4. Morro

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Ich beobachte den Geist schon eine ganze Weile. Er hat sich inzwischen daran gemacht, uns irgendwo hin zu bringen. Wenigstens war er so nett, mir einen Screen und ein paar Lautsprecher zu erschaffen, sodass ich hören und sehen kann, was draußen vor sich geht.

„Wo willst du hin?", frage ich schließlich.

„Na wohin wohl...zu deinen Freunden natürlich. Dein lieber Onkel hat nämlich noch etwas, das mir gehört..."

Ich runzle verärgert die Stirn. „Wu hat nichts, das nicht ihm gehört."

Er reagiert nicht, denn er ist damit beschäftigt, seinen Elementdrachen zu steuern. Dieser setzt ihn – ähm, mich – nein, uns ab. In einiger Entfernung ist bereits unser Flugsegler zu sehen.

Dann sehe ich, wie dich die Türen öffnen. Meine Freunde einschließlich Sensei Wu kommen an Deck. Ich will sie warnen, aber ich weiß, dass ich zwar sehen und hören, aber nicht sprechen kann.

„W-was hast du mit ihnen vor? Willst du ihnen etwas antun?"

Er lächelt. „Nein. Zumindest solange sie sich nicht wehren..."

„Wehe du tust ihnen was!"

„Und was willst du dann tun? DU bist nicht in der Position mir zu drohen, das ist dir klar oder?"

Ich will nicht, dass er Recht hat. Aber das hat er. Womit sollte ich ihm drohen? Ich hänge hier, an die Wand meiner eigenen Fantasie gekettet. Ich bin machtlos. Zumindest im Moment.

Sensei Wu und seine Schüler verlassen den Flugsegler, um Leyla entgegen zu kommen.

„Wo warst du?", ruft Kai.

„Wir haben uns schon Sorgen gemacht...", fügt Cole hinzu.

Der Sensei ist der erste, der merkt, dass da etwas nicht stimmt. Die auffälligste Veränderung sind Leylas Haare. Sie sind nicht mehr blond, sondern schwarz. Sie trägt komplett andere Kleidung und ihre Haut schimmert grünlich.

„L-Leyla, alles in Ordnung mit dir? Warum bist du so grün?"

„Und warum hast du dir die Haare schwarz gefärbt? Also nicht, dass es dir nicht stehen würde..."

Der Sensei ist der einzige, der die letzte Veränderung bemerkt. Leylas Augen. Sie sind nicht länger von einem klaren Grün, sondern haben innen an der Pupille eisblaue, schon beinahe weiße Ringe.

Kai will auf Leyla zustürmen, weil diese nicht auf die Rufe der Jungs reagiert hat, aber der Sensei hält ihn am Arm zurück.

„NEIN Kai, nicht!"

„A-aber Leyla..."

„Das ist nicht mehr Leyla."

Verwirrt sehen die Jungs und Nya ihren Sensei an.

„Wie meinst du das?", fragt Zane.

Die vermeintliche Leyla lacht. „Nun, in der Tat Wu, du bist immer noch so aufmerksam, wie ich dich in Erinnerung habe...aber weißt du auch, wer den Körper deiner ach so kostbaren Nichte übernommen hat?"

Wu schweigt. Die Jungs auch. Keiner von ihnen versteht, was hier vor sich geht, was mit ihrer Leyla passiert ist oder warum ihr Sensei offenbar als einziger begreift, was hier los ist.

„Du hast mir damals den Titel des Grünen Ninja verwehrt...nun besitze ich den Körper des Mädchens, dass du offenbar für würdig befunden hast, diesen Titel zu tragen...na, kommst du drauf, wer vor dir steht?"

Plötzlich ergibt für Sensei Wu alles einen Sinn...wenn auch keinen guten. Die schwarzen Haare, die eisigen Ringe um Leylas Pupillen...aber das kann doch nicht sein, oder?

The Girl who never falls and the Ghost who never feelsWhere stories live. Discover now