eight

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Ohne ein Wort zu sagen drückte ich Erik wieder in mein Zimmer und schloss die Tür. So schnell wie möglich stürzte ich mich auf meine Klamotten, schmiss sie in einen Wäschekorb in meinem angrenzenden Bad und versuchte mein Bett so schnell wie möglich und gleichzeitig so ordentlich wie möglich zu machen. ''Was machst du da?'' Erik stand mit verschränkten Armen neben meiner Zimmertür und beobachtete grinsend, wie ich den Ehering von meinen Fingern nahm und in meine Hosentasche stopfte. Ich gab ihm keine Antwort, griff einfach nach einem Haargummi und band meine blonden Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz.

''Nimm den Ring bitte ab.''

''Was?'' Erik's Stimme war einige Tonlagen zu hoch, was mich unter anderen Umständen sicherlich zum Lachen gebracht hätte. ''Würdest du mir bitte sagen, was du vor hast?''

''Meine Großeltern.'', setzte ich an und griff nach seiner Hand, um den Ring eigenhändig verschwinden zu lassen. ''Sie sind gerade durch die Tür rein. Wir gehen da jetzt gleich raus und sagen, dass der Frühstückstisch für sie gedeckt wurde und dass wir schon gegessen haben, okay? Du sagst nichts, absolut gar nichts davon, dass du hier bei mir geschlafen hast. Wir sagen einfach, dass wir jetzt noch in die Stadt gehen. Der Ring muss nur ab, damit sie auch wirklich keinen Verdacht schöpfen... Ich will sie am aller wenigsten enttäuschen.'', flüsterte ich, woraufhin Erik verständnisvoll nickte, mir den Goldring aus der Hand nahm und ihn in seine Hosentasche steckte. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel Geld wir für dieses kleine, vergoldete, runde Ding ausgegeben hatten.

Ich griff nach meiner schwarzen Tasche, die auf meinem Schreibtischstuhl Patz gefunden hatte, band sie mir um und schlenderte dann, gefolgt von Erik aus meinem Zimmer in unser Wohnzimmer. Wie erwartet fand ich dort meine Großeltern vor. Mein Opa schaute hungrig auf die vielen Lebensmittel, während meine Oma die Erste war, die uns beide wahrnahm. ''Morgen Oma, Morgen Opa. Ihr seid schon da?'', lächelte ich und war innerlich wirklich erstaunt, dass ich so sicher war. Ich log eigentlich nie und bin immer davon ausgegangen, dass ich richtig mies in solchen Sachen war.

''Guten Morgen, Liebes. Du hast schon Besuch?'' Mein Opa lächelte Erik zu, der daraufhin ein herzliches Hallo in den Raum warf.

''Ja, Erik und ich wollten uns jetzt noch etwas die Stadt anschauen. Der Tisch hat Sofie extra für euch gedeckt - ist sie nicht ein Engel?'' Ich ging in den Hausflur und griff nach meinen üblichen, hohen Schuhen.

''Wollt ihr nicht mit uns essen, ihr könntet uns wirklich gerne Gesellschaft leisten. Von der Jugend umgeben zu sein ist auch mal wieder schön.'', lächelte meine Oma, woraufhin Erik dankend den Kopf schüttelte.

''Das ist wirklich mehr als lieb von Ihnen, Ma'am, aber wir hatten schon unser Frühstück.'', meinte er und öffnete die Wohnungstür, die zum Flur führte. Seine Augen trafen auf meine, bevor ich wieder zu meinen Großeltern schaute, die keinen Verdacht zu schöpfen schienen. Ich trat neben Erik, der kurz darauf noch ein 'schönen Tag' in die Wohnung warf und dann die Tür hinter uns schloss. Erst, als wir uns im Aufzug befanden, traute er sich, etwas zu sagen. ''Hätte nicht damit gerechnet, dass du so gut im Lügen bist. Machst du sowas öfter?''

Ich gluckste und schüttelte meinen Kopf. ''Nein, absolut gar nicht.'' Meine Augen waren auf die roten Zahlen über den Aufzugstüren gerichtet, die sich jede zehn Sekunden veränderten. Schnell waren wir im Erdgeschoss angelangt und traten in die pompöse Lobby, die mal wieder vor Gästen nur so wimmelte. Ich machte mir fast schon Sorgen, dass meine Eltern hier unten irgendwo rum lungerten, als ich neben Erik herging und aus den Ausgang stolperte. Die warmen Sonnenstrahlen trafen auf meine, wegen der Nervosität, ausgekühlten Hände, während der angenehme Wind verhinderte, dass die Menschen hier auf der Straße, einen Sonnenstich bekamen. Heute war wohl ein Tag, an dem man sich locker über mehrere Stunden in der Natur, fernab von Häusern, aufhalten konnte. ''Also gut, was jetzt?'' Die Tabletten, die ich Erik versprochen hatte, konnte ich ihm nicht mehr geben, weswegen es mir fast schon leid tat, dass er sich fast ununterbrochen die Schläfen massierte. ''Du? Wir müssen das heute nicht machen... Solang wir das alles so verheimlichen können, ist das in Ordnung. Willst du nicht erst Mal deinen Kater ausschlafen?''

"Nein, wir erledigen das so schnell wie möglich. Kann ja auch sein, dass es ein riesiges Missverständnis ist und die Ringe einfach nur aus irgendeinem Kaugummiautomaten stammen." Ich schüttelte leicht meinen Kopf, was Erik allerdings nicht mitbekam. Er wollte sich mit seiner Antwort selbst froh machen, der Wahrheit so lange aus dem Weg gehen, bis eindeutig fest stand, dass wir verheiratet waren. War irgendwie auch verständlich. "Was ist überhaupt mit dir? Du trinkst das erste Mal in deinem Leben Alkohol, bist völlig dicht und quälst dich nicht Mal mit Übelkeit. Was ist dein Trick?" Er legte einen Arm um meine Schulter und schlenderte mit mir die Straße entlang, auf der mir gestern Abend so viele alkoholisierte Gruppen entgegen kamen. "Das kann doch nicht normal sein. Hast du vielleicht doch irgendwann mal zu tief in's Glas geguckt, hmm?" Er piekste mir neckend in die Seite, weswegen ich mich wirklich beherrschen musste, ihn nicht anzuschreien. Wenn ich was nicht leiden konnte, dann waren das die nervigen, kurzen Stiche im Bereich meiner Rippen. Igitt.

"Nein.", antwortete ich und schüttelte meinen Kopf. "Ich habe Kopfweh, allerdings weiß ich, wie man das nach außen, für einen längeren Zeitraum, verstecken kann. Das ist mehr oder weniger ein Vorteil an dem Leben mit meiner Familie: man lernt zu überspielen, wie es einem wirklich geht.", antwortete ich. "Kann ganz nützlich sein."

02/09/2015

MarriedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt