30. Kapitel

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》Ardian

Dieses Mädchen ist ein einziges Rätsel, sie ist unglaublich süß, man merkt mittlerweile, dass sie lockerer ihm gegenüber wird, doch kommt er nicht näher an sie heran. Sie geht immer ein wenig auf Abstand, wenn es ihr zu nah wird, er fühlt sich manchmal 'gefriendzoned', doch versucht er weiter zu kämpfen, gibt nicht so schnell auf.
Als sie ihn an der Hand nahm und in den Flur zerrte, war er überrumpelt, doch die Schmetterlinge in seinem Bauch tanzten Tango, wie immer, wenn er ihr nah sei konnte.

》Viviana

"Ich hab' Hunger.", jammerte ich und erhob mich vom Sofa, zog Ardian einfach hinter mir her, ohne auf seinen Protest zu achten. "Lass mal bitte was holen. Von mir aus Döner oder so, aber ich brauche jetzt echt was.", bettelte ich ihn an, er konnte gar nicht anders, als zu nicken und dann mit mir nachts durch Köln zu laufen. "Ok, nächtliche Essenssafaris sind ja Alltag.", behauptete er, als wir das Haus verließen. Irgendwie wollte ich rennen, egal wohin, egal warum, einfach rennen und abheben, fliegen, aber anatomisch ist das nicht möglich. Ardian musste meine innerliche Unruhe gespürt haben, denn sein Griff um meine Hand wurde ein wenig fester. Ich lächelte vor mich hin, sah dabei meine Füße an. Als er plötzlich stehen blieb und mich zurück zog, hob ich den Kopf, schaute verwirrt zu ihm, dann vor uns auf die Straße, wo ich endlich den Grund für sein Anhalten entdeckte. Eine Gruppe Leute, ungefähr in unserem Alter, also eher um die 20 Jahre, bisschen älter als ich, doch etwas wirkte an ihnen komisch. Sie bewegten sich leicht schwankend, sahen beinahe euphorisch aus, als würden sie auf der Stelle tanzen wollen, ohne Musik, einer warf die Arme in die Luft und begann sich jauchzend im Kreis zu drehen, als er hin fiel, lachten die Anderen, halfen ihm allerdings nicht auf. Das ganze Szenario wirkte irgendwie grotesk, falsch, als würden sie nicht fort sein dürfen. Schlagartig wurde mir klar, warum sie so waren, warum sie sich so be nahmen. Drogen, warscheinlich Ecstasy oder ähnliche stimmungsanregende Pillen, gab ja heutzutage genügend verschiedene Sorten davon. Sie waren noch voll im Rausch, doch würde ebenjenes Hochgefühl, das sie soeben verspürten bald zu Ende gehen, ich wusste das aus eigener Erfahrung, hatte mich oft genug mit solchen 'Stimmungsmachern' zugedröhnt, ergab nämlich ein unglaublich angenehmes Glücksgefühl, doch leider ließ die Wirkung so schnell sie auch kam wieder nach. Ardian rüttelte vorsichtig an meiner Hand, woraufhin ich meinen Blick von den Leuten löste und ihn ansah. "Gehen wir einen kleinen Umweg? Wer weiß, was die haben.", flüsterte er, obwohl diese Junkies es sowieso nicht hätten hören können, denn in solch einem Zustand nimmt man nichts mehr wahr, was nicht unmittelbar neben, hinter oder vor einem stattfindet und wir hatten definitiv genug Abstand zu ihnen. "Ecstasy.", murmelte ich so leise, dass Ardian es unmöglich hätte verstehen können. "Was?", fragte er aus eben diesem Grund. "Nichts, nichts.", meinte ich leise und zog ihn hinter mir her in die nächste Straße, sodass wie parallel zu den Junkies laufen konnten, ohne ihnen so nahe zu kommen, dass sie uns hätten bemerken können.
Ich fühlte leichte Beklemmung wegen diesem 'Flashback' gerade, denn zu gut kannte ich die Gefühle, die diese Leute verspürten, zu gut wusste ich, wie es ihnen danach gehen würde. Ich kannte mich viel zu gut mit solchen Dingen aus, sollte ich eigentlich nicht, niemand und doch gibt es genug, die einmal in dieses Loch gefallen sind und nun nie wieder hinaus kommen werden. Nachdenklich fuhr ich mir durch die Haare, bemerkte nicht, dass wir bereits beim Chinesen angekommen waren, sodass mein Begleiter mich ein weiteres Mal festhalten musste. "Wo willst du ihn, Mädchen?", fragte er belustigt und schob mich vor sich her, hinein in den Laden.
