four

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Ich schreckte auf, als ich hörte, wie die Tür aufging. Mein Blick wanderte zu der Uhr, es war kurz vor acht. Ich musste wohl eingeschlafen sein. ''Es freut mich wirklich, Sie in unserem Hotel begrüßen zu dürfen, Mister Durm.'' Meine Augen wurden größer und ich hielt die Luft an. Erik? Er war hier? Zusammen mit meinen Eltern? Scheiße.

So schnell, wie ich nur konnte, versuchte ich all mein Chaos aufzuräumen. Alle Chipstüten verschwanden unter die Couch, während ich die Kissen wieder ordentlich auf dem Sofa ablegte. Gerade als ich bemerkte, dass ich immer noch den unordentlichen Dutt trug, wurde das Licht angeknipst. ''Rebecca, Kind, wie sieht's denn hier aus?'' Meine Mutter schaute sich um und fand eine Decke vor, die ich wohl während ich geschlafen hatte, von dem Sofa geschmissen hatte. ''Und wie siehst du überhaupt aus? Wir sagten doch, dass wir noch Besuch bekommen.'', flüsterte sie aufgebracht, als sie neben mir stand. Ich schnaubte. Sie hatten mir nichts von einem bevorstehenden Besuch gesagt. Und hätte ich gewusst, dass Erik kommen würde, hätte ich ihm auch erzählt, was meine Eltern von Spitznamen hielten.

''Sorry, i-ich bin eingeschlafen.'' Ich räusperte mich und schaute zu meinem Vater, der mich genau so tadelnd ansah, wie meine Mutter. Fast schon beschämt wollte ich meinen Blick abwenden, als ich Erik bemerkte, der grinsend etwas abseits stand. Mein Herz setzte einige Schläge aus, ich befürchtete, dass der Tag kein gutes Ende nehmen würde.

Mein Vater deutete mir, dass ich zu ihm treten solle, was ich auch ohne Widerrede tat. Er schaute zu Erik, setzte sein typisches Grinsen auf. ''Mister Durm, das ist meine Tochter Rebecca. Wir müssen uns für sie entschuldigen. Der Empfang war nun wirklich nicht der Beste, aber Sie müssten sowas sicherlich kennen. Sind ja immerhin Fußballer.'' Mein Mund klappte etwas auf, als die Worte meines Vaters die Stille durchbrachen. Was hatte das mit Fußballern zu tun? Jeder Mensch war irgendwann mal müde und wollte schlafen. Mir war klar, dass die Bemerkung nur ein gut verpackter Seitenhieb gegenüber Erik's Beruf war. Meine Eltern hielten beide nichts von Fußball.

''Wir kennen uns bereits.'', grinste Erik, woraufhin ich auf meiner Unterlippe herumkaute. Meine Augen trafen auf seine, bevor ich zu meinem Vater schaute, der alles andere als erfreut aussah. Er wollte mir schon immer jeglichen Kontakt zu Jungs verbieten. Selbst in der Schule. Ich ging die meiste Zeit auf ein reines Mädcheninternat, bis dann mit 14 das Verbot etwas gelockert wurde und ich auf eine Privatschule durfte. Meine Eltern meinten zu diesem Zeitpunkt, dass sie mir vertrauen würden, allerdings war ich mir sicher, dass sie darauf hofften ich würde mit einem Anwalts- oder Arztsohn zusammenkommen. Vergeblich. Ich hatte mein Abitur ohne näheren Kontakt zu Jungs absolviert, war nur mit ihnen gut befreundet. Für eine Beziehung waren die alle meiner Meinung nach nicht geeignet. Alles junge Männer, die meinen, sich alles erlauben zu können.

''So? Woher denn?''

''Ich habe ihn heute Morgen das Hotel gezeigt, Pa.'', warf ich schnell ein, woraufhin seine Gesichtszüge etwas weicher wurden. Es erschrak mich, dass er mir noch immer so wenig vertraute, allerdings war ich auch erleichtert, dass er sich damit zufrieden gab und darauf verzichtete, eine unnötige Szene daraus zu machen. ''Erik? Kann ich dich kurz mal sprechen?'' Mir war klar, dass ich ihn jetzt bitten musste, auf meinen Spitznamen zu verzichten. ''Es ist wichtig.''

Etwas verwirrt nickte er, woraufhin ich mich mit einem kleinen 'Bin gleich wieder da' bei meinen Eltern entschuldigte und ihn aus unserer Wohnung zog. ''Ist alles in Ordnung, Becca?''

''Shhht. Sag den Namen nicht.'', meinte ich schon fast panisch und zog ihn etwas von der Wohnungstür, weil ich darauf wettete, dass meine Eltern lauschen würden. ''Nicht heute Abend, okay?''

''Ich dachte wir wären uns einig: Ich nenne dich nicht Rebecca.'' Er grinste leicht, was mich in diesem Moment fast verrückt machte. ''Deine Eltern haben doch nichts dagegen, oder?'' Nun war er derjenige, der seinen Kopf etwas schief hielt und mich genau musterte. Ich nickte als Antwort nur heftig, woraufhin ein Lachen durch die leeren Gänge fegte. ''Du verarschst mich, Becca.'' Sein deutscher Akzent schien in seinen Sätzen so präsent zu sein, wie noch nie.

''Ich verarsche dich nicht, Erik. Du hast keine Ahnung, wie meine Eltern drauf sind. Sie kontrollieren fast alles, was ich mache und haben es mir verboten, irgendeinen anderen Namen anzunehmen. Als Tochter von Hotelerben soll ich mich ja nicht auf solch einen Schwachsinn einlassen. Es ist mein Ernst. Wenn die das herausfinden sperren die mich ein Leben lang in meinem Zimmer ein. Und du würdest auch nicht wirklich leicht davon kommen. Glaub mir. Nenn mich heute Abend einfach Rebecca - nenn mich einfach in Gegenwart meiner Eltern bei meinem vollen Namen, okay?'' Ich hatte wirklich Angst, dass Erik meine Warnung nicht ernst nahm, war aber deutlich erleichtert, als er mich mit großen Augen musterte und kurz darauf Luft empört ausatmete.

''Ich werde dich heute allerdings Becca nennen, Rebecca.'', lächelte er, woraufhin langsam aber sicher die Wut in mir hoch kam. ''Aber nicht in Anwesenheit deiner Eltern, keine Sorge.'' Sein Grinsen wurde breiter, als er meine Verwirrung wahrnahm. Er trat mehrere Schritte auf mich zu, bevor er nach meiner Hand griff und mich hinter sich herzog.

Was war los?

12/08/2015

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