35. Das letzte Opfer

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Es ist vorbei. Für immer. Morro ist sich voll darüber im Klaren was er getan hat, als Leyla leblos zu Boden sinkt. Bevor sie auf dem harten Steinfußboden aufschlagen kann, fängt er sie auf und betrachtet sie.

Weinen kann er nicht. Auch wenn sein Herz sich anfühlt als hätte es jemand mit tausenden Pfeilen durchlöchert.

Er lächelt immer noch. Es war das richtige, das einzige was er tun konnte. Nachdenklich betrachtet er sie, streicht ihr vorsichtig ein paar blutverklebte Locken aus der Stirn. Wo auch immer sie jetzt ist, es wird ihr dort besser gehen als hier.

„Bring mir das Mädchen....lebend, hast du verstanden? Ich habe etwas ganz spezielles für sie vorbereitet..."

Die Worte des Urbösen klingen in seinem Gedächtnis, sein Lächeln wird breiter. „Ich weiß, was du vorhast....sie foltern, tausende von Jahren wenn es sein muss, bis sie dir die Treue schwört, nicht wahr? Das könnte dir so passen...", flüstert Morro.

Er sieht auf das leblose Mädchen. Schon die ganze Zeit, seit er von dem Urbösen den Auftrag bekommen hatte, Leyla zu fangen, hatte er nicht gewusst, was er tun soll. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder, sie, so wie gewünscht, lebend an das Urböse abzuliefern, aber dafür in Kauf zu nehmen, dass sie für eine lange Zeit Höllenqualen würde leiden müssen, oder den Befehl zu missachten und sie zu töten.

Das ist der einzige Weg sie dauerhaft vor seiner Meisterin zu beschützen. Natürlich kann er ihr helfen, sich zu verstecken, aber wo? Ninjago war so gut wie gefallen. Es gibt keinen Ort, an dem irgendjemand noch sicher vor dem Urbösen ist.

Lange hat er auch gezweifelt, ob er es wirklich tun kann. Ob er fähig ist, sie zu töten, aber im Endeffekt war es einfacher als er gedacht hat.

Seufzend steht er auf und trägt Leyla aus der Halle hinaus. Er wird sein Versagen eingestehen müssen und er ist bereit, die Konsequenzen zu tragen. Wie grausam oder schmerzhaft auch immer sie sein mögen.

Das wichtigste ist nun, dass Leyla für immer in Sicherheit ist.


Kai zerrt vergeblich an den Ketten, mit denen er und seine Freunde, einschließlich der beiden Senseis, an die Wand im Thronsaal des Urbösen gekettet sind.

Nachdem sie den Kampf gegen die Geister verloren hatten, wurden sie hier her gebracht. Von Leyla allerdings fehlt jede Spur.

„Hoffentlich konnte sie entkommen", meint Cole seufzend.

„Ja", fügt Garmadon hinzu. „Leyla ist jetzt unsere letzte Hoffnung. Wenn sie uns nicht rettet, sind wir alle und ganz Ninjago verloren."

Plötzlich fliegt die Tür auf, ein kalter Windstoß fegt herein und die Königin der Verfluchten Welt selbst betritt den Raum. Alle ihre Gespräche verstummen sofort und die Ninja können nicht anders als sie anzustarren.

Doch ein eiskalter Blick aus ihren pechschwarzen Augen lässt die vier zu Boden sehen.

„Wenn ihr darauf hofft, dass eure kleine Freundin euch rettet, hofft ihr vergeblich.", meint sie mit einem hämischen Unterton in der Stimme. „Ich habe meinen General Morro persönlich darauf angesetzt, sie zu fangen. Dann werde ich sie dazu zwingen mir die Treue zu schwören und mit ihrer Hilfe bin ich in der Lage Ninjago endgültig zu unterwerfen. Denn was glaubt ihr, wie viel Hoffnung wird den Menschen bleiben, wenn sie sehen, dass ihr ach so geliebter Grüner Ninja an meiner Seite kämpft?"

Sie lacht höhnisch.

„Leyla wird dir niemals die Treue schwören!", schreit Jay und rüttelt wie wild an seinen Ketten.

Die Königin grinst. „Oh, ja, richtig, ich werde sie vermutlich einige Jahre oder auch Jahrzehnte foltern müssen, aber von mir aus, daran solle es nicht scheitern."

Das Urböse dreht sich weg.

Genau in dem Moment geht die Tür erneut auf. Diesmal betritt Morro den Raum – auf den Armen trägt er Leyla.

Ihre Freunde rufen besorgt ihren Namen, doch sie reagiert nicht. Scheinbar achtlos wirft Morro sie dem Urbösen vor die Füße.

„Sie kann euch nicht hören", meint er in Richtung der Ninja, die erst jetzt mit Entsetzen das Messer, das tief in der Brust ihrer Freundin stecht, bemerken.

„Sie ist tot."

Verärgert runzelt die Königin die Stirn. „Wieso hast du sie getötet? Hatte ich mich nicht klar ausgedrückt.....ICH WOLLTE SIE LEBEND!" Ihre Stimme wird lauter.

Morro zuckt mit den Schultern. „Sie ist geflohen...ich habe das Messer geworfen. Es war keine Absicht."

Nachdenklich betrachtet seine Meisterin ihn, dann kommt sie näher. „Ach, so war das? Weißt du, ich glaube etwas ganz anderes..." Scheinbar gelangweilt dreht sie sich von ihm weg.

Die Königin überragt den mindestens 1,80m großen Morro noch um mindestens einen halben Meter.

„Ich glaube...du hast sie absichtlich getötet", ruft sie. Morro erstarrt. „W-wie kommt Ihr darauf?", fragt er, sichtlich besorgt.

Sie lächelt. „Na ganz einfach....weil das hier mein Palast ist und mir entgeht nichts was hier passiert. Ich weiß ganz genau was du getan hast, es zu leugnen bringt dir nichts!"

Morro weicht zurück, noch blasser als sonst.

„Du hast mich verraten...aber das war ja klar. Ich habe geahnt, dass du Gefühle für dieses Mädchen hast, seit du zum ersten Mal in meiner Gegenwart ihren Namen erwähnt hast." Sie deutet mit ihrem Kopf auf Leyla, die immer noch leblos auf dem Boden liegt.

„Aber wenn du glaubst, du hättest sie gerettet, dann liegst du falsch!" Mit einer Hand deutet sie auf ihn.

Ein Ring aus grünem Feuer schießt aus ihrem Finger und umschließt den Geist. Im nächsten Augenblick wird das Feuer zu einer etwa melonengroßen, festen Kugel, in der Morro eingeschlossen ist. Flammen züngeln an der Innenseite des Balls und ein verzerrtes Gesicht ist zu erkennen.

„Daraus wird er nicht entkommen....", meint die Königin schadenfroh. „Das", sie pflückt die Kugel aus der Luft, wo sie bis jetzt geschwebt hat, „ist eine Flammenkugel. Ich benutze sie, um Geister dauerhaft zu foltern, ohne selbst etwas tun zu müssen. Das grüne Feuer erledigt das für mich."

Sie dreht sich zu Leyla und dann zu einem Wasserbecken im hinteren Teil der Halle. Vorsichtig nähert sie sich und schöpft mit einer Kelle etwas Wasser.

Zu den Freunden gewandt fährt sie fort. „Das ist ein besonderes Wasser, wisst ihr? Es besitzt große Kräfte. Was auch immer man damit beträufelt, alles wird ungeschehen gemacht, was je damit passiert ist und alle Magie wird entfernt."

„Aber das ist doch...die Fonta Nova Initia?", rufen die Freunde, beinahe gleichzeitig. „Deshalb sind wir hier!", schreit Cole.

„Aber ist die Quelle nicht wo anders?", fragt Zane verwirrt.

Das Urböse lächelt. „Die Quelle schon, allerdings ist dieses Wasser recht nützlich, deshalb habe ich den Bach, der von der Quelle fließt, hierher umleiten lassen."

Sie geht zu Leyla und zieht das Messer aus ihrer Brust. Vorsichtig lässt sie einige Tropfen Wasser darauf fallen, sofort bemerken die Freunde die Veränderung an dem Grünen Ninja. Die Wunde verschwindet wie durch Zauberhand, auch die anderen Blutflecken und die Risse in der Kleidung verschwinden.

Leyla schlägt die Augen auf.

The Girl who never falls and the Ghost who never feelsWhere stories live. Discover now