Wir bestellten und mussten ungefähr 20 Minuten auf unser Essen warten, weil die Öfen alle bereits ausgeschaltet gewesen waren, für uns neu angemacht werden mussten. Währenddessen hing mein Blick an der Straße, die durch das Fenster zu erkennen war. Was wäre aus mir geworden, wenn mein Vater mich nicht zum Arzt verfrachtet hätte? Würde ich jetzt in einem verfallenem Haus oder unter einer Brücke liegen? Mit haufenweise verschiedenen Stoffen im Blut? Oder hätte man mich vielleicht schon tot irgendwo geborgen? Verstorben an einer Überdosis Heroin? Schlaftabletten? Würde ich überhaupt noch klar denken können? Oder wäre ich den ganzen Tag zugedröhnt? Diese Fragen und noch viele mehr flogen nur so in meinem Kopf durch die Gegend, ich wusste auf keine einzige ein Antwort.
Ich war so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie Ardian unser Essen bezahlt und vom Tresen genommen hatte, weshalb ich zusammen zuckte, als er meine Hand wieder nahm und mich aus dem Geschäft zog. Ich wusste, dass er sich fragte, was mit mir los sei, warum ich so schweigsam und abwesend war, doch sollte er auch wissen, dass ich ihm nie wirklich meine Gedanken mitteilte. Erst recht nicht, wenn es um das Thema Vergangenheit ging, da ich ihn keinesfalls mit in meine ganze Drogengeschichte hinein ziehen wollte. Erst gestern hatte einer meiner ehemaligen Lieferanten angerufen und gefragt, ob ich demnächst mal wieder etwas Stoff brauche, hatte es nicht verstehen wollen, als ich sagte, dass ich seit längerem clean bin. Glücklicherweise kannte keiner von denen meine Adresse, sodass ich von Besuchern verschont blieb.
Nebeneinander gingen wir den Weg, den wir gekommen waren zurück, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, als plötzlich einer der Leute von vorhin auf uns zu kam. Ardians Griff um meine Hand verfestigte sich wieder mehr, er zog mich sogar etwas näher an sich heran. Vor uns blieb der Mann stehen und grinste glücklich. "Hi.", meinte er mit hoher Stimme, streckte uns die Hand hin und schwankte beim Stehen ein wenig. Wir reagierten nicht darauf, woraufhin er mir etwas näher kam und fragte: "Kenn ich dich?" Vorsichtig schüttelte ich meinen Kopf. "Ich glaube nicht. Woher denn?", fragte ich, mich interessierte es wirklich, war er einer meiner ehemaligen Drogen-Bekanntschaften? "Von einer Party am Rhein? Da bei den Steinen? Ist schon länger her, aber das warst du.", behauptete er, schien ziemlich viel getrunken zu haben, wozu noch das Gras kam. "Nein, sehr unwarscheinlich, weil ich nicht auf solche Partys gehe. Du verwechselst mich.", meinte ich unschuldig, lugte kurz zu meinem Begleiter hinüber, der allerdings damit beschäftigt war, die Straße zu beobachten. "Nein, ganz sicher! Das warst du! Hast Pillen geworfen mit deinen Freunden, wolltest dann Baden gehen und bist auf den Bar-Tresen geklettert.", schrie er laut, drehte sich einmal im Kreis, scheinbar auf der Suche nach jemandem oder etwas. "Sicherlich nicht.", behauptete ich wieder, konnte ja schlecht vor Ardian zugeben, dass ich mich schwach an einen solchen Abend erinnere. "Doch, man! Du warst total stoned, Bitch. Hast bestimmt keinen blassen Schimmer mehr. Mega Blackout.", schrie er wieder, fuchtelte diesmal mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum. "Nein, verdammt.", blaffte ich jetzt wütend, wollte nurnoch hier weg. "Doch!", schrie er noch lauter als zuvor, insofern dies überhaupt möglich war und streckte seine Hand nach mir aus, wollte meine Schulter greifen, mich festhalten oder zu sich ziehen, ich wusste es nicht, doch hatte ich dank Ardians Griff auch keinerlei Ausweichmöglichkeit.

Drugs ● Ardy (Reupload) Donde viven las historias. Descúbrelo ahora