three

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Unfähig etwas zu sagen, blickte ich den berühmten Fußballer an, bevor ich etwas perplex nickte. ''Ich habe Zeit.'' Meine Stimme klang verwundert, allerdings war ich auch mehr als verwirrt und machte mir wirklich keine Mühe, das zu verbergen. Ich dachte, er hätte mich in eine Schublade gesteckt mit anderen Hotelerben. Wie Paris Hilton oder so. Aber er benahm sich nicht so, als würde er von mir denken, ich sei abgehoben und weltfremd. Er behandelte mich wie ein normales Mädchen - ein Mädchen, das ihm in diesem Moment helfen konnte. Vermutlich aber auch nur aus Höflichkeit... ''Sind Ihre Koffer schon auf Ihrem Zimmer, Mister Dur-''

''Nenn mich ruhig Erik, bist ja in meinem Alter.'' Er schaute zu seiner Begleitung und redete einige Sätze in seiner Heimatsprache mit ihm, bevor er sich mir zuwendete. ''Es wäre aber auch bestimmt einfacher für unsere Unterhaltung, wenn ich deinen Vornamen auch kennen würde.''

Ich musste Grinsen. Erik schien so unbefangen zu sein, so offen. Er wirkte auf mich, als hätte er ein großes Herz. Allerdings konnte ich mir genau so gut vorstellen, dass er ein kleiner Macho war und öfter kleinere Affären hatte. ''Ich bin Rebecca.'', antwortete ich und schaute ihm in seine Augen. Er war wirklich interessant.

''Also Becca: Würdest du mir zeigen, wo ich Essen kann?''

''Becca?'', flüsterte ich und legte unbewusst meinen Kopf schief. Niemand hatte mich je Becca genannt. Ich war immer nur Rebecca, Liebes oder Kleines. Selbst meine Großeltern, die eine etwas bessere Beziehung zu mir hatten, als meine Eltern, nannten mich Rebecca. Nur in Einzelfällen kam der Name Liebes über ihre Lippen. Ab und zu auch Mal Kleines. Allerdings war mir Becca völlig unbekannt.

''Sag jetzt bloß nicht, dass du von mir erwartest, ich nenne dich Rebecca.'' Er gluckste bevor er grinsend seinen Kopf schüttelte. ''Das werde ich nicht und es ist mir ziemlich egal, was du davon hältst.'' Er zwinkerte mir zu, woraufhin ich Lachen musste. Becca... Ich musste schon sagen, dass mir der Name durchaus gefiel. Ich machte mir nur Sorgen um die Reaktion meiner Eltern, wenn sie Wind davon bekommen würden, dass ich das erste Mal in meinem Leben einen Spitznamen hatte. Ich wusste, dass ihnen das alles nicht sehr gefallen würde.

***

Etwas erschöpft strich ich mir eine Haarsträhne aus meinem Gesicht und ließ die Tür hinter mir in ihr Schloss fallen. Erleichtert schlüpfte ich aus meinen Schuhen und stellte sie ordentlich in meinen Schuhschrank, bevor ich unser Wohnzimmer betrat. Ich erwartete eigentlich meine Großeltern, doch als ich Tina hier herum irren sah, wurde ich stutzig. ''Tina? Wo sind Oma und Opa hin?'' Tina war die einzige Angestellte in diesem Hotel, mit der ich mich halbwegs wie eine Freundin unterhalten konnte. Sie war acht Jahre älter, hatte all meine Probleme schon hinter sich, weswegen sie mir super helfen konnte.

''Oh, du bist schon wieder da.'' Sie richtete ein Kissen auf der Couch, bevor sie sich mir zuwendete. ''Sie meinten, dass sie einen Termin haben. Irgendwas kurzfristig. Ich kann dir nicht sagen wohin sie sind, aber sie meinten, dass sie bald wieder da wären.'' Ich nickte, bevor ich meine Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammenband. Ich trug diese Frisur nur selten, immer, wenn meine Familie nicht da war, da ich wusste, dass sie nur ordentliche Frisuren mochten. ''Sie sind vor etwa einer Stunde aus dem Haus.''

''Okay, Danke dir.'', antwortete ich lächelnd. ''Willst du was trinken?''

''Du weißt genau, dass ich nichts annehmen darf.'' Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust, bevor sie mich genau musterte. Ich zuckte mit meinen Schultern, bevor ich mir ein Glas mit Cola aus dem Kühlschrank nahm. ''Also gut, ein kleines Glas Sprudel, aber nur, wenn du mir sagst, was mit dir los ist.'' Grinsend stellte ich ihr das Glas auf den Tisch, während sie sich hinsetzte und mich neugierig musterte. ''Also dann, schieß mal los.''

Ich seufzte, während ich nach den richtigen Worten suchte. ''Wie findest du den Namen Becca?'' Meine Zähne verfingen sich mit meiner Unterlippe, während ich sie abwartend anschaute. Anfangs schien ich in ihren Augen Verwirrung erkennen zu können, die schnell aber wieder verschwand und einer verständnisvollen Miene wich.

''Wer nennt dich denn so? Und was sagen deine Eltern dazu?''

Ein Grinsen huschte über mein Gesicht. Sie wusste einfach genau, worauf ich hinaus will. ''Meine Eltern wissen nichts davon... Ich will ihnen davon auch nichts erzählen. Wenn sie raus finden würden, wer mich so nennt, würden sie mich ein Leben lang in meinem Zimmer einsperren, verstehst du? Ich weiß nur nicht, ob ich ihm erzählen soll, wie meine Eltern so drauf sind - also ob ich ihn praktisch vorwarnen soll. Hab irgendwie Angst davor, dass er dann denkt, ich sei genau so irre und er sich deswegen von mir entfernt. Ich find ihn nämlich irgendwie... interessant..., weißt du?'' Tina strahlte mich wissend an, bevor sie nickte.

''Du kennst ihn erst seit heute, richtig?'' Ich nickte. ''Dann sag's ihm noch nicht, überrumpel ihn nicht so mit allen Informationen. Aber halte ihn von deinen Eltern fern, damit er dich nicht in deren Gegenwart bei deinem neuen Spitznamen nennt. Wenn ihr euch etwas öfter trifft, kannst du ihn langsam einweihen.'' Sie trank ihr Glas leer, bevor sie sich wieder aufrichtete und ihre Kleidung glatt strich. ''Nimm es mir nicht übel, aber ich hab noch 12 weitere Zimmer auf meinem Plan stehen.. Wir reden ein anderes Mal weiter, ja? Du bekommst das alles schon hin, ich glaub an dich!'' Bevor ich antworten konnte, verschwand sie aus dem Raum und ließ mich somit allein mit meinen Gedanken zurück.

Aber sie hatte recht. Ich sollte ihm nicht direkt mein ganzes Leben offenbaren. Zu mal er einfach nur Gast in unserem Hotel war. Ich sollte weiterhin eine gewisse Distanz einhalten, auch wenn mich sein Leben, seine Art unglaublich anzog.

05/08/2015

MarriedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt