nineteen

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Eriks Sicht:

Gelangweilt schmiss ich mich auf das Bett und starrte an die Decke. Becca war gerade damit beschäftigt, ihre Kleidungsstücke in einen Schrank zu räumen und meinte, dass ich ihr nicht helfen konnte. Mats hatte seine Sachen schon längst in Beccas altes Zimmer gebracht und war daraufhin verschwunden. Wahrscheinlich wartete er bereits in der Lobby auf seine Freundin. ''Erik?'' Ich erschrak etwas, als ich Becca wahrnahm, die sich neben mich auf das Bett gesetzt hatte und mich etwas nachdenklich beobachtete. ''Kann ich dich mal was fragen?''

Ein Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht. ''Ob du kannst, weiß ich nicht, aber du darfst.'', meinte ich und musste mir ein Lachen verkneifen, als sie gespielt genervt ihre Augen verdrehte. ''Also, was liegt dir denn auf dem Herzen, Schätz'chen?''

''Schätzchen?'', fragte sie und legte ihren Kopf schief, bevor sie einige Sekunden später wieder eine normale Haltung annahm. ''Jedenfalls... Mir ist wieder ein kleiner Teil von der Nacht eingefallen, denke ich. Etwas von dieser Hochzeit.'' Sie wendete ihren Blick von mir ab und beobachtete ihre Fingerspitzen, die das Muster der Bettwäsche nach fuhren. ''Nicht wirklich viel, einfach nur, dass du Mats darum gebeten hast, alles aufzunehmen, damit wir in zwanzig Jahren noch Erinnerungen an diesen Tagen haben.'' Ich seufzte deutlich hörbar. ''Und an mein ziemlich bescheuertes Kichern nach jedem Satz, den du gesagt hast.'', fügte sie etwas kleinlaut hinzu, was mich wieder zum Grinsen brachte.

''Mehr nicht?''

''Nein, leider nicht.'', antwortete sie etwas bedrückt, woraufhin ich nach ihrer Hand griff und sie aufmunternd drückte. ''Aber meine Frage war, ob du dich vielleicht mittlerweile wieder an etwas erinnern kannst?''

Ich presste meine Lippen aufeinander und schüttelte meinen Kopf. Es tat mir wirklich leid, sie enttäuschen zu müssen. ''Erinnern kann ich mich an nichts.'', antwortete ich, stand allerdings von dem Bett auf und lief zu meiner Jacke, in der mein Geldbeutel versteckt war. Natürlich war dort nicht wirklich viel Geld drin - immerhin hörte man von immer mehr Diebstählen an Touristen - aber mir ist gestern etwas wirklich auffälliges in die Hände gefallen. Eine Rechnung, an die ich mich nicht erinnern konnte. Im ersten Moment dachte ich mir nichts dabei, hatte sie einfach wieder unordentlich zu den anderen Quittungen gesteckt, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher wurde es, dass es sich bei diesem Stück Papier um die Rechnung der Eheringe handelte. ''Aber mir ist gestern was aufgefallen.'' Ich übergab ihr das Papier, das ich nirgends zuordnen konnte.

Becca's Augen überflogen die Rechnung, bis sich ihre Augen weiteten. ''D-du hast viel zu viel Geld dafür ausgegeben.'', stammelte sie, zog sich den Ring von ihrer Hand und drückte ihn mir in die Hand. ''Wir müssen die zurückbringen!''

***

''Das hat doch keinen Zweck, wir wissen nicht Mal, wo wir lang gelaufen sind. Die Straße kann überall sein!'' Die Mittagssonne prallte auf uns nieder, während Becca versuchte irgendwas auf ihrem Handy herauszufinden. Allerdings schien das alles fast unmöglich, trotz der höchsten Helligkeitsstufe erkannte man absolut gar nichts.

''Wir können zur Not auch einfach einen Taxifahrer beten, uns dort hin zufahren.'', antwortete sie knapp, bevor sie entnervt ihr Handy in ihre Handtasche plumpsen ließ. ''Ich kann nicht damit leben, dass du so viel Geld für diese Ringe ausgegeben hast... Wenn wir die nicht zurück bringen, hasse ich mich dafür!''

Ich trat auf sie zu und legte meinen Arm um ihre Schultern, damit ich sie etwas zu mir ziehen konnte. ''Dir ist klar, dass ich Fußballer bin und mir diese Summe nicht wirklich weh tut, oder?'' Etwas beschämt schaute sie auf ihre Füße, was mich zum Lächeln brachte. ''Du bist schon niedlich, Becca.'', lachte ich, woraufhin sich ihre Wangen in ein leichtes Rosa verfärbten. Sie weckte plötzlich so viele, neue Gefühle in mir. In ihrer Nähe setzte plötzlich wieder mein Beschützerinstinkt ein, den ich abgelegt hatte, als sich meine Ex-Freundin von mir trennte. Becca schien das alles wieder zum Vorschein zu bringen. Sie verwirrte mich.

''Ich fühl mich aber nicht wohl bei der Sache, Erik. Das ist dein Geld, das wegen eines Fehlers in diese bescheuerten Ringe geflossen ist.'', murmelte sie und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. ''Das tut mir wirklich leid.'' Nun schien auch sie aufgegeben zu haben, den Juwelier noch zu finden. Las Vegas war groß. Zu groß, um das alles an einem Tag zu regeln. Vor allem, wenn Becca sich eigentlich noch erholen sollte.

Ohne zu Überlegen nahm ich sie in den Arm, wusste, dass Schuldgefühle sie daran hinderten, mir in die Augen zu schauen. Sie war so leicht zu durchschauen. ''Du kannst da am aller Wenigsten für, Becca.'', flüsterte ich und drückte ihr einen Kuss auf ihre Stirn. ''Das muss dir nicht leid tun. Ich verspreche dir, wir werden uns darum noch kümmern.'' Mein Blick wanderte zu einer Uhr, die an einem Gebäude angebracht war. Es war kurz vor fünf Uhr. ''Wir sollten langsam wieder zurück zum Hotel. Mats fällt uns noch vor lauter Aufregung die Treppe runter - das sollten wir nicht riskieren'' Meine Augen huschten über ihr Gesicht und nahmen ein Grinsen war, das ihr Lippen umspielte.

''Du bist unglaublich, Erik!'', kicherte sie, bevor sie nach meiner Hand griff und mich mit sich zog. ''Wieso bist du nicht früher hier her gekommen? Ich hätte eine Person wie dich durchaus gebrauchen können!''

20/11/2015

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