two

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Mehr beiläufig aß ich ein Brötchen belegt mit Käse und nippte ab und zu an meiner Tasse. Meine Gedanken schweiften zu der Überraschung, während meine Fingernägel nervös auf der Holzplatte des Tisches herum tippten. Unglaublich gerne würde ich jetzt einfach aufspringen und nach der Überraschung selbst suchen, allerdings wollte ich meinen Großeltern den Gefallen tun und etwas essen. Immerhin waren sie die Einzigen in meinem Leben, die sich halbwegs, zwischen ihren Terminen, Sorgen um mich machten. ''Bist du schon fertig, Liebes?'' Meine Augen wanderten zu meiner Oma, die mich wirklich auffallend besorgt musterte. Sie bekam von mir ein Nicken, während sich ein kleines Lächeln auf meinem Gesicht bildete. Meine Großeltern waren die einzigen Personen, die mir das Gefühl gaben, geliebt zu werden. Nicht, dass sich meine Eltern nicht um mich kümmerten - im Gegenteil. Wenn es mir schlecht ging, sorgten sie sich wirklich wundervoll um mich. An normalen Tagen jedoch dachten sie, dass sie mir mit materiellen Dingen einen Gefallen tun würden und ignorierten mich fast schon. Ich hatte mich mittlerweile zwar daran gewöhnt, dennoch musste ich immer etwas Schlucken, wenn es mal wieder so weit war. Da tat die Liebe, die mir von meinem Opa und meiner Oma entgegen gebracht wurde, wirklich gut. ''Also gut. Die Überraschung wartet in der Lobby. Wir bitten dich, höflich zu ihm zu sein. Immerhin gehört er zu unseren Ehrengästen.''

''Keine Sorge, ich werde euch gut dastehen lassen.'', lächelte ich und rückte meinen Stuhl zurecht, bevor ich mich umdrehte und aus dem Esszimmer verschwand. Die Absätze meiner Schuhe gaben ein lautes, fast schon unangenehmes Geräusch von sich, als ich über die Fliesen des Flures huschte und letztendlich aus unserer Wohnung, die in der obersten Etage des Hotels untergebracht war, verschwand. Für mich war es schon fast alltäglich, in diesen Schuhen herum zu laufen, weswegen mir ab und zu verständnislose Blicke zugeworfen wurden. Las Vegas war heiß. Vor allem im Sommer. Frauen sprachen mich sogar teilweise an, taten so, als würden sie mich bewundern, weil ich trotz den Strapazen in den Schuhen gehen konnte. Allerdings wusste ich genau, dass sie mir alle am Liebsten an die Gurgel gehen wollten. Verständlich. Ich ging mir damit selbst auf die Nerven, aber seit dem ich 16 bin, hatte mir meine Mutter eingeflößt hohe Schuhe seien ein Muss in unserer Familie. Mittlerweile war ich 19 und hielt mich brav an all die Regeln.

Neugierig trat ich aus dem Aufzug und ließ meinen Blick durch die edele Empfangshalle gleiten. Auf einigen schwarzen Sesseln saßen Leute, die warteten, in Zeitschriften blätterten oder auf ihren Handys herum tippten. Ein Kofferwagen kreuzte meinen Weg, weswegen ich mich von dem Aufzug entfernte und zur Rezeption ging. Der ältere, schwarzhaarige Herr lächelte mich schon von weitem an. ''Guten Morgen Ma'am. Was kann ich für Sie tun?''

''Morgen. Hier unten sollte irgendwo eine Überraschung auf mich warten.. Wissen Sie da vielleicht genaueres?''

Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, bevor er mir deutete, mich umzudrehen. Verwirrt tat ich das, was von mir befohlen wurde. ''Der zweite Sessel von rechts.'' Mein Blick suchte die Stelle und blieb an unglaublich strahlenden, weißen Schuhen hängen. Für meine Begriffe passten sie überhaupt nicht in dieses Hotel, dennoch ließ ich mich davon nicht irritieren und suchte das Gesicht, welches zu dem unpassenden Outfit gehörte. Meine Augen huschten über den kaum zu erkennenden Gast. Ich suchte nach etwas, was darauf schließen konnte, dass er Ehrengast hier war, fand aber nichts. Der junge Besucher passte nicht in diese Welt. Er wirkte so verloren. Bevor ich mich wieder zu dem Mann hinter dem Tresen zu wenden konnte, trafen die Augen des Unbekannten auf meine. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, als sich ein kleines Grinsen auf seinen Lippen bildete. Seine Augen schienen, genau so wie meine, danach zu suchen, was ich hier verloren hatte, bis er kurz und fast schon unbemerkt nickte und seinen Blick von mir abwendete. Es wirkte, als hätte er sich in den wenigen Sekunden ein Bild von mir gemacht und mich einer Kategorie untergeordnet. Innerlich seufzte ich, genau wissend, dass er mich wohl den arroganten Leuten zugeordnet hatte, ging aber trotz meinem angeknacksten Selbstbewusstsein auf ihn zu. Kurz bevor ich vor ihm zu stehen kam, wendete sich sein Begleiter mir zu.

''Guten Morgen. Es freut mich Sie in unserem Hotel begrüßen zu dürfen.'' Ich lächelte beide etwas unsicher an, nicht wissend, wer von ihnen der Ehrengast war. Doch bevor ich in ein Fettnäpfchen treten konnte, trafen die doch so bekannten Augen auf meinen. Ich hielt die Luft an, als sich ein kleines Lächeln, das wahrscheinlich nur aus Höflichkeit vorzufinden war, auf seinem Gesicht bildete. Er war der Ehrengast. Er war umjubelt von vielen Deutschen. Er war Fußballspieler bei Dortmund und der deutschen Nationalmannschaft.
Erik Durm.

''Hi, arbeiten Sie hier?'' Der Fußballer hielt mir unbefangen seine rechte Hand entgegen, die ich etwas unsicher schüttelte, bevor ich grinsend meinen Kopf schüttelte.

''Ich glaube arbeiten kann man das nicht nennen... Ich greife meinen Großeltern beziehungsweise meinen Eltern hier und da mal unter die Arme.'', antwortete ich wahrheitsgemäß. ''Wollen Sie irgendwas wissen? Wo Sie ihr Zimmer vorfinden können? Wo der Wellnessbereich ist? Mietwagen?'' Für einige Momente schien der Dunkelblonde verwirrt zu sein, warf mir aber kurz danach ein Grinsen zu. Seine Augen strahlten erfreut, was mich in irgendeiner Art und Weise faszinierte.

''Vielleicht wäre es besser, wenn Sie mich etwas herumführen würden.'', grinste er. ''Es sei denn, Sie haben zu viel zu tun. Dann muss ich mir wohl eine andere hübsche Begleitung suchen gehen.''

29/07/2015

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