thirty two

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Meine Stimme war wie verschwunden, was ich versuchte mit einem Räuspern rückgängig zu machen. Allerdings schien es mir nicht zu helfen, stattdessen bewegte ich mich aus dem Auto und ging zur Haustür. Erik folgte mir, bevor er mich eintreten ließ. Ich spürte seinen Blick auf mir, allerdings wollte ich gerade nicht reden. Ich fühlte mich schlecht. Wollte mich einfach nur irgendwo verkriechen und Erik nicht unter die Augen treten. Aber das war mir nicht vergönnt - immerhin wohnte ich bei ihm. Ich fischte nach dem Handy in meiner Hosentasche, bevor ich die Treppe nach oben ging. ''Ich bin irgendwie müde, leg mich schlafen...'', murmelte ich nebenbei, ließ Erik gar keine Möglichkeit zu antworten und verschwand im Schlafzimmer. Enttäuscht und gleichzeitig verwirrt ließ ich mich auf das Bett fallen und tippte eine Nachricht an Cathy. Ich bat um ihre Hilfe, hatte keine Ahnung, wie ich das Problem angehen sollte.

Becca: Cathy... Das, was Vanessa gesagt hat... Es macht mich total fertig. Allein der Gedanke daran, dass Erik bei seiner Ex war... Ich weiß nicht, was ich machen soll. Bin vorhin einfach ins Schlafzimmer verschwunden, hatte noch nicht die Kraft dazu, irgendwas in der Richtung zu sagen. Was würdest du in meiner Situation tun?

Zu meinem Glück musste ich nicht wirklich lange auf eine Antwort warten. Cathy: Du musst mit ihm sprechen! Zwar glaube ich wirklich nicht daran, dass er was mit Vanessa hatte, aber wenn du weiterhin schweigst, wird sich das alles nie aufklären und ihr würdet euch voneinander entfernen. Glaub mir, das würdest du mehr als bereuen...

Zweifel hatten immer noch Besitz von meinem Körper ergriffen, ich wollte Cathy gerade antworten, als sich die Tür leise öffnete. Trotz dem ich fast schon damit rechnen konnte, wanderte mein Blick verwirrt zu der Tür, in der Erik stand und mich fast schon besorgt musterte. Mein Herz schmerzte bei dem Anblick, dennoch richtete ich mich auf und setzte mich im Schneidersitz auf das Bett, mit meinem Rücken gegen die Rückenlehne gelehnt. ''W-wir müssen reden...'', murmelte ich und wendete meinen Blick von ihm ab, fand plötzlich die Bettwäsche mehr als interessant.

Einige Sekunden passierte nichts, bis sich plötzlich Schritte auf das Bett zubewegten und ich aus den Augenwinkeln erkennen konnte, wie sich Erik nur einige Zentimeter von mir entfernt niederließ. ''Was ist passiert?'' Seine Stimme war ernst und dennoch so liebevoll, innerlich hasste ich ihn schon fast dafür, dass er solch eine Show abzog. Konnte er nicht ehrlich sein? Mir sagen, dass er noch was von seiner Ex will? Ich würde sofort, ohne Widerworte, meine Sachen packen... Obwohl ich auch, ohne, dass er mir das sagte, jetzt schon mit dem Gedanken spielte, auszuziehen. Es verletzte mich, dass ich ihn so falsch eingeschätzt hatte. Tränen brannten schon wieder in meinen Augen, was Erik anscheinend mitbekam. Seine Hand griff nach meiner, was mich zusammenzucken ließ.

Fast schon zu schnell entfernte ich seine Hand von meiner und schaute ihm direkt in seine Augen. Die Besorgnis war deutlich zu erkennen, allerdings wollte ich mich dadurch nicht irritieren lassen. ''Ich weiß es.''

''Du weißt was?'' Erik legte seinen Kopf schief, woraufhin ich kopfschüttelnd den Blickkontakt brach. Selbst jetzt wollte er es noch nicht zugeben. Ich wusste verdammt nochmal, dass er was mit seiner Ex-Freundin am Laufen hatte. Ich wusste es doch! Er brauchte es nicht mehr vor mir zu verheimlichen. Zwei Gefühle, die ich so stark wie nie verspürte, drangen sich in den Vordergrund. Trauer und Wut.

''Ich weiß, dass du gestern bei deiner Ex warst!'' Meine Stimme war leise, was ich allerdings so schnell wie möglich ändern wollte. Er sollte wissen, dass niemand - auch er nicht - so mit mir umgehen konnte. ''Wenn du noch was von ihr willst, dann hättest du verdammt nochmal keine Beziehung mit mir eingehen sollen! Das ist krank, Erik. Dachtest du wirklich, du könntest das geheimhalten?''

''Von was redest du überhaupt?''

Ich stand vom Bett auf, wollte Abstand gewinnen, bevor ich meine Arme vor meiner Brust verschränkte. ''Vanessa war beim Training, Erik, dein Geheimnis ist aufgeflogen.'' Ich spürte, wie mir einige Tränen aus meinen Augen flossen, die ich allerdings so schnell wie möglich verschwinden ließ. ''Wieso tust du mir das an?'', fragte ich, meine Stimme so leise, dass ich fast schon damit rechnete, er hätte nichts von meinen Worten mitbekommen. Die Traurigkeit darüber, dass auch Erik nicht anders war, als andere mir nahe stehenden Personen, brachte mich fast um. Wieso? Wieso musste ausgerechnet mein Leben so verlaufen? Ich hatte doch nie irgendetwas böses getan... Das einzige, was mir das Karma vielleicht heimzahlen wollte, waren die wenigen, kleinen Notlügen. Die allerdings verwendete jeder Mensch irgendwann mal in seinem Leben. Warum wurde das alles ausgerechnet mir zum Verhängnis?

Ich konnte beobachten, wie sich jeder Muskel in Erik's Körper anspannte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, während auch er sich vom Bett erhob. ''Was hat sie dir erzählt?'' Seine Stimme war ernst, was eine Gänsehaut auf meinem Körper bilden ließ. Sein Auftreten schüchterte mich ehrlich gesagt etwas ein, allerdings versuchte ich diesen Fakt zu ignorieren und hielt dem Blickkontakt stand.

''Das du bei ihr warst. Gestern.''

''Dann hat sie aber nur die halbe Wahrheit erzählt.''

Ich schnaubte und schüttelte meinen Kopf. ''Die reicht mir. Ich will nicht noch jedes Detail eures Abenteuers aufgetischt bekommen.'', keifte ich und hatte meine Tränen wieder unter Kontrolle. ''Versuch mir jetzt ja nicht irgendwas anderes zu sagen. Denkst du, ich glaube daran, dass ihr bei ihr zu Hause einfach nur Däumchen gedreht habt?''

''Ich war nicht bei ihr zu Hause, Becca!'' Erik's Stimme war ruhig, aber dennoch voller Energie, weswegen er mich zum Schweigen brachte. ''Ich hab keine Ahnung, wieso sie so 'nen Dreck von sich gibt, aber ich war verdammt nochmal nicht bei ihr zu Hause! Was denkst du bitte von mir?''

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