"K.A.O.T"

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MELISSA

Es ging gerade die Morgensonne auf, als Krawall an Deck ertönte. Gähnend streckte ich mich und setzte mich auf. Jack schlief noch und ich beschloss ihn dieses Mal – ausnahmsweise – schlafen zu lassen. Schnell zog ich mich an und ging an Deck. Dort erwartete mich niemand geringeres als Lizzy und little Will.

Lizzy trug eine Hose und ein weiße Bluse, so erinnerte sie mich schon mehr an die alte Lizzy. Henry hatte natürlich seinen Piratenhut auf. Seine Augen groß, während er sich auf dem Schiff umsah.

Lächelnd kam Lizzy auf mich zu.

„Bereit zum Ablegen?", fragte sie.

Ich musterte sie. Sie wirkte entschlossen, doch ich sah das sorg volle blitzen in ihren Augen. Ich lächelte und zwinkerte ihr zu. „Ich weck den Captain."

Es benötigte eine mühselige Argumentationsrede ehe ich Jack mit an Deck brachte. Kaum hatten sich Henry und Jack gegenseitig gesichtet, verengten sich Jacks Augen.

„Jack.", zischte ich ihn an. „Der Junge ist zehn. Sei ein bisschen freundlicher."

Er sah mich fassungslos an. „Aber er hat doch angefangen!"

Ich konnte mir mein schmunzeln nicht verkneifen. Dann schob ich ihn einfach Richtung Steuerrad.

Befehle wurden über Deck geschmettert. Die Crew machte sich an die Arbeit.

Der kleine Junge an der Reling hatte ein Funkeln in den Augen.

Ich höre das Getuschel der Crew. Wie sie sich über den Jungen unterhalten. Der Sohn von Will. Wie sie Elizabeth beobachten. Wie Pintel und Ragetti sie überschwänglich begrüßen... etwas zu überschwänglich.

Um Lizzy aus ihrem Bedrängnis zu retten schob ich mich zwischen sie und die zwei Einschleimer um ihnen einen strafenden Blick zu zuwerfen, welcher sie sofort abziehen lässt. Ja, es hatte ziemlich viele Vorteile mit dem Captain zusammen zu sein.

„Danke."

Ich drehte mich zu Lizzy. „Kein Problem... wie geht es dir?"

Sie sah auf den weiten Ozean, den Blick gesenkt. „Wir wissen nicht, was mit Will ist. Wie schlimm es ist... aber" Sie sah mir entschlossen in die Augen. „Ich bin mir sicher, dass alles gut wird. Wird es auf der Pearl doch immer, oder nicht?"

Ich lächelte. „Richtig."

Trotzdem.

Wie sollten wir Will jemals finden?

„Elizabeth."

Wir fuhren herum. Jack stand hinter uns und sah zwischen uns hin und her. Dann seufzte er und hielt ihr den Kompass hin.

„Du musst den Kurs angeben."

Lizzy blinzelte. Dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. „Aye." Sie nahm ihn an sich, klappte ihn auf, die Kompassnadel drehte sich langsam, blieb schließlich in einer Richtung stehen.

Befehle wurden gerufen und dir Richtung des Schiffes verändert.

Ein breites Grinsen lag auf meinem Gesicht. Jacks „Zauberkompass" hatte ich ja fast vergessen.

Die Fahrt dauerte an. Lizzy blieb in ihren Gedanken versunken an der Reling stehen, Henry hing sich merkwürdigerweise an Jack.

Als ich sah wie die beiden sich unterhielten, schlich ich näher heran.

„Ist es schwer das Schiff zu steuern?", fragte Henry neugierig.

Jack warf ihm einen kurzen Blick zu. „Nun ja, das kommt darauf an wer es amcht."

„Und wenn du es machst?"

„Dann ist es natürlich einfach! Ich bin schließlich ein erfahrener Pirat!", sprach Jack wie selbstverständlich aus.

„Hm."

Jack schwieg.

„Hmmm."

Langsam sah Jack zu dem kleinen Jungen und hob beide Augenbrauen.

