twenty two

818 39 7
                                    

Verwirrt öffnete ich meine Augen. Wo war ich? Mein Blick wanderte neben mich, wo mein Blick auf ein bekanntes Augenpaar traf. ''Du musst dich anschnallen, wir landen gleich.'', lächelte Erik, woraufhin ich fast schon zu euphorisch das tat, was von mir befohlen wurde. Die Nervosität stieg bis ins unermessliche. Gleich würde ich deutschen Boden betreten. Auf einem komplett anderen Kontinent. Europa. Ohne darüber nachzudenken griff ich nach Erik's Hand und verankerte sie mit meiner, während ich fast schon auf seinen Schoß krabbelte, um einen Blick aus dem kleinen, runden Fenster zu werfen. Unglaublich. ''Uhm, Becca? Ich will dir ja jetzt wirklich nicht die Laune verderben, aber wir können in Dortmund nicht mehr so miteinander umgehen, wie in Las Vegas..'' Meine Augen wanderten wieder zu Erik, der wie gebannt auf unsere Hände starrte. Oh, richtig.

Wie auf Kommando nahm ich meine Hand von seiner. ''Tut mir leid.'', flüsterte ich, woraufhin sich ein Grinsen auf seinem Gesicht bildete. Kurz darauf lehnte ich mich wieder in dem Sitz zurück und versuchte mich zu beruhigen, in dem ich mich einfach im Flugzeug umschaute. Mein Blick stoppte erst bei Mats und Cathy, die etwas weiter weg von uns ihren Platz gefunden hatten. Sie schienen sich wirklich gut zu unterhalten, lachten ab und zu, bis Cathy ihren Blick ebenfalls schweifen ließ und mich bemerkte. Sie grinste mich glücklich an, was ich nur erwiderte. Ich hatte mich tatsächlich getraut in ein anderes Land zu fliegen, landete gleich wirklich in Deutschland.

Das konnte doch nicht wahr sein...

***

Meine Augen schweiften über die vielen Werbetafeln, über die Nummernschilder, bis hin zu den Straßennamen, als ich neben Erik in seinem Auto saß. Im Radio liefen Songs, die mir durchaus bekannt waren, bis hin zu Liedern, die ich noch nie in meinem Leben gehört hatte. Der Nachrichtensprecher redete so schnell deutsch, dass ich nur einzelne Wortfetzen wahrnehmen konnte. Ich war in Deutschland.
Ich hatte nie jemandem davon erzählt, aber es war für mich wirklich ein Traum endlich hierher zu kommen. Schon im Grundschulalter, als wir in Erdkunde die einzelnen Kontinente und Länder durchgingen, hatte mich Deutschland fasziniert. Ich wusste nicht wieso, aber dieses Land zog mich in seinen Bann.

''Geht's dir gut?''

Mit großen Augen schaute ich zu Erik, der gerade an einer Ampel stand und mich ebenfalls musterte. ''Mir geht's bestens!'', antwortete ich, woraufhin Erik grinste. ''Ich kann jetzt schon sagen, dass ich es hier liebe, Erik - das alles ist so... faszinierend. Und so anders.'' Meine Augen hingen erneut an einem Werbeplakat. Ich versuchte mit meinen Schuldeutsch einiges zu entschlüsseln, was mir allerdings nur bei wenigen Sachen gelang. ''Ich mach mir nur Sorgen um die Sprache...''

Ein bekanntes Lachen war zu hören. ''Wir sind nicht am Arsch der Welt, hier kann jeder so viel Englisch, dass du dich schon zurecht finden wirst. Außerdem hast du noch mich - ich kann dir alles übersetzen, wenn du willst.'', antwortete er. ''Um die Sprache solltest du dir am wenigsten Sorgen machen, Schätz'chen'' Ich lächelte. Erik woltle sich, trotz dem wir in Deutschland waren, immer noch um mich kümmern. Mein Herz machte einen Hüpfer. Er würde mich nicht links liegen lassen. ''Und weißt du was, Becca? Mir kann es egal sein, was die Medien schreiben: Ich werde dich in den Arm nehmen, deine Hand halten und dich meinetwegen auch küssen, wann ich es will. Ich bin Fußballer und nicht wegen meines Privatlebens bekannt. Vergiss das, was ich dir vorhin gesagt habe, ja?''

