thirty eight

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Erleichtert betrat ich den Flur von Eriks Haus. Der Duft von Pizza kam mir entgegen, bevor ich die vielen, durcheinander schreienden Stimmen wahrnahm. Ich ordnete sie Marco, Mats und Erik zu. Schnell hing ich meine Jacke an die Garderobe, bevor ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer begab. Mein erster Blick wanderte zum Esstisch, auf dem drei aufgeklappte Pizzakartons standen. Der Vierte war noch sicher verschlossen. Erst, als ich die Stimme von Erik wahrnahm, die definitiv einen wütenden Unterton hatte, wendete ich meinen Blick von den Pizzen ab und den drei Männern zu. Sie spielten Fifa. Erik und Marco waren an der Reihe. Mats hingegen schaute als Unbeteiligter zu, warf manchmal nur irgendwelche Kommentare mit ein.
Er war auch der Erste, der mich wahrnahm. "Hi Becca! Und? Wie ist's gelaufen?" Ich legte meine Stirn in Falten. Wie ist was gelaufen? Mein Bewerbungsgespräch? Woher wusste er davon? "Erik hat's vorhin erzählt. Also los." Er klopfte auf den freien Platz neben sich. "Setz dich zu uns und erzähl."

Er brauchte mir nicht zwei Mal anzubieten, mich zu ihnen zu setzen, denn in mir waren die Glücksgefühle so groß, dass ich es am Liebsten quer durch die Straße geschrien hätte. "Der Chef war erst Mal mega locker drauf. Er wollte, dass ich jegliche Höflichkeitsform - wie das Siezen - weglasse. Dann wollte er mich wieder wegschicken, weil er meinte, ich gehe noch zur Schule und sie unbedingt eine Aushilfe für morgens brauchen. Es verlief eigentlich alles recht problemlos... Nur denkt er jetzt, meine Eltern haben ein Café in Amerika." Ich schaute die drei jungen Männer an, die mich daraufhin nur fragend anstarrten. "Ich wollte mein Privatleben nicht zu sehr preisgeben."

"Hast du den Job jetzt, oder nicht?", fragte Marco, der unbedingt wieder weiterspielen wollte. Ohne einen Ton von mir zu geben, nickte ich einfach, woraufhin mein Blick zu Erik wanderte, der mich fast schon stolz ansah. "Aber jetzt, spielt mal weiter. Macht es euch was aus, wenn ich mir was von der Pizza klaue? Wollte etwas aufräumen, aber hab richtig hunger..."

"Der vierte Karton ist extra für dich! Schinken-Käse-Pizza. Die magst du doch so gerne.", meinte Erik, bevor er das Spiel wieder startete. "Guten Appetit, Maus."

***

Eigentlich noch gar nicht müde, schmiss ich mich auf das Bett und kuschelte mich in die Decke. Erik war duschen, weswegen ich etwas gelangweilt die Muster der Bettwäsche nachfuhr. Ich lauschte dem Wasser, bis es von Erik abgestellt wurde und er nur wenige Sekunden später aus dem Bad trat. Nur mit einer Boxershort bekleidet. Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, als er sich nur wenig später neben mich fallen ließ. "Du schläfst ja noch gar nicht." Seine Augen huschten über mein Gesicht, als ich leicht meinen Kopf schüttelte. Kurz darauf spürte ich seine Hände auf meiner Hüfte und wurde auf ihn gezogen. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust, ich konnte seinem Herzschlag lauschen, während er mir einen kurzen Kuss auf meinen Haaransatz gab. Gedanken spukten mir wieder in meinem Kopf herum. Gedanken, die ich durch das Abendessen, die Begegnung mit meiner Mutter und den Aushilfsjob, total vergessen hatte.

Ich richtete mich wieder auf, schaute Erik einfach nur in die Augen. Das Grün schien intensiver zu sein als je zuvor. Bevor er irgendwas sagen konnte, schloss ich die Lücke zwischen uns Beiden und führte unsere Lippen zusammen. Zuerst schien Erik mehr als überrascht, fing sich allerdings schnell wieder, woraufhin unsere Zungen erneut miteinander kämpften. Das Kribbeln in meiner Magengegend schien langsam aber sicher einige Etagen nach unten zu wandern, als ich seine Hände an meinem Hintern spürte. Sie waren nicht sehr lange an der Stelle, bis sie unter mein Shirt wanderten. Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper, als er mich von sich runter drückte und er sich binnen weniger Sekunden über mir befand. Er unterbrach den Kuss nur ungern, bevor er mir das T-Shirt von meinem Körper strich. Seine Lippen wanderten zu meinem Hals, saugten an der empfindlichen Haut, während sich jeder Muskel in meinem Körper anspannte. Ich merkte, wie sich mein Atem beschleunigte, als Erik's Küsse zu meinem Schlüsselbein wanderten. Ein unbekanntes Gefühl, das sich durchaus gut anfühlte, machte sich in mir breit. Ich war mir sicher: Mein erstes Mal wollte ich mit ihm erleben!

Schwer atmend löste er sich von mir, schaute mir in meine Augen, knabberte angestrengt auf seiner Unterlippe herum. Er wollte wieder von mir runter, das alles hier abbrechen. Oder? Bevor er auf solch eine Idee kam, griff ich nach seinem Handgelenk. "Erik. Ich will mein erstes Mal mit dir...", flüsterte ich, hatte Angst, ich würde die Stimmung zerstören. "Jetzt..." Ich beobachtete, wie sich ein kleines, schiefes Lächeln auf seinen Lippen bildete, seine ganzen Sorgen schienen wie weggeblasen zu sein. Dann küsste er mich erneut. Mit einer Leidenschaft, die ich noch nie zuvor von einem Menschen erhalten hatte.

Nach wenigen Augenblicken wanderten meine Hände seine Brust hinauf zu seinen dunkelblonden Haaren. Sie vergruben sich in ihnen. Es fühlte sich alles so richtig an. Meine Gedanken, ob es womöglich wehtun könnte, waren wie ausgeblendet. Ich folgte einfach den sanften Bewegungen seiner weichen Lippen. Ich spürte wieder seine Zunge, die über meine Unterlippe strich und somit um Erlaubnis bat, die ich ihm natürlich gewehrte. Seine Zunge führte mich, während sie miteinander tanzten. Das unbekannte und überragende Gefühl war stärker als zuvor. Seine Hände wanderten von meinem Gesicht, langsam über meinen Oberkörper wieder bis zu meinem Po. Dann griff er nach meiner Hand, entfernte sie von seinen Haaren und legte sie an seine Hüfte. Fast so, als würde er mir zeigen wollen, wie ich mich verhalten solle. Ein zittriger Atemzug entwich aus meinem Mund, während meine Gedanken zu meinem alten Leben schweiften. Bis vor einigen Monaten hätte ich nie damit gerechnet, dass es einmal soweit kommen würde.

Ich erlebte mein erstes Mal mit einem ehemaligen Hotelgast.

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