„Hm-"

„HMM!", machte Jack nach.

Henry zuckte zusammen und sah den Captain verwirrt an.

„Dieses „Hm" nervt.", fasste dieser zusammen.

Henry stutzte, dann kniff er die Augen zusammen und funkelte Jack an.

Dieser nahm die Herausforderung natürlich sofort an.

Ich verdrehte die Augen.

„Du bist ein Chaot!", rief Henry aus.

„Ich habe deiner Mutter das Leben gerettet!", konterte Jack.

„Trotzdem Chaot!"

„Und deinem Vater auch!"

„K.A.O.T!", buchstabierte Henry.

„Ha!", rief Jack siegessicher aus. „Es heißt: C.A.O.T!"

„C.H.A.O.T.", mischte ich mich ein und sah zwischen den beiden hin und her. „Ihr benehmt euch wie Kleinkinder."

Jack zeigte mit ausgestrecktem Finger zu seiner linken. „Er hat angefangen!"

„Ich bin fast Elf!", rechtfertigte sich Henry.

Ich hob beschwichtigend die Hände. „Jaja, schon gut."

„Willst du vielleicht mal ans Steuerrad, Henry?"

Henrys Augen wurden groß. „Au ja!!!"

Erstaunlicherweise gab Jack nach und ließ den kleinen ans Steuerrad. Er konnte zwar noch nicht einmal darüber gucken, aber darum ging es nicht.

„Mama! Guck mal!", rief er und grinste breit und stolz. Elizabeth sah zu uns rüber und lächelte ihrem Sohn zu. Ich sah zu Jack welcher ein wenig griesgrämig drein schaute und zog ihn am Arm zu mir heran. Er stolperte gegen mich. Schaute kurz verdutzte rein, dann lehnte ich mich gegen ihn, spürte seine Hand an meine Taille und fühlte mich endlich mal wieder entspannt.

Der Tag verging, der nächste Morgen kam schnell. Wir folgten dem Kurs von Lizzy. Immer weiter durch das Meer. Henry bestand darauf beim Steuern des Schiffs mitzuhelfen. Insgeheim belächelte Jack den kleinen Jungen, trotzdem neckten sie einander wo sie nur konnten. Lizzy blieb relativ schweigsam. Am dritten Tag verging die Zeit nur schleppend. Auch wenn der Kompass uns die Richtung von Will anzeigte, die Wahrscheinlichkeit, dass er sich trotzdem immer weiter von uns entfernte war groß. Vielleicht würden wir trotz der Richtung Wochen brauchen um ihn zu erreichen.

Henry schien das kaum zu stören. Manchmal schien es so, als hätte er völlig vergessen wieso er auf diesem Abenteuer war. Doch dann gab es Momente in denen er auf das Meer sah und diesen Ausdruck hatte, der einen das Herz erweichen lässt. Ich hatte sogar das Gefühl, dass Jack langsam unruhig wurde.

Die Sonne ging schon unter, als ein Ruf über Deck schallte.

„Schiff gesichtet!"

„Welches?"

Tumult. Gemurmel.

„Es ist die Dutchman!"

Erleichterte Gesichter. Lizzy atmete tief durch. Henry lächelte vom einem Ohr zum anderen und lief zur Reling. Sah das Schiff seines Vaters mit strahlenden Augen an.

Ich lächelte und sah zu Jack, dieser hatte sein Fernrohr gezogen und starrte hinüber zur Dutchman. Sein Ausdruck war nicht zu deuten.

„Was ist?", fragte ich.

Jack senkte das Fernrohr, er verengte die Augen und warf mir einen ernsten Blick zu.

„Was ist los?", wiederholte ich meine Frage mit Nachdruck.

Es tut mir leid D:

Verzeiht mir meine unregelmäßigen Updates. Ich war diese Woche krank und hatte danach auch noch Facharbeitsstress. Deshalb erst jetzt wieder ein kurzes Kapitel. Ich hoffe, dass es euch trotzdem freut :D

Fluch der Karibik - An der Seite des CaptainsWhere stories live. Discover now