Verhaltenes Verhalten

Comincia dall'inizio
                                    

Als sie die Treppe hinunter lief, war sie heilfroh, dass sie immer noch ihren Ehrgeiz hatte. In den Augen vieler Menschen war Ehrgeiz etwas schlechtes, weil man dadurch oft kalt und arrogant, fast überheblich wurde. Aber für Annika war ihr Ehrgeiz ein Ansporn, eine Möglichkeit ihre Würde zu wahren. Und in Situationen wie diesen war Ehrgeiz Gold wert. Es lenkte sie von ihren eigentlichen Problemen ab und half ihr den Fokus nicht zu verlieren.

Als sie die Eingangshalle erreicht hatte, keimte wieder eine bekannte Wut in ihr auf. Wut auf Nick. Denn die letzten Wochen hatte sie nur mit Hilfe ihres Ehrgeizes überstanden. Und das zeigte nur zu deutlich, wie sehr ihr die ganze Sache im Magen lag. Wo war ihre Lebensfreude, ihre Unbeschwertheit hin? Ihre Gelassenheit? Dass nur noch ihr Ehrgeiz ihr Rettungsanker war, verhieß nichts Gutes.

Schwungvoll öffnete sie die Tür und trat in die kalte Luft. Sie atmete tief ein, als sie ihren Blick über das Waldstück vor ihr warf. Das Wetter war heute klar, blauer Himmel und Sonnenschein – aber bitterkalt.

Wie schon einige Wochen zuvor hielten zahlreiche Porsche Cayennes bereit, um die Mädels zur Duncan's Schule zu befördern. So gut wie alle Mädchen, genau so wie Nick und Laurena, waren schon davor versammelt. Annika stellte sich lächelnd neben Nora und ließ ihren Blick schweifen. Bei Victorias Anblick konnte sie sich ein Augenrollen nicht verkneifen.

Sie stand lachend bei Nick und Laurena und unterhielt sich mit ihnen. Laurena war augenscheinlich mehr als amüsiert, während Nick nicht weiter begeistert schien. Auch er sah mehr oder weniger desinteressiert durch die Gegend, bis sein Blick auf den ihren traf.

Eine halbe Sekunde gönnte Annika es sich, den Blickkontakt zu erwidern. In seine Augen zu schauen, die heute fast die gleiche Farbe wie der wolkenlose Himmel hatten. Doch nicht länger.

Sie drehte sich ganz weg, um nicht wieder in Versuchung zu kommen, ihn anzustarren. Gleichzeitig schloss sie kurz die Augen und schluckte. Wieso konnte sein Anblick und seine Anwesenheit sie nicht einfach kalt lassen?

„Ausgeschlafen?", fragte Nora sie und rieb sich aufgeregt die Hände. Sie war immer bestens auf alle Spiele eingestellt.

„Eigentlich schon. Ich will's jetzt aber hinter mich bringen", lächelte Annika. Und das stimmte. Sie hasste die Wartezeit vor einem Spiel. Sie wollte einfach anfangen! Zeigen, was sie als Team konnten und einen hundertprozentigen Einsatz liefern. Jetzt. Sofort.

"So, wie es aussieht, sind wir vollzählig!", rief Nick kurz darauf und bei dem Klang seiner Stimme beschleunigte Annikas Herzschlag sich. "Also, teilt euch auf und los geht's!"

Sie erinnerte sich an das letzte Auswärtsspiel, als Laurena krank gewesen und sie mit Nick gefahren war. Das würde sich hoffentlich nie wieder wiederholen.

Sie ging mit Nora und Jessika zu einem Wagen und hoffte, dass Victoria sich ein anderes Auto suchen würde. Was sie auch tat.

Zusammen mit Megan hüpfte sie in Nicks Wagen.

___

Nick hatte gerade das Auto, in dem er mit Laurena saß, angeschmissen, als die Hintertüren aufgingen.

"Wir dürfen doch hier mitfahren, oder?", ertönte Victorias Stimme, als sie hinter ihn rutschte. Im Rückspiegel erkannte er auch Megan, die sich in das Auto verfrachtete.

"Natürlich!", erwiderte Laurena erfreut und drehte sich im Beifahrersitz zu ihnen um. Nick sagte nichts. Er hatte eigentlich mit seiner Co-Trainerin das Spiel besprechen wollen, ohne von seiner Ex-Freundin gestört zu werden. Selbst wenn Laurena nicht dabei gewesen wäre, hätte er nicht unbedingt Victoria als Fahrpartner gewählt. Zum Glück dauerte die Fahrt nur eine knappe halbe Stunde.

Spiel der LiebeDove le storie prendono vita. Scoprilo ora