seventeen

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Etwas verloren stand ich in dem viel größeren Zimmer und wartete darauf, dass die beiden Männer fertig wurden. Es war mittlerweile kurz vor zehn Uhr und ich hatte die beiden vor zwanzig Minuten mehr oder weniger wach gemacht. Erik hatte mir ziemlich verschlafen die Tür aufgemacht, nur mit einer engen, schwarzen Boxershort bekleidet, was ihm in dem Moment total egal war.
Mir allerdings nicht. Meine Wangen schienen noch immer in dem blutrot zu leuchten, als ich jetzt in dem Raum stand und auf ihn und Mats wartete, damit wir zusammen zum Frühstücken gehen konnten. Erik's Auftreten hat mich erneut an den Morgen erinnert, an dem er so neben mir lag. Ich brauchte unbedingt all meine Erinnerungen zurück.

''Sorry, dass wir dich warten gelassen haben.'' Fast schon zeitgleich traten die Beiden aus ihren Badezimmern. Sie sahen jetzt schon wieder viel frischer aus, erholter als noch vor einigen Minuten. ''Wie hast du denn geschlafen?'', fragte Erik, legte einen Arm um meine Schultern und trat zusammen mit mir auf den Flur.

''Überraschend gut.'', antwortete ich und schaute zu Mats, der mir fast schon etwas leid tat. Immer, wenn ich bei ihnen war, musste sich Erik um mich kümmern. Zu meiner Überraschung allerdings schien ihm das kaum was auszumachen. Er strahlte förmlich vor sich hin. ''Was ist in Mats gefahren?'', wisperte ich Erik zu, der daraufhin gluckste.

''Die Liebe, die wundervolle Liebe.'', lachte Erik und kassierte sich daraufhin einen wütenden Blick von Mats. ''Er vermisst seine Cathy, die daraufhin beschlossen hat in den nächsten Tagen zu uns zustoßen.'' Erik blickte Mats an und wackelte mit seinen Augenbrauen, was mich zum Grinsen brachte. Was ein Dödel... ''Na ja, ich denke wir müssen uns dann wohl 'ne andere Zimmeraufteilung überlegen. Ich wette, dass die zwei Turteltauben ein Zimmer für sich haben wollen.''

Ich nickte und musste Lachen, als ich Mats beobachtete, der Erik am Liebsten an den Hals gesprungen wäre. ''Ja, verständlich.'', antwortete ich und konnte mir vorstellen, dass Mats das komplette Thema auf die Nerven ging. Er war so ein Mensch, der nicht wirklich gerne im Mittelpunkt sein wollte, viel lieber behielt er einiges für sich und hielt sich im Hintergrund. Er schien es förmlich zu hassen, wenn sich alle Gesprächsthemen um ihn drehten. ''Ich habe eine Frage an euch...'', murmelte ich, als sich die Aufzugtüren schlossen und nur wir drei in dem kleinen Raum standen. ''Denkt ihr, ich sollte mich bei meinen Großeltern melden?''

***

Ich nahm einige Schlucke meines Kaffees und beobachtete, wie so oft in meinem Leben, die vielen, verschiedenen Leute. Einige Familien verbrachten ihren Urlaub hier, während man auch hin und wieder au ein Pärchen stieß. Meine Augen blieben auf einem Paar liegen, die mich so unglaublich in ihren Bann zogen. Die beiden schienen sich wirklich zu lieben, hielten fast ununterbrochen Blickkontakt, lachten viel. Sie sahen für mich wie das perfekte Pärchen aus. ''Becca, du  träumst.'' Ich zuckte zusammen, als ich Erik's Stimme wahrnahm. Schnell wendete ich meinen Blick zu ihm un schaute in diese unglaublichen und bekannten Augen.

''T-tut mir leid.'', murmelte ich und biss in mein Brötchen, dass ich mir vor einigen Minuten belegt hatte. Eigentlich hatte ich wirklich nicht viel hunger, wollte ihn einfach nur nicht weiter anschauen. Irgendwie war es mir peinlich, dass er mitbekommen hatte, dass ich dieses Paar fast schon verträumt angeschaut hatte.

"Du hattest noch nie so eine Beziehung, richtig?"

Ich musste aufpassen, dass ich mich nicht an meinem heißen Kaffee verschluckte, als ich die Frage von Erik verstand. Verwundert schaute ich zu ihm und nahm das Grinsen auf seinem Gesicht wahr. "Ich- also, nein. Ich meine doch! Irgendwie?" Innerlich schlug ich mir gegen meine Stirn. Ich sollte bevor ich redete wirklich nachdenken. Was war das denn bitte für eine bescheuerte Antwort?

Wie nicht anders zu erwarten, wurde das Grinsen auf Erik's Gesicht nur noch breiter. Neugierig lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und schaut mich mit verschränkten Armen an. "Du bist mittlerweile 19 und willst mir sagen, dass du noch keine Beziehung hattest?" Ich presste meine Augen zusammen und nahm tief Luft, bevor ich auf meiner Unterlippe herum kaute. Überrascht, dass ich das ohne Schmerzen tun konnte, zuckte ich mit meinen Schultern und schaute auf den jungen Mann vor mir. Aus seinem Grinsen wurde ein aufmunterndes Lächeln. "Deine Eltern?" Ich nickte. "Haben sie dir das verboten?"

"Mehr oder weniger.", antwortete ich und schaute erneut auf das Paar. Ich war schon fast neidisch auf die Beiden. "War 'ne Zeit lang auf irgendwelchen Mädcheninternat, die mir mehr geschadet hatten. Irgendwann hatten meine Eltern wenigstens etwas nachgelassen und ich kam das erste Mal mit Jungs in Berührung. Aber das waren alles nur irgendwelche abgehobenen Söhne von reichen Anwälten..."

"Und die waren nichts für dich.", antwortete Erik und nickte verstehend.

"Nein"

Zuerst schien es, als würde das Thema damit beendet sein, bis Erik dann doch noch eine Frage einfiel. "Du warst also noch nie richtig verliebt?" Meine Augen wurden größer, während mir mein Herz in meine Hose rutschte. Doch, das war ich, aber eigentlich hatte ich vor, das alles für mich zu behalten. Und überhaupt: sollte man sowas seinem jetzigen Ehemann sagen?

Ich räusperte mich. "Doch, ich denke schon.", flüsterte ich. "Aber ich hatte noch nie wirklich Glück, weswegen ich auch die Hoffnung auf die große Liebe fast schon aufgegeben habe."

Erik schüttelte fast schon enttäuscht seinen Kopf. "Die gibt es, Becca. Vertrau mir."

Wenn ich damals gewusst hätte, dass ich meiner großen Liebe schon längst über den Weg gelaufen war, hätte dieser Dialog komplett anders geendet...

04/11/2015

MarriedWhere stories live. Discover now