29. Fonta Nova Initia

533 38 11
                                    

Ich liege in meinem Bett und starre die Wand an. Es sind ein paar Tage vergangen, seit den Ereignissen bei den Eishöhlen und wir sind auf der Flucht. Auf der ständigen Flucht vor den Geistern, die nach und nach Ninjago überfluten. Das Urböse muss auch schon hier sein, zumindest wäre das logisch bei der Menge an Geistern.

Ich fühle mich hilflos, so hilflos wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich hasse nichts mehr, als tatenlos dazusitzen und nichts zu tun während Gefahr droht, aber nach reichlicher Überlegung muss ich ihnen leider zustimmen. Wir haben keine Chance gegen eine Armee von Geistern, nicht ohne ein Wunder.

Auch liegen mir die Ereignisse der letzten Wochen immer noch schwer im Magen. Ich habe niemandem erzählt, was zwischen Morro und mir passiert ist, in den drei Wochen in denen ich quasi seine Gefangene war und ich wüsste auch nicht, wie.

Wäre mein Vater hier, würde ich es ihm wohl erzählen aber dem ist nicht so. Mir steigen schon wieder Tränen in die Augen. Das ist nicht fair! Wieso musste ich mich schon wieder von ihm trennen?

Plötzlich geht die Tür auf und Nya kommt herein. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn es ist ja auch ihr Zimmer. Erstaunt sieht sie mich an.

„Leyla? Ich dachte du bist mit den Jungs an Deck und trainierst?"

Ich zucke mit den Schultern, dann murmle ich „Hat doch eh keinen Sinn, zu trainieren, die Welt ist doch schon sowieso verloren oder etwa nicht?"

Nya reißt die Augen auf, dann kommt sie näher und setzt sich an meine Bettkannte. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du verhältst dich sehr seltsam, seit du zurück bist...Die Leyla, die ich kenne, hätte niemals aufgegeben, nicht einmal jetzt! Sie hätte sich zusammengerafft und einen verrückten genialen Plan entwickelt, der dann im allerletzten Moment doch noch funktioniert und uns allen den Hintern und vor allem die Welt gerettet hätte!"

Ich sehe sie resigniert an. „Ja...das hätte die alte Leyla wohl gemacht, aber...ich weiß nicht, ob ich noch die alte Leyla bin. Ich war so lange nicht ich selbst und jetzt steht die Welt vor dem Untergang...vielleicht" Ich schlucke. „Vielleicht gibt es doch eine Zeit, in der es angebracht ist, aufzugeben."


Besorgt versammeln sich die vier Ninja und der Sensei um Nya. „Sie hat....WAS gesagt?", fragt Kai ungläubig.

„Das soll ein Scherz sein, oder?", meint auch Cole. „Leyla würde niemals aufgeben...>Ninja geben niemals auf< - hat sie das nicht gesagt, als die Situation das letzte Mal so schlecht ausgesehen hat? Und hat sie uns nicht alle damit inspiriert, unsere faulen Hintern in Bewegung zu setzten und weiterzumachen?"

„Ja...", stimmt Jay zu. „Ohne Leyla hätten wir damals keine Chance gehabt..."

„Aber wir haben doch sowieso alle schon keine Hoffnung mehr, oder?", schaltet sich Zane ein. „Da ist es doch gut, wenn sie uns jetzt wenigstens Recht gibt und es keinen Streit mehr verursacht."


Ich sitze immer noch in meinem Zimmer am Fenster und starre hinaus. Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren, aber womöglich hatten meine Freunde Recht, wenn sie sagten, es gäbe keine Hoffnung mehr, für keinen von uns.

Ich seufze. Wenn es doch nur einen Weg gäbe, alles rückgängig zu machen. Dafür zu sorgen, dass das Portal niemals geöffnet wird und das Urböse unsere Welt niemals betritt. Aber es gibt in Ninjago kein Mittel, dass...MOMENT!

