"Willst du was Gutes hören oder die Wahrheit?", grinste er jetzt und sein Blick huschte zu Annika,  die ihn perplex anstarrte. Die anderen am Tisch lachten und Peter stieß sie neckend in die Seite.

"Ich hoffe doch, dass die Wahrheit nur mit Gutem übereinstimmt", lachte Matthew und zwinkerte Annika zu. Sie war wirklich gespannt, was Nick jetzt sagen würde.

"Sagen wir mal so...", fing er an und wandte seinen Blick wieder Annika zu, die wie gebannt auf ihn starrte. Was kam jetzt? Eine neckende Bemerkung? Die schreckliche Wahrheit? Eine Entblößung? Das Glitzern in Nicks Augen ließ sie aufatmen, bevor er überhaupt angefangen hatte zu reden.

"Annika hat so viel Talent, wie ich selten gesehen habe", gab er dann ruhig zu und Stille senkte sich über den Tisch. "Sie hat so viel Potenzial, so viel Willen... Und eine ganz schön große Portion Sturheit", fügte er schmunzelnd hinzu, was vor allem Annikas Familie zustimmend zum Lachen brachte. Annika konnte ihren Blick nicht von ihrem Trainer wenden. Hatte er gerade ihre Arbeit als Handballerin anerkannt?

"Sie hat noch einiges zu lernen", fuhr er dann fort, "aber das hält sich eher im kleinen Bereich. Und ich bin mir sicher, dass Annika mit ihrem Hang zum Perfektionismus und mit eisernem Fleiß an den kleinen Details arbeiten wird, bis sie auch diese beherrscht. Vorher wird sie keine Ruhe geben." Wieder lachten die Gäste. Annika konnte nicht umhin zu bemerken, wie gut Nick sie einschätzen konnte. "Ich bin dankbar, dass ich sie in meinem Team haben darf."

"Sieh an", murmelte Peter neben Annika. "Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut bist", neckte er.

"Du hast mich auch nie spielen sehen", argumentierte sie und nahm einen Schluck von ihrem Rotwein. Ihr Großcousin lehnte sich hinter ihr zu Nick rüber.

"Hand auf's Herz. War das echt die Wahrheit?" Nick lachte kurz auf und räusperte sich.

"Naja, solange Annika zuhört, kann ich kaum eine ehrliche Antwort geben, oder?" Peter lachte und Annika wusste wieder nicht, was sie sagen sollte. Normal hatte sie doch immer eine Antwort parat!

"Wann wolltest du wieder nach Hause?", fragte sie dann aber und war froh, als Peter wieder auflachte und Nick kurz unsicher schmunzelte.

"Wenn du magst, kann ich dich mitnehmen", bot er plötzlich an und wieder wusste Annika nicht, was sie sagen sollte. Sie versuchte etwas in seinem Gesicht zu lesen. Meinte er das Ernst? Nick schien ihre Überraschung zu merken.

"Naja, die Fahrt mit dem Zug ist unendlich lang, mit dem Auto wäre es sicherlich bequemer", versuchte er sie zu überreden. Sie dachte an die Fahrt mit ihm beim Auswärtsspiel gegen Rosewood zurück und wusste nicht so recht, was sie empfand.

"Ich mag es, mit dem Zug zu fahren", kam es dann aus ihr heraus. Sie konnte selber hören, wie dämlich das klang. Ein Grinsen huschte über Nicks Gesicht, als er sie amüsiert ansah.

"Wie du willst, aber du kannst es dir ja überlegen." Er machte also keinen Rückzieher.

"Das werde ich", ergab Annika sich und wandte sich sofort ihrem Rotwein zu. Was war nur los mit ihr?

Eine halbe Stunde später, saßen die Gäste satt und zufrieden und unterhielten sich kreuz und quer über den Tisch, als Mike auf seine Idee vom Vortag zu sprechen kam. "Wer hat Lust auf einen kleinen Spaziergang bevor wir uns am Kuchen vollfressen?" Peter stöhnte leise auf, setzte dann ein ziemlich gefälschtes Lächeln auf und ergriff auch für seine Großcousine das Wort.

"Wir sind natürlich dabei!" Er zwinkerte Annika zu und leerte dann sein Rotweinglas. Auch alle anderen Gäste fanden die Idee gut, weshalb die Truppe sich erhob und in die Eingangshalle ging. Matthew holte für Daphne und Annika Gummistiefel, die im Auto verstaut waren, damit sie um die nur in Strumpfhosen eingepackten Beine nicht ganz so schrecklich frieren mussten, während die anderen Gäste ihre Mäntel und Schals anzogen. Annika atmete tief die frische Luft ein und hoffte, dass der Sauerstoff ihr gut tun würde. Sie fühlte sich komplett neben der Spur und konnte sich einfach nicht erklären, woher das kam.

Dick eingepackt warteten die kleine Gruppe vor dem Eingang auf Mike, der kurz darauf mit einigen Fackeln auftauchte.

"Damit wir auch sehen, wo wir hingehen", grinste er und machte die erste an und reichte sie seiner Frau, die ihn glücklich anstrahlte.

"Du brauchst mich nicht suchen, wenn ich plötzlich verschwunden bin", murmelte Peter neben Annika und schaute sie vielsagend an. Sie kicherte und schlug ihm auf den Arm.

"Jetzt reiß dich doch einmal zusammen, so schlimm ist es doch wirklich nicht. Du kennst doch Nick, wieso unterhältst du dich nicht mit ihm?", versuchte sie Peter's negative Stimmung ein klein wenig zu beheben.

"Ne, das überlasse ich mal schön dir." Er grinste schelmisch und ging dann einfach davon. Sie schaute ihm hinterher und verstand einmal wieder die Welt nicht. Dann nahm sie eine sachte Berührung an ihrem Arm wahr.

"Hier, Cullum", sagte Nick leise und hielt ihr eine Fackel hin. Das Schimmern der Flammen legte eine goldene Maske auf sein Gesicht, und Annika konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden.

"Äh, danke." Sie nahm die Fackel entgegen und tat einen ersten Schritt, als sie Nicks Arm sah, den er leicht in ihre Richtung gestreckt hatte. Sie schielte zu ihm rüber um sicher zu sein, dass sie das gerade richtig verstand. Nick schaute sie ruhig an.

Sie gab sich einen Ruck, hakte sich bei Nick ein und gemeinsam schlenderten sie ein kleines Stück hinter den anderen in die dunkle Nacht.

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Ich lebe noch! ;D
Zur Zeit gilt meine Aufmerksamkeit aber eher "Damn Badbabe", welches ich mit HeyGuys77 schreibe... Ich hoffe, dass ihr ein wenig nachsichtig seid ;)
Jetzt wurde es aber Zeit für ein Update!! Hat es euch gefallen?
Und danke für eure Geduld <3
Tyskerfie

Spiel der LiebeWhere stories live. Discover now