twenty three

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Ich nahm zwei Gläser aus dem Schrank über der Spüle, stellte sie auf die Arbeitsplatte und schüttete in beide etwas von der wirklich sehr kalten Cola. Dankbar darüber, dass ich meinen trockenen Hals bald los sein würde, nahm ich einige große Schlücke, als Erik ebenfalls die Küche betrat. ''Du hast auch an mich gedacht?''

''Klar, hattest in den letzten Stunden immerhin genau so wenig zu trinken gehabt, wie ich.'', meinte ich und lächelte, als er das Glas dankbar annahm und ebenfalls genüsslich einige Schlücke trank.

''Dein Gepäck steht in meinem Zimmer. Wenn du willst, kannst du deine Sachen in den Schrank räumen, hab dir etwas Platz geschafft.'', meinte Erik. ''Es sei denn du hast so viel eingepackt, dass es dort nicht reinpassen sollte. Aber das bezweifle ich stark.'' Ich musste lachen, als ich an ihm vorbei ging, wieder in den Flur und die Treppe nach oben hüpfte. Kaum war ich oben angekommen, spürte ich zwei Hände an meiner Hüfte, die mich durch eine Tür schoben. Vor mir tauchte ein Schlafzimmer auf, das wirklich gemütlich war. Und, anders als erwartet, stand hier ein Doppelbett. Erik der Scherzkeks. ''Also, dort ist der Schrank, die komplette linke Hälfte gehört dir. Im Bad-'' Seine Hände lagen noch immer auf meiner Hüfte, als er mich zu einer weiteren Tür drehte. ''Ist auch Platz für deine Sachen. Tob dich aus!''

''Ich darf einfach so alle Sachen hier irgendwo einräumen?''

Ich drehte mich um, um Erik wieder in die Augen zuschauen. ''Natürlich, du wohnst jetzt hier. Fühl dich wie zu Hause!'', rief er. Kurz darauf ließ er sich auf das Bett fallen und beobachtete mich aus seinen Augenwinkeln. Ohne ihn weiter zu beachten, öffnete ich meinen Koffer und schmiss die Teile raus, die etwas unordentlich aussahen. So ordentlich wie möglich legte ich die hauptsächlich kurzen T-Shirt und Tops zusammen und verfrachtete sie in meine Hälfte des Schrankes. All das versuchte ich mit all meinen Teilen, bis ich letztendlich zu meiner Unterwäsche kam. Es war mir fast schon peinlich, diese vor Erik in den Schrank zu räumen, weswegen ich den Koffer wieder schloss. Mein Blick wanderte zu dem jungen Mann, der mittlerweile auf seinem Bett saß und mich mit hochgezogener Augenbraue anschaute. ''Deine Sachen waren für Deutschland ziemlich knapp. Hast du nicht irgendwelche Pullover eingepackt? Im Winter wirst du echt Probleme bekommen, Becca...''

''Ich hab all das eingepackt, was mein Kleiderschrank hergab. Wintersachen besitze ich um ehrlich zu sein nicht... In Las Vegas ist es immer warm, egal, welcher Monat.'', murmelte ich. Erst jetzt wurde mir wieder bewusst, dass es hier kälter war, als in meiner Heimat. ''Sagst du mir, wo ich hier shoppen gehen kann? Am besten günstig? Und wo die nächste Bank ist, damit ich die Dollar los werde?''

''Nein.''

''Nein?''

Erik lachte, bevor er vom Bett aufstand und nach dem Schlüssel griff, der sich auf dem Schreibtisch in seinem Schlafzimmer befand. ''Ich fahre dich. Dann kann ich dir auch bei der Gelegenheit meine Heimat zeigen. Ist wichtig, dass sich meine Ehefrau auch in meiner Heimat zurecht findet.'' Nun war ich diejenige, die lachen musste. Er war verrückt. Mehr als verrückt.

***

Es war unglaublich. In Las Vegas war es gerade kurz nach drei Uhr am morgen, während es hier 12 Uhr Mittags war. Ich hatte immer gewaltig Angst vor diesem Jet lag, allerdings spürte ich zu meiner Überraschung nichts davon.
Gerade saßen wir in einem Eiscafé, vor mir ein wirklich lecker aussehender Schokobecher, neben mir drei vollgepackte Tüten. Erik saß auf einem Stuhl gegenüber von mit, hatte sich ebenfalls einen Eisbecher bestellt, der allerdings noch nicht gekommen war. "Bist du zu frieden mit deinen Sachen?"

Ich schaute von dem Schokoladeneis auf und schaute direkt in die Augen von Erik. Ein Lächeln huschte über meinen Gesicht, als ich nickte. Ich hatte wirklich viel kaufen können, neue Jeans, Jacken, Pullover, Winterstiefel. Jetzt war ich durchaus gerüstet für die kälteren Monate hier in Deutschland.

"Du, sag mal, Becca?" Etwas verwirrt legte ich meinen Kopf schief, als Erik grinste. "Wir sollten noch nach Unterwäsche für dich schauen, hab nicht gesehen, dass du welche in den Schrank geräumt hast." Meine Augen wurden größer und ich spürte schon richtig, wie sich meine Wangen rot färbten, als Erik mir grinsend zu zwinkerte.

"N-nein uhm-" Zur Ablenkung trank ich etwas von meiner Cola. "Ich hab welche dabei.", murmelte ich. Mir war das schon ziemlich peinlich, was Erik versuchte grinsend auszunutzen.

"Dir brauch das nicht peinlich zu sein, ich geh die gerne mit dir kaufen."

Ich hielt die Luft an und schüttelte meinen immer noch hochroten Kopf. "Lass nur, ich hab wirklich genug dabei - aber danke.", antwortete ich und widmete mich meinem Eisbecher. Er war aufmerksamer, als ich gedacht hatte... "Erik? Wie viel kostet deins? Ich lad dich ein!" Die Zeit verflog ziemlich schnell, wir hatten beide schon unsere Sachen leer, unterhielten uns dennoch ziemlich gut und ziemlich lang. Es war mittlerweile halb zwei.

"Bist du verrückt?", rief Erik, kramte nach seinem Geldbeutel und schüttelte seinen Kopf. "Du willst mich kastrieren! Ich wusste es." Bevor ich reagieren konnte, hob er seine Hand und ein Kellner steuerte auf uns zu. Ohne mir Blickkontakt zu schenken, zählte er unsere Sachen auf, die Erik daraufhin ziemlich schnell bezahlte. Trotz dem das alles in Deutsch war, wusste ich genau, wie viel das alles kostet. Genau so schnell, wie der Kellner aufgetaucht war, verschwand er auch wieder. Schmollend lehnte ich mich in dem Stuhl zurück und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. "Wie wär's mit danke?" Ein selbstgefälliges Grinsen hatte sich mittlerweile auf seinem Gesicht gebildet.

"Ich wollte das bezahlen!", jammerte ich, musste mir ein Lachen unterdrücken. Erik zuckte nur mit den Schultern, stand vom Stuhl auf und nahm wie selbstverständlich meine Tüten.

"Sage niemals einem Mann, dass du für ihn bezahlen willst - das krazt an seiner Männlichkeit."

17/12/2015

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