Ich setze mich ruckartig auf und stoße mir dabei den Kopf am Fensterbrett. „Autsch!", schreie ich und versuche, meine Gedanken neu zu sortieren. „Das ist es!", rufe ich auf einmal. „Warum habe ich nicht gleich daran gedacht?"

Ich beeile mich dermaßen, zu meinen Freunden in die Kommandozentrale zu kommen, dass ich auf dem Gang ausrutsche und die letzten paar Meter auf meinem Hinterteil schlitternd zurücklege. Als ich schließlich hochsehe, starren mich meine Freunde perplex an.

Ich beeile mich, hochzukommen und schreie: „Ich hab die Lösung! Ich weiß, wie wir das alles rückgängig machen!"

Gespannte Blicke von allen Seiten. „Die >Fonte Nova Initia<", rufe ich.

Fünf ratlose Gesichter sehen mir entgegen. „Die Fanta...WAS?", fragt Jay.

„Nicht Fanta, Jay", mischt sich Sensei Wu ein, der offenbar als einziger weiß, wovon ich rede. „Sondern Fonta. Das bedeutet Quelle."

„Klingt doch eh alles gleich..." murmelt Kai, Jay nickt.

Der Sensei straft die beiden mit einem Blick, dann wendet er sich wieder mir zu. „Ich habe schon von dieser Quelle gehört. Das Wasser soll unglaubliche Kräfte besitzen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das nicht alles nur eine Legende ist."

Aber ich sehe ihn entschlossen an. „Nein, die Quelle existiert, da bin ich mir sicher! Ich habe in ein paar alten Dokumenten in meiner alten Schule darüber gelesen, kann mich allerdings nicht mehr wirklich an Details erinnern..."

„Und was macht diese, diese Quelle so besonders?", fragt Kai, wenig interessiert. „Und wo ist sie überhaupt?", fragt auch Jay skeptisch.

Ich sehe verlegen zu Boden. „Das – das ist leider eins der Dinge die mir entfallen sind...Aber ich weiß, wo wir mehr Information finden!"

„Und wo?", fragt Cole.

„Im Internat für Dunkle Künste – meiner alten Schule."

Wir sind wirklich auf dem Weg dorthin, wo alles angefangen hat, ich kann es immer noch nicht glauben. Eigentlich wollte ich diesen Ort nie, nie wieder sehen – allein der Gedanke, noch einmal hier her zu kommen bereitet mir Gänsehaut.

Und doch verbinde ich nicht nur schlechte Erinnerungen mit der Schule. Immerhin ist dies hier der Ort, an dem ich die vier Ninja zum ersten Mal gesehen habe.


Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem sie hier eintrafen, auf der Suche nach einer geheimnisvollen Schriftrolle, die ihnen Auskunft über ihre Zukunft geben sollte.

Nachdem man sie erwischt und in den Keller gesperrt hatte, um sie später – gegen eine entsprechende Belohnung natürlich – an meinen Vater, der damals ja noch böse war, auszuliefern, wusste ich nicht, was ich tun sollte.

Einerseits wollte ich ihnen helfen, weil ich meine Chance gekommen sah, nicht immer nur als die Tochter meines Vaters gesehen zu werden und zu beweisen, dass ich nicht böse war. Andererseits hätte man mich, sollte ich auffliegen, der Schule verwiesen und wohin sollte ich dann gehen? Zu meinem bösen Vater?

Meine Mutter starb, als ich noch klein war, seit dem lebte ich auf dem Internat, wohin mich mein Vater gesteckt hatte. Ich erinnerte mich kaum noch an meine Mutter.

Aber schließlich siegte mein guter Wille und ich beschloss, alles zu riskieren, nur um der Welt zu beweisen, dass ich nicht so war, wie mein Vater.

Ich lächle bei der Erinnerung. Aber es ist ein trauriges Lächeln.


The Girl who never falls and the Ghost who never feelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt