Sekt und Schulden

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Ein typisches Mädchen-Gekreische ließ sie wieder herumfahren. Megan war bei Victoria angekommen und die neuen anscheinend besten Freundinnen fielen sich in die Arme, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen. Caro neben ihr stöhnte genervt und Annika versuchte nicht einmal ansatzweise ein erneutes Augenverdrehen zu unterdrücken.

Nick, der in dem Moment neben Simon trat, konnte das unmöglich entgangen sein, und sein leicht amüsierter Blick bestätigte Annikas Vermutung. In dem Augenblick fühlte sie eine hauchdünne Verbindung zwischen ihnen, als könnten sie wortlos kommunizieren, als könnten sie sich wortlos miteinander verbünden und sich über die anderen heben, sich über die anderen lustig machen, als würden sie eine besondere Einheit ausmachen.

Simon legte den Arm um Nicks Schulter und sah zu Annika. "Euer lieber Trainer hier war nicht besonders zufrieden, als er nach eurem Spiel zurück gekommen ist. Ich dachte schon, dass er den Rest des Tages kein Wort mehr sagen würde."

"Ja, das Spiel wurde auch wesentlich spannender als nötig." Nicht nur Nick war unzufrieden gewesen, Annika hatte sich nach dem Spiel selber Vorwürfe gemacht, warum sie die Gegner nicht im Griff gehabt hatten.

"Ist ja klar, wenn meine beste Schützin weit unter ihrem Niveau gespielt hat", meinte Nick provokativ und Annikas Blick schnellte zu ihm. Sie war schon bereit sich zu verteidigen, als sie das schiefe Grinsen auf seinen Lippen erkannte.

"Ja, heute war nicht mein bester Tag", murmelte sie dann kleinlaut.

"Wer sagt, dass ich dich gemeint habe?", konterte Nick jetzt breit lächelnd und mit glänzenden Augen. Simon und Caro versuchten neben ihnen ein Kichern zu unterdrücken, doch Annika konnte nur schwer ihren leicht ungläubigen Blick von Nick wenden.

"Okay, okay, schon gut. Das habe ich verdient", sagte sie dann doch schmunzelnd und versuchte die anderen beiden wieder zu besänftigen. Sie nahm einen Schluck von ihrem Sekt, um ihre roten Wangen zu verbergen. Gleichzeitig war sie aber auch froh darüber, endlich wieder mit Nick kommunizieren zu können, ohne dass sie sich gleich in die Haare fuhren.

Joe trat wieder neben sie und grinste sie schief an. "Na, amüsieren wir uns?"

Caro nutzte die Gelegenheit und entfernte sich von Annika, um näher an Gab zu gelangen. Dass das für alle anderen mehr als offensichtlich war, für die beiden aber anscheinend gar nicht, brachte Annika zum Schmunzeln. "Natürlich", sagte sie an Joe gewandt.

"Gut, ich will dir nämlich noch ein paar Leute vorstellen." Joe packte sie sanft am Arm und begann sie von der Gruppe weg zu ziehen. Simon formte noch ein "Bis gleich" mit seinen Lippen und Annika zeigte einen Daumen nach oben, bevor sie Nicks unergründlichen Blick auffing, mit dem er ihr hinterher sah. 

Sie schlängelten sich durch die Tische und an aufgebrezelten Schülern vorbei, alle mit einem mehr oder weniger ernsten Gesichtsausdruck. Sie schienen sich geehrt zu fühlen, an diesem Ball teilnehmen zu dürfen. Der ganze Saal summte vor Aufregung und Spannung, wie der Abend verlaufen würde, und Annika begann zu verstehen, warum einige sich wirklich auf diesen Ball gefreut hatten.

Sie kamen auch an dem altmodischen Orchester vorbei, das hauptsächlich aus Violinisten und Cello-Spielern bestand. Wie aus dem achtzehnten Jahrhundert griffen, dachte Annika sowohl erstaunt, als auch amüsiert.

Joe ging zu einer Gruppe von Jungs, die schon vielsagend grinsten, als sie sie entdeckten. Er stellte sie ihr vor und erklärte kurz einige Merkmale seiner Kumpel.

"Das hier ist Marc, ein fauler Sack, gleichzeitig aber der größte Glückspilz der Welt."

"Hi", grinste der Dunkelhaarige und hob zum Gruß die Hand.

Spiel der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt