"Wieso habe ich nicht früher daran gedacht?", kam es von der anderen Seite des Tisches von Daphne. Annika versuchte Nick auszublenden, der sich gerade mit Mike unterhielt, während der Butler den Tisch deckte, Wein in Nicks Glas füllte und die Vorspeise anrichtete.

"Alles klar bei dir?", fragte Peter sie leise, woraufhin sie nur stumm nickte. Sie fuhr sich mit der Hand über ihr Kleid. Eines der Kleider, das sie an dem Abend in ihr Zimmer geschleppt hatte, wo Nick ihr geholfen hatte.

Kleid.

Abendkleid.

Nick hatte für seine Schwester in London ein Abendkleid geholt.

Für den Ball am Samstag?

"So, setzt euch bitte", ertönte in dem Moment Camille's melodische Stimme und die Gäste nahmen wieder Platz. Nick wartete, bis Annika vor ihrem Stuhl stand, und rückte ihn ihr dann zurecht, als sie sich hinsetzte. Sie ließ es zu.

Als er neben ihr Platz genommen hatte, nahm sie seinen Geruch wahr. Nicht der Geruch nach Parfüm oder Aftershave, sonder seinen Geruch. Ihre Hand zitterte leicht, als sie nach ihrem Weißweinglas griff.

"Ganz ruhig, Cullum", flüsterte er plötzlich sehr nah an ihrem Ohr und Annika drehte ihren Kopf zu ihm, die Wangen leicht gerötet. Er grinste neckend und sie konnte das Lachen in seinen Augen erkennen. Seine Augen strahlten heute in einem hellen Grauton, was wohl an seinem grauen Wollpulli lag. Kurz flatterte ihr Blick zu ihrem Kleid. Auch grau.

Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie je so sprachlos gewesen war. Sie war so überrascht Nick hier zu sehen, dass sie gar nicht wusste, wie sie reagieren, wie sie agieren sollte.

"Wie kommt es, dass ich dich hier treffe?", fragte er sie plötzlich und nahm dann eine Gabel voll Salat.

"Daphne ist meine Großtante", antwortete Annika nüchtern und nahm auch etwas von ihrem Salat. Plötzlich verspürte sie nicht mehr den größten Appetit.

"Peter ist somit dein Großcousin", schlussfolgerte er richtig.

"Was du nicht sagst, Sherlock", meinte Annika trocken und aß eine Garnele. Als die verschiedenen Gewürze ihren Geschmack auf ihrer Zunge ausbreiteten, kam ihr Appetit sofort wieder zurück. Sie hatte selten etwas so leckeres probiert.

"Wie lange bleibst du?", fragte Nick interessiert und warf Annika einen freundlichen Blick zu. So kannte sie ihn kaum.

"Bis Sonntag", kam es knapp von ihr. Sie merkte, wie Peter sie von der Seite ein wenig verwundert ansah, wahrscheinlich verstand er ihre Unhöflichkeit nicht, aber Annika war noch zu überrascht über die ganze Situation, sodass sie kaum wusste, wie sie es nur schaffen sollte zu atmen. "Und du?", fügte sie hinzu, nur um sich von ihrer netten Seite zu zeigen. Zwanghaft.

"Auch."

Annika nickte knapp, aß weiter und wünschte sich, im Erdboden versinken zu können.

Nick begann sich mit Mike zu unterhalten, während Annika von Camille angeredet wurde und in das Gespräch mit den Hendersons einstieg. Sie war sich jede Sekunde Nicks Anwesenheit bewusst. Und seiner Blicke. Als der Butler kam und den ersten Gang wegtrug und genau zwischen Annika und Nick griff, bekamen sie Blickkontakt. Bis der Butler wieder verschwunden war. Die Gänsehaut, die Annika überfallen hatte, als Nick erschienen war, wich nicht von ihrem Körper. Selbst nicht als der Hauptgang serviert worden war.

"Nick, ich muss zugeben, ich bin neugierig", hörte sie plötzlich Matthew reden, der sein Besteck zur Seite legte und Nick unverwandt ansah. "Wie schlägt sich meine Großnichte im Handball?"

Nicht das noch. Annika kniff kurz die Augen zusammen, drehte dann ihren Kopf um Nick anzuschauen, der die ganze Aufmerksamkeit des Tisches hatte. Ein kleines Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen.

Spiel der LiebeWhere stories live. Discover now