte von der Tanzfläche und schließlich aus dem Gebäude in Richtung Wald. Während ich lief kramte ich mein Handy heraus und tippte eine Nachricht an Tyler.

Hab extreme Kopfschmerzen, bin zu Hause. Sag es Mom und Dad.

Das letzte was ich tun konnte war aus dem Kleid zu schlüpfen, bevor die Verwandlung begann.

Hey:) Vielen Dank an die Leute, die gevotet, kommentiert oder die Geschichte zu einer Leseliste hinzugefügt haben, das hat mich soooo sehr gefreut!! Das Kleid oben soll übrigens Alice' Ballkleid sein, hab das Bild von Pinterest^^
Schönen Tag/Abend noch:)

Alice Lockwood || TVD FanfictionWhere stories live. Discover now