twenty eight

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Beccas Sicht:

''Also, dann lass mal hören: Wie gut ist dein Deutsch mittlerweile?'' Ich musste lächeln, war durchaus stolz auf mich, dass ich den Satz verstehen konnte, als die blonde Frau vor mir saß und mich abwartend anschaute. Die braunen Augen gaben mir sowas wie Sicherheit, als ich begann, wenn auch in einem starken, amerikanischen Akzent, etwas über mich zu erzählen.

''Also ich bin Rebecca Miller, bin neunzehn Jahre alt und wohne seit mittlerweile fast drei Monaten hier in Deutschland, genauer gesagt in Dortmund.'', antwortete ich. In meinem Gehirn legte ich mir meine weiteren Sätze zurecht. ''Ich denke, ich habe uhm... gute Einschritte gemacht?''

''Fortschritte!''

''Richtig, Fortschritte...'', verbesserte ich mich und musste grinsen. ''Denken Sie, dass ich mich jetzt endlich bewerben kann? In diesem Café?'' Meine Unterlippe verfing sich mit meinen Zähnen, während meine Lehrerin mich genau musterte. ''Oder soll ich vielleicht noch weiterhin zu Ihnen kommen?''

''Nun..'' Die junge Frau lächelte mich ehrlich an. ''Sie kennen die Grundlagen dieser Sprache. Mein Geschäftssinn meint natürlich, dass sie noch weiter zu mir kommen sollten, allerdings sag ich Ihnen als, nun ja, Bekannte, dass Sie es hiermit geschafft haben. Zwar weiß ich, dass Sie noch nicht alle Gegenstände und Wörter kennen, aber Sie haben mit Sicherheit Leute um sich, die Ihnen auch in Zukunft weiter helfen werden, richtig?'' Ich nickte eifrig, was meine Gegenüber zum Lachen brachte.

''Vielen Dank! Wirklich! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...''

''Gehen Sie nach Hause, meine Liebe. Sie brauchen mir nicht danken.'', meinte die Frau freundlich, woraufhin ich schon fast überstürzt aufsprang und aus dem Haus stürmte. Der kalte Oktoberwind blies mir um die Ohren, weswegen ich mich noch mehr in die Jacke kuschelte. Mein Blick wanderte über die leere Straße, als ich mich immer näher meinem Zuhause näherte. Es war gerade ein Mal kurz nach zwölf Uhr, weswegen die Schüler noch immer die Schulbank drückten und die Älteren auf der Arbeit schufteten. Nur ab und zu kreuzte ein Auto meinen Weg.

Nach einem kurzen Spaziergang befand ich mich wieder bei Erik zu Hause. Auch er war noch nicht zurück, hatte Training und würde wahrscheinlich erst im Laufe der nächsten Stunde wieder zurück sein. Er wusste nichts von meinem Deutschkurs, wenn ich soweit war sollte das eine Überraschung werden. Ich bezahlte den Unterricht von meinem letzten Geld, weil ich darauf spekulierte als Aushilfe in dem Café um die Ecke angenommen zu werden. Jetzt war es soweit. Ich konnte Deutsch, wenn auch noch nicht all zu sicher. Dennoch konnte ich mich verständigen. Endlich schien es wieder bergauf zu gehen. Die Beziehung zu Erik verlief mehr als gut, wir schienen immer mehr zusammen zu wachsen. Wir harmonierten perfekt.

Müde ließ ich mich auf die Couch fallen, machte mir gar nicht erst die Mühe, den Fernseher anzuschalten. Die Aufregung in mir hatte langsam nachgelassen und wich der Müdigkeit. Die Nacht zuvor konnte ich nicht wirklich gut schlafen, hatte viel lieber Erik dabei beobachtet und immer mal wieder mit seinen Fingern gespielt. Meine Augenlider wurden immer schwerer, bis ich letztendlich in der Traumwelt verschwand.

Seine wundervollen Augen trafen auf meine, bevor er wieder über mich kletterte und unsere Lippen vereinte. In dem Kuss lagen keinerlei Gefühle, ich nahm einfach nur die Lust war, die wir beide anscheinend dank des Alkohol empfanden.

Ich spürte wie seine Hände unter mein Kleid wanderten. Vorsichtig strichen sie über meine Haut, bis hin zu meinen Bauchnabel, wo sie erst Mal ruhten. Kurz darauf löste er sich von mir, beobachtete mich genau. Das Lächeln, das auf seinen Lippen lag, machte mich fast schon verrückt. Ein ungewohntes Gefühl breitete sich in meinem gesamten Körper auf, während sich seine Atmung beschleunigte. Eine Weile schaute er mich einfach nur an, bis er aus einer Art Trance gerissen wurde. Sein Lächeln verschwand augenblicklich und er richtete sich sichtlich verwirrt wieder auf. "Du solltest schlafen, Becca.", meinte er knapp, wollte sich wieder hinstellen und somit aus meinem Zimmer verschwinden, allerdings war ich schneller, konnte ihn festhalten.

"Bitte bleib heute bei mir.", flüsterte ich, was auf Erik's Gesicht ein Lächeln verursachte. Ich konnte ein kleines Nicken wahrnehmen, bevor er sich seine Schuhe von den Füßen strich und aus dem Anzug schlüpfte. Sein Blick lag wieder auf mir, als er zu mir in das Bett stieg. Ich hatte plötzlich einfach nur noch das Bedürfnis, zu schlafen. "W-würdest du das Licht ausmachen?" Ohne zu antworten wurde es wenig später dunkel in dem Raum, nur die typischen Stadtlichter ließen etwas Licht in den Raum fallen.

So schnell wie möglich schälte ich mich aus dem weißen, engen Kleid und ließ mich zurück in das Bett fallen. Wenig später bekam ich auch schon nichts mehr mit, verschwand in der völligen Dunkelheit vor meinen Augen.

Augenblicklich riss ich meine Augen auf. Die Antwort auf das Rätsel war gegeben. Erik und ich hatten in dieser unglaublich verwirrenden Nacht nicht miteinander geschlafen. Wir hatten es vor, aber haben es nicht getan. Ein unglaublicher Stein fiel mir von meinem Herzen. Ich war noch Jungfrau. Ich hatte mich keinem Fremden hingegeben. Erleichtert atmete ich aus.

Erst, als ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde und kurz darauf in ihr Schloss fiel, richtete ich mich von dem Sofa auf. Ich lehnte mich an den Türrahmen und beobachtete Erik, der sich gerade seine Jacke von den Schultern streifte. Sein Blick fiel auf mich, woraufhin sich ein Lächeln auf seinem Gesicht bildete. Bevor er allerdings zu mir kam, hing er die Jacke an die Garderobe. "Und? Wie war dein Tag so?", fragte Erik - natürlich in Englisch - und legte seine Arme um mich. Wenig später spürte ich seine warmen Lippen auf meinen, was mein Herzschlag beschleunigte. "Du hast mir gefehlt..."

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