16. Kapitel

1.5K 113 0
                                    

Auf dem Heimweg, begleitet von Thaddeus, blieb ich relativ schweigsam, wollte vermeiden, dass mir irgendeine Frage zu Ardian herausrutschte, wo ich sowieso nicht gerade glücklich über diese Entwicklung war, dass er eine Freundin hat. Sein Mitbewohner, mein Begleiter war ja vielleicht ganz nett, hatte für mich aber definitiv zu viele gruselige Seiten, dennoch brauchte ich einen besten Freund, der für mich da ist, ich möchte aber auch nicht in die Beziehung treten, nur weil ich unbedingt diesen einen Jungen als besten Freund möchte. Ich bin ein flexibles Wesen und hatte mir spontan jemanden anderes auserkoren. Thaddeus.
Er kam nicht mehr mit nach oben, war noch nichtmal wirklich spät, aber irgendwie verständlich, dass man nach Hause wollte. Jeder, außer ich war gerne daheim. Das Licht brannte immernoch im Zimmer meines Erzeugers, mir unverständlich, wie lange man arbeiten konnte. Lautlos verschwand ich in meinem Reich, schmiss mich auf mein Bett und fuhr mir mit den Händen über das Gesicht. Tausend, völlig chaotische Gedanke strömten mir im Kopf herum, versuchten sich gegenseitig zu verdrängen. Ich war nicht gut darin, Dinge auszublenden oder zu ignorieren, musste also schon immer mit meinem inneren Chaos klarkommen, hatte nie geschafft es zu sortieren.
Mein Blick glitt durch mein Zimmer, über meine beschmierten Wände hinweg, zum Fenster, draußen war es bereits dunkel, hinüber zum Kleiderschrank, an dessen Außenseite immernoch das Kleid von der Beerdigung meiner Mutter hing, bis hin zu meiner unabgeschlossenen Zimmertür, in der gerade Phillip stand, die Hände in die Hüften gestemmt, sah er ziemlich schwul aus. "Wir müssen reden.", behauptete er. "Sorry, schon im Stand-by-Modus, versuchen Sie es morgen wieder.", abweisend drehte ich mich weg, nahm mein Handy zur Hand, tat so, als wäre ich beschäftigt. "Vive, wir müssen reden. So kann es nicht weiter gehen." Ich hob den Blick, starrte ihn direkt an. "Du hast kein Recht mich Vive zu nennen, für dich bin ich immernoch Viviana, Phillip.", seinen Namen spukte ich beinahe wütend aus, drehte gleich darauf allerdings, in stillem Desinteresse meinen Kopf zurück zu meinem Handy-Display. "Deine ständigen Bemerkungen nerven ziemlich. Du zeigst keinerlei Respekt vor Erwachsenen. Ich bin dein Vater." Ich sah ihn mit meinem besten Ernsthaft?-Blick an und fragte: "Hast du keine Friseuse, der du den Mist erzählen kannst? Vielleicht nagelst du sie dann auch gleich, dass du mich nicht mehr mit deinen hormonbedingten Stimmungsschwankungen nerven musst. Du brauchst das jetzt auch nicht abstreiten, du hattest seit mindestens zwei Wochen deinen Schwanz nirgendwo mehr drin, demnach musst du ziemlich sexuell frustriert sein." Er hatte warscheinlich noch gar nicht realisiert, was ich da gesagt hatte, als ich bereits vor ihm stand, meine gesamte Kraft darauf verwendete ihn rückwärts aus meinem Zimmer zu schieben und die Türe zu schließen, diesmal sogar abzusperren. Kurz darauf hörte man ihn auch schon von draußen dagegen hämmern, ich lächelte, legte mich zurück auf mein Bett, stöpselte Kopfhörer ein und drehte meine Musik auf. Jeder Gedanke an irgendetwas verzog sich in eine Ecke und blieb glücklicherweise auch dort, sodass ich es schaffte überhaupt einmal über etwas spezielles nachzudenken. Ardian. Thema Nummer Eins in meinem Kopf war ebendieser Junge. Wie hatte ich nur hoffen können, dass jetzt, wo ich clean war, alles gut werden könnte?
