thirty three

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Ich presste meine Lippen aufeinander, wusste ehrlich gesagt nicht, wie ich reagieren sollte. Es war Neuland für mich. Erik hatte ich noch nie so erlebt, auch wenn er nicht wirklich wütend auf mich zu sein schien. Seine Wut richtete sich mehr gegen Vanessa, wie es aussah. ''Ich denke gar nichts mehr von dir... Vielleicht sollte ich einfach ausziehen, will euch beiden nicht weiter im Weg stehen.'', flüsterte ich und wendete meinen Blick von Erik ab. Ich konnte ihn nicht weiter ansehen. Der Schmerz, ihn verloren zu haben, brachte mich fast um.

''Uns beiden im Weg stehen?'' Erik's Stimme war einige Tonlagen zu hoch. ''Das einzige, was ich noch für Vanessa empfinde ist Verachtung, Becca!'', antwortete er, sein Ton so herablassend, dass sich meine Kehle zuschnürte. ''Ich habe sie getroffen, ja. Nach dem Training. In einem Café. Dort wollte ich für Marco und mich was besorgen, zum Essen und zum Trinken. Wir wollten noch etwas Zocken. Ich bin ihr übern Weg gelaufen, als ich gerade wieder rausgehen wollte.'' Mein Blick wanderte wieder zu dem jungen Mann, der sich gerade um Hals und Kragen redete. ''Becca, das einzige Mädchen, das ich liebe, steht gerade vor mir und ist sauer auf mich.''

''Du musst sie nicht lieben, um mit ihr in die Kiste zu springen.''

Ein Schnauben war zu hören, bevor er seinen Kopf schüttelte. ''Sie hat mich betrogen, Becca. Denkst du ich tue dir genau das an, was ich erleben musste? Ich würde dir nie wehtun! Hätte ich mitbekommen, dass sie heute beim Training dabei gewesen war, hätte ich ihr gesagt, dass sie uns ein für alle Mal in Ruhe lassen soll. Sie ist Geschichte. Ein Teil meiner Vergangenheit, den ich leider nicht mehr Rückgängig machen kann. DU bist meine Zukunft, Becca. Dich liebe ich! Einzig und allein.'' Ich musste Schlucken, als die Worte seinen Mund verließen. Hatte ich ihm wirklich unrecht getan? Hatte er nichts mit Vanessa? Wollte sie mich einfach nur verunsichern und uns auseinander treiben? Ich spürte, wie Erik einige Schritte auf mich zu ging, eine Hand unter mein Kinn legte und mich somit zwang ihn anzuschauen. Seine sonst so wunderschönen Augen waren voller Angst. Angst davor, dass ich ihm nicht glaubte. ''Ich hätte dir von der Begegnung früher erzählen sollen und es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe... Aber du musst mir glauben... Dir soll es nicht genau so ergehen, wie mir damals.''

Vorsichtig legte ich meine Hände an seine geröteten Wangen, zog ihn etwas zu mir runter und drückte ihm einen Kuss auf seine Lippen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich spürte, wie sich ein Lächeln auf sein Gesicht legte. Seine Hände wanderten zu meiner Taille, bevor er mich noch näher zu sich drückte. Fast so, als würde er sicher gehen wollen, dass ich mich nicht von ihm entfernte. Ich spürte, wie seine komplette Angst von ihm viel, als ich mich nach einer halben Ewigkeit von ihm löste. Das Lächeln, in das ich mich so verliebt hatte, lag immer noch auf seinen Lippen. ''Es tut mir leid...'', flüsterte ich, woraufhin sich meine Zähne mit meiner Unterlippe verfingen. Der Gedanke daran, dass ich ihm nicht vertraut hatte, schmerzte. Vanessa war widerlich. Ein Biest.

''Es ist okay, Engel. Vanessa kann ziemlich glaubwürdig sein.'' Sein Daumen strich über meine Wange. ''Versprich mir, dass du sowas nicht mehr glaubst. Rede mit mir. Du kannst mich auch gerne anschreien - ist mir alles lieber, als wenn ich irgendwann nach Hause komme und du nicht mehr bei mir bist.'', flüsterte er, woraufhin sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen bildete. Ich liebe ihn so sehr. ''Wenn du willst, werde ich mich darum kümmern, dass sie dich ab sofort in Ruhe lässt."

''Nein!'' Meine Augen wurden größer, während ich mit meinem Kopf schüttelte. Das wäre nur der Anfang von mehr solcher Attacken. ''Ich kümmer mich selbst drum... Kann mir vorstellen, dass sie beim nächsten, öffentlichen Training ebenfalls dabei ist und wieder versucht, irgendwelche Gerüchte in die Welt zu setzen. Ich muss das alleine klären.''

***

Den restlichen Tag verbrachten wir einfach faul auf dem Sofa, schauten verschiedene Serien, bis ich dann irgendwann den Film das Schicksal ist ein mieser Verräter fand. Obwohl der schon einige Zeit draußen war, hatte ich ihn noch nicht gesehen, kämpfte noch mit den Nebenwirkungen des Buches, allerdings fühlte ich mich heute bereit dazu. Immerhin hatte ich Erik an meiner Seite, der mich trösten würde, wenn die vielen, traurigen Szenen aufkamen.

Nach etwas Überzeugungsarbeit startete Erik den Film. Schon am Anfang wurde die Stimmung des Films klar, weswegen ich mich nur noch mehr an Erik kuschelte. Erik legte darauf einen Arm um meine Schulter und drückte mir einen Kuss auf meinen Haaransatz, als ich meinen Kopf auf seine Brust legte.

Genau wie erwartet gab es mehrere Stellen, an denen ich bitterlich weinte, aber durchaus auch Szenen, in denen ich bis über beide Ohren grinste. Genau wie das Buch eine Achterbahn der Gefühle. Viel zu schnell war der Film vorbei und Erik schaltete den Fernseher aus. Mir standen, immer noch geflasht von den letzten Worten, die Tränen in den Augen, als Erik mich dazu zwang ihn anzusehen. "Ich mag den Film nicht."

"Warum nicht?"

Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, während sein Daumen über meine Unterlippe strich. "Er bringt dich zum Weinen."

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