Ich kicherte und nickte stumm, konnte auch nicht wirklich was sagen, denn plötzlich hielt der Wagen. Erik zog den Schlüssel und schnallte sich ab, was ich ihm gleich tat und auf den Asphalt trat. Mein Blick wanderte über die Wohngegend. Wunderschöne, wirklich teuer aussehende Häuser standen in einem großen Abstand überall. Alle mit einem wirklich hohen Zaun umringt. Sicherheitssysteme? Wohnten hier nur berühmte Leute? Leute, die sich Sorgen um ihre Sicherheit machen mussten? ''Wohnen hier noch andere bekannte Leute?''

''Etwas weiter die Straße runter hat Marco Reus ein Haus. Du kennst ihn vielleicht: Ebenfalls Fußballer. Und wenn du eine Einfahrt früher nimmst, kommst du in die Straße, in der Mats zusammen mit Cathy wohnt. Die anderen, die hier wohnen, sind Angeber-Ehepaare, die die Häuser nur gekauft haben, um ihrer Verwandtschaft aufzutischen, wie reich sie sind.'' Erik zuckte mit seinen Schultern, griff nach meiner Hand und lotste mich zur Haustür, bevor er erneut zum Auto joggte und unsere Gepäckstücke zu mir trug. ''In Wirklichkeit können die sich das alle nicht leisten, haben einen Kredit dafür aufgenommen.'', meinte er und öffnete die Haustür. ''Oder aber sie haben so lange gespart, um in diese wirklich sichere Wohngegend zu gelangen, weil sie unter Verfolgungswahn leiden - findet man hier ebenfalls.''

Ohne darauf zu reagieren, griff ich nach meinem Koffer und verfrachtete ihn in das Haus. Erik hatte mich zuerst eintreten lassen, weswegen ich kurz danach etwas verwirrt in dem Flur stehen blieb. Es roch nach Putzmittel. Mein Blick schweifte durch den ordentlichen Flur, in dem ein paar Bilder hingen. Eine Treppe, deren weiße Fliesen förmlich glänzten, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Wow.
Es sah hier im Flur noch nicht wirklich danach aus, als würde hier ein junger Mann, der dazu noch Fußball spielte, wohnen. Ich wusste nicht wieso, aber ich stellte mir die Zimmer von Fußballern anders vor. Benutzte Socken und dreckige Klamotten lagen in meiner Vorstellung überall herum, davon fehlte es hier allerdings komplett. ''Meine Putzfrau.'' Erik riss mich aus meinen Gedanken und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder zu ihm.

''Hmm?''

''Meine Putzfrau hat sich während der vier Wochen um das Haus gekümmert, deswegen sieht es hier so ordentlich aus.'', grinste Erik, woraufhin meine Augen großer wurden. Konnte er Gedanken lesen? ''Aber bei mir ist es nie wirklich unordentlich, keine Sorge.'' Ich nickte, woraufhin er seufzte. ''Ich bring das Gepäck nach oben. Willst du was trinken? Geh einfach durch die Tür dort, die Küche fällt dir direkt ins Auge. Im Kühlschrank müsste Cola stehen und die Gläser sind im Schrank über der Spüle.'' Ohne ein weiteres Wort zusagen griff er nach meinem und seinen Koffer und ging blitzschnell die Treppe nach oben.
Ich begab mich daraufhin durch den Rundbogen. Die weißen Fliesen hörten nicht auf zu glänzen, was mich nur noch mehr beeindruckte. Wie konnte man so gut putzen, dass das alles hier wie neu aussah? Nur mit Mühe konnte ich meinen Blick von dem Boden wenden. Meine Augen schweiften durch das Wohnzimmer, schenkten aber der Küche meine komplette Aufmerksamkeit. Sie glänzte in schwarz, ein großes Fenster ließ Tageslicht herein kommen, während die Arbeitsblatt aus Granit bestand. Diese Küche strahlte schon von weitem unglaublichen Luxus aus.

10/12/2015

MarriedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt