twenty seven

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Erik's Sicht:

Ich musste Lächeln. Becca erfreute sich an den kleinen Dingen im Leben. An Dingen, die an manch anderen spurlos vorbei zogen. Sie freute sich darüber, dass sie gestern zusammen mit mir die Schöne und das Biest schauen konnte. ''Ist selbstverständlich, Becca.'', meinte ich. Gerade als ich mich wieder dem Geschirrspüler zuwenden wollte, spürte ich ihre kleine Hand, die fest meine umschloss und mich in meinem Tun stoppte.

''Eben nicht.'', meinte sie. Ihre Augen lachten mich an, strahlten nur so vor sich hin. ''Du tust so viel für mich, obwohl ich einfach nur irgendein fremdes Mädchen bin. Ich bin dir so unendlich dankbar. Du hast mir in den vier Wochen, die wir zusammen verbracht haben, mehr Interesse entgegen gebracht, als meine Familie in den letzten zwei Jahren.'' Ihr Stimme war nur noch ein Flüstern, was die Worte, die sie sagte, nur noch verdeutlichte. Sie musste schon so vieles miterleben. Vieles, was einer jungen Frau in ihrem Alter einfach hätte erspart werden sollen.

''Becca-''

''Nein, Erik, lass das. Das, was du für mich tust ist alles andere als selbstverständlich.'', unterbrach sie mich und ein kleines Lächeln umspielte wieder ihre Lippen. Erst jetzt fiel mir auf, wie nahe wir uns waren. Es trennten uns nur einige Zentimeter. Zentimeter, die mir fast wie Meter vorkamen. Ich wollte sie näher ziehen, näher bei mir haben. Sie sollte wissen, dass sie bei mir immer willkommen war. Becca war das Mädchen, dass mich endlich wieder aus dem Loch zog. Aus dieser Phase heraus, in der ich als Single viel zu viel Scheißdreck angestellt hatte. ''Erik, du hast es innerhalb von vier Wochen geschafft, dass ich mich in dich verliebe.''

Ich hielt die Luft an, während mein Herz einige Schläge aussetzte. Hatte sie diese Worte tatsächlich in den Mund genommen oder war das alles nur eine Art Wunschvorstellung? Ihre Hand, die immer noch fest mit meiner umschlossen war, wurde plötzlich kalt, während sich in ihren Augen kleine Tränen bildeten. Warum?
Ich spürte, wie sie sich zusammen riss und ihre Tränen hinunter schluckte. Verdammt, Erik, sag doch endlich was - du brauchst viel zu lange. So schnell ich konnte öffnete ich meinen Mund, schloss ihn daraufhin aber sofort wieder, da sowieso kein einziger Ton aus meiner Kehle kommen würde. Stattdessen tat ich einfach das, was ich mir schon eine ganze Weile lang wünschte. Endlich ließ ich den Abstand zwischen mir und ihr verschwinden. Vorsichtig legte ich meine Hände an ihre Wange, strich mit meinem Daumen über ihre unglaublich weichen, rosafarbenen Lippen. In ihren blauen Augen lag ein Ausdruck von Überraschung, erst, als meine Lippen kurz ihre streiften, schloss sie diese. Endlich konnte ich auch die letzten Zentimeter zwischen uns überwinden, legte meine Lippen auf ihre. In diesem Moment schien die Welt stehen zu bleiben, ich verlor jegliches Zeitgefühl, spürte nur noch ihre weichen Lippen, die so perfekt zu meinen passten.

Beccas Hände wanderten in meinen Nacken, zogen mich noch etwas nach unten, was mich etwas zum Lächeln brachte. Sie musste wohl die ganze Zeit auf ihren Zehenspitzen gestanden haben, was ihr doch irgendwie unbequem geworden war. Etwas wehleidig spürte ich, wie sie sich nur einige Momente später als Erste von dem Kuss löste und etwas von mir wegstolperte. Während ihre Augen lachten, zeigte ihre sonstige Körpersprache nicht, dass es hier gefallen hatte. Im Gegenteil. Sie schien sich gegen all das zu sträuben.

Verwirrt griff ich nun nach ihren beiden Händen und zog sie wieder näher zu mir. So nah, dass ich sie ohne Probleme in meine Arme ziehen konnte. Irgendwas stimmte nicht mit ihr. ''Es tut mir leid.'', murmelte das Mädchen in meinen Armen nach einigen Sekunden. Ihre Stimme war belegt, fast so, als würde sie sich schämen.

''Was tut dir leid?''

''Das hier. Du verdienst jemand besseres.''

Als ihre Worte zu mir durchdrangen, rissen sie mir fast mein Herz aus der Brust, verursachten unglaubliche Traurigkeit in mir. ''Was redest du da?'', flüsterte ich und schob sie nur leicht von mir, so, dass ich ihre Körperwärme noch immer spüren konnte, ihr aber in diese wunderschönen Augen schauen konnte. ''Wie kommst du auf so einen Schwachsinn?''

''Ich weiß doch nichts mit einer Beziehung anzufangen! Ich kann dir nicht das geben, was du verdient hast, Erik. Hier gibt es so viele Mädchen, die für dich zum Mond und wieder zurück fliegen würden. Die können dir viel mehr bieten, als ich es kann.''

Ich schüttelte meinen Kopf. ''Und willst du deswegen für den Rest deines Lebens alleine bleiben?'' Meine Daumen strichen vorsichtig über ihre Handflächen. ''Du hast selbst gesagt, dass es für alles ein erstes Mal gibt. Auch für Beziehungen. Wir mussten da alle durch - auch ich. Nur, weil du mit 19 noch nicht die Erfahrungen gesammelt hast, die andere Mädchen in deinem Alter schon vor einigen Jahren gemacht haben, heißt das nicht, dass du dich für immer von Männern fern halten musst. Verdammt, Becca ich liebe dich! Nur dich! Mir ist egal, was mir andere bieten könnten. Ich will dich.'' Ich hatte Angst. Angst davor, dass sie mich von sich wegstoßen würde. Ich brauchte sie. Sie war der Grund warum ich die letzten Tage mit einem Lächeln aufwachte. Sie war morgens mein erster Gedanke und am Abend mein letzter. Alleine sie und keine andere.

Meine Augen fixierten ihre und ich konnte förmlich spüren, wie sie mit sich selbst kämpfte. Sie schien nach Worten zu suchen, die sie aber nicht fand, bis sie letztendlich den Blickkontakt brach. Ich wollte das allerdings nicht auf mir sitzen lassen, zwang sie dazu, mich anzusehen. ''Wie wäre es für dich, wenn wir das mit uns erst Mal versuchen. Du kannst mir jeder Zeit sagen, wenn es dir zu viel wird, ich werde es akzeptieren.'' Innerlich betete ich, dass sie ja sagen würde, allerdings rutschte mir mein Herz in meine Hose, als ich das leichte Kopfschütteln des Mädchens vor mir wahrnahm.

''Nein, Erik.'', flüsterte sie, woraufhin ihr Kopfschütteln deutlicher wurde. ''Ich liebe dich, aber wenn wir das mit uns versuchen, dann richtig. Ich will eine richtige Beziehung mit dem Mann, den ich liebe, nicht sowas unsicheres.'' Sie lächelte leicht, was mein Herz wieder schneller schlagen ließ. ''Aber du darfst mir nicht böse sein, wenn ich was tue, was in eine Beziehung nicht angebracht. Sag mir dann einfach, was ich verändern soll, okay?''

''Du kannst da nicht wirklich was falsch machen, Becca.'' Mein Daumen strich wieder über ihre Unterlippe. ''Aber du hast mein Wort: Ich werde dir zeigen, wie sich zwei Personen verhalten, wenn sie in einer Beziehung sind.''

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