Mein Handy begann zu vibrieren, riss mich aus meinen Gedanken, um genau zu sein, riss Ardian mich aus den Gedanken, die von ihm handelten. "Ja?", murrte ich leicht gereizt, da ich meinen Erzeuger immernoch vor meiner Tür vernehmen konnte. "Vive? Hast du Zeit? Kann ich vorbei kommen?", fragte der Junge ein wenig außer Atem am anderen Ende der Leitung. Vielleicht hatte er ja gerade heißen Sex mit seiner Freundin gehabt? Aber warum sollte er mich jetzt anrufen? "Meinst du das ist eine gute Idee?", skeptisch beäugte ich mein Spiegelbild, musste zugeben, dass ich ziemlich fertig aussah, sogar die Augenringe waren wieder dunkler geworden. "Bitte, ich will mit dir reden." Ich seufzte, stimmte dieser Idee dann zu, sagte ihm allerdings auch, dass er durch das Fenster kommen musste, da Phillip scheinbar vor hatte, vor meinem Zimmer zu campen. Solange er nicht auf die Idee kam ein Feuer zu entfachen und Würstchen zu braten, konnte es mir egal sein.
Zehn Minuten später hörte ich, wie Ardian gegen meine Fensterscheibe klopfte, etwas gehetzt sah er aus, grinsend stand ich ihm gegenüber und winkte, ohne Anstalten zu machen zu öffnen. Er machte eine ungeduldige Geste, woraufhin ich mich doch dazu herabließ, ihm das Fenster zu öffnen. "Danke.", meinte er sarkastisch, als er herein kletterte. "Bitte, gern geschehen.", flötente ich unschuldig und schmiss mich zurück auf mein Bett, wo ich bereits die letzten zehn Minuten verbracht hatte. "Ich frage mich, wieso heute alle mit mir reden wollen.", gab ich zu bedenken, tat so, als wäre Ardian gar nicht anwesend. "Wer ist da?",hörte ich die gedämpfte Stimme meines Erzeugers vor meiner Tür, woraufhin der Blick des Jungen in meinem Zimmer absolut göttlich war, total entsetzt, schockiert und fassungslos. Grinsend schüttelte ich meinen Kopf, wandte mich dann in Richtung Tür und rief: "Ich bin in einer halben Stunde wieder da, du kannst ja solange mal bis 10 zählen!"
Gemeinsam waren wir so schnell es ging aus meinem Zimmer geklettert und lachend die Straßeentlang gerannt, da Phillip, wie vermutet, versuchte mich aufzuhalten.
Immernoch kichernd ließ ich mich auf die nächste Bank fallen, die ich finden konnte und zog Ardian neben mich. "Sorry, aber das musste jetzt sein. Er versucht bereits die gesamte Zeit ich zu kontrollieren.", meinte ich, leicht außer Atem, durch das gleichzeitige Rennen und Lachen. Er schüttelte nur ungläubig den Kopf. "Du bist so respektlos." Ich musste bei dieser Bemerkung kichern und konnte schon wieder nicht aufhören. "Hast du was genommen?", fragte er skeptisch, woraufhin ich sofort verstummte und ihn mit großen Augen ansah. "Nein?", behauptete ich sofort felsenfest, konnte dahinter gar keinen Spaß mehr sehen, nach den Dingen, die ich hatte durchmachen müssen, wegen eines solchen Mist'. Er konnte das zwar nicht wissen, ich hoffte auch, dass er es nie erfahren müsste, doch wollte ich darüber sowieso keine Witze mehr machen. Früher war das etwas anders gewesen, hatte ich nie erwartet, dass ich jemals von solchen Dingen abhängig sein würde.
Er riss mich aus meinen Gedanken, keine Ahnung, wie, aber er schaffte es. "Worüber denkst du nach?", fragte er, ich schüttelte nur den Kopf. "Nichts wichtiges." "Du willst nicht darüber reden.", stellte er nüchtern fest. Ich nickte vorsichtig. "Wieso wolltest du überhaupt mit mir reden?" "Du bist heute so plötzlich verschwunden." Ich zuckte mit den Schultern. "Wollt' nicht stören.", sagte ich, klang etwas abweisend, war mir aber ziemlich egal. "Wobei denn?", verwirrt sah er mich an, ich fragte mich, warum er so tat, warum er überhaupt mit mir so vertraut versuchte zu sprechen, obwohl er eine Freundin hatte. "Wenn du dich mit deiner Freundin vergnügst, möchte ich wirklich nicht dabei sein."
Mit diesen Worten war ich aufgestanden und hatte ihn eiskalt sitzen gelassen, mal wieder.

Drugs ● Ardy (Reupload) Where stories live. Discover now