14. Kapitel

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Phillip stand in der Küche, kochte, es dampfte, die Dunstabzugshaube machte dieses nervtötende Geräusch, weshalb ich dieses Ding nie zu benutzen wagte.
Langsam trat ich in die Küche, lehnte mich mit verschränkten Armen gegen die Theke und starrte ihn an. "Was kochst du?", fragte ich, supertolle, einfallsreiche Frage, um das Gespräch zu beginnen. "Eines der Rezepte, die Adriana immer so gern mochte." Ich starrte ihn entsetzt an. Meine Mutter? Er wagte es, Rezepte meiner Mutter zu kochen? Der Frau, die er immerzu betrogen hatte? Wut baute sich in mir auf. "Ich dachte wir könnten mal zusammen essen. So als Vater-Tichter-Ding.", fügte er fröhlich lächelnd hinzu. "Du bist doch so ein Anti-Brain! Wagst es tatsächlich Mamas Rezepte zu kochen?", fauchte ich zornig, starrte ihn böse an, ehe ich mich von der Anrichte abstieß und aus der Küche verschwand. Mit meiner ganzen Kraft knallte ich die Haustüre zu, ignorierte die Rufe Phillips und machte mich, wiedermal, auf den Weg zum Rhein. Es war der einzige Ort, an dem ich noch ungestört sein konnte.
Dieses Gedrängel auf dem Bürgersteig hatte mich schon immer genervt, doch hatte ich jetzt noch weniger Lust darauf, als sonst. Genervt stieß ich jemandem neben mir den Ellbogen in die Rippen und motzte gleichzeitig: "Pass doch auf!" Als ich jedoch einen bösen Blick zur Seite werfen wollte, sah ich in wunderschöne, graue Augen, sein Blick fesselte meinen, inmitten der Mengen hier, standen wir uns gegenüber, starrten uns an. Ich konnte mich nicht los reißen, egal wie sehr ich wegrennen wollte, es war unmöglich. "Vive?", fragte Ardian verwirrt, musterte mich von unten bis oben und musste beim Anblick meiner Haare grinsen. "Coole Farben.", meinte er, der mittlerweile gelblich-blonde Haare hatte, keine Dreads mehr. Schade eigentlich. Ich brachte kein Wort heraus, doch hatten seine Worte mich aus meiner Starre gerissen, sodass ich mich umdrehte und so schnell es ging in der Menge verschwand, ehe er meine Tränen bemerken konnte. Ich wollte keine Schwäche mehr zeigen, wollte stark sein, unabhängig. Der Junge rief mir etwas hinterher, unverständlich auf die Entfernung. Meine Ausdauer war definitiv nicht die Beste, weshalb ich glücklich war wenigstens aus der Straße heraus gekommen zu sein und den Park sehen zu können.
Hinter mir hörte ich ihn wieder rufen, sah mich um, er kam näher, ich konnte allerdings nicht mehr. Das Rauchen hatte meine Lunge so unbelastbar gemacht, dass ich zusammen brechen würde, wenn ich wieder loslief. Kurz schloss ich die Augen, holte tief Luft, sammelte meinen ganzen Mut und drehte mich schwungvoll, genau in dem Moment um, als er mich fast erreicht hatte. "Was willst du?", giftete ich, versucht mich von seiner Nähe nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. "Ich habe dich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, du warst nirgendwo aufzufinden.", meinte er enttäuscht. "Natürlich nicht! Du hast doch keine Ahnung.", ich wurde immer leiser, wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. "Ich würde aber gerne Ahnung haben." Ich schüttelte den Kopf, wollte mich wegdrehen, wollte Ardian hassen, doch er ließ es nicht zu, packte mich an den Schultern und zog mich in seine Arme. "Fass mich nicht an!", fauchte ich, versuchte das Schluchzen zu unterdrücken, ihn wegzustoßen, schaffte es nicht. "Ist doch gut...", flüsterte er sanft, "willst du darüber reden?" Ich zuckte die Schultern, er zog mich zu einer Bank, mal wieder. "Also, was ist los?", hakte er wieder nach. "Wieso hast du dich kein einziges Mal gemeldet?", fragte ich, wischte mir frustriert die Tränen ab und sah ihn an. "Ich habe jeden Tag versucht dich anzurufen, einmal ging dein Vater ran, meinte du seist im Urlaub. Habe auch jeden Tag mehrmals geschrieben.", behauptete er sofort, sah mich aber nicht an. "Auf meinem Handy war keine einzige Benachrichtigung eingegangen.", flüsterte ich traurig, er schüttelte den Kopf, zog sein Handy aus der Hosentasche und bewies mir, dass er tatsächlich jeden Tag angerufen und geschrieben hatte. "Aber...", begann ich, sprachlos darüber, was sich mein Vater erlaubt hatte. "Ich war sogar bei dir daheim, aber dein Vater wollte mir gar nichts sagen. Hat mit Polizei gedroht, wenn ich nicht verschwinde.", erklärte Ardian weiter, während ich ihn nurnoch kopfschüttelnd ansah, nicht glauben konnte, dass mein Vater soetwas getan hatte. Es war meine Privatsphäre! "Er hat meinen gesamten Verlauf am Handy gelöscht!", stellte ich immernoch fassungslos fest, woraufhin der Junge neben mir wissend nickte. "Du warst nicht um Urlaub, oder?", fragte er dann vorsichtig, doch schwieg ich dieses Thema tot, wollte nicht darüber reden. "Ich werde jetzt mit meinem Vater reden.", bestimmte ich ausdruckslos, stand auf und wollte weggehen, als Ardian mich aufhielt. "Soll ich mitkommen?" Ich schüttelte den Kopf, es war eine Sache zwischen Phillip und mir. "Ich schreib' dir später. Vielleicht können wir uns heute Abend nochmal treffen."

Ich starrte meinem Vater hasserfüllt ins Gesicht, wollte ihn am liebsten schlagen. "Warum hast du das getan?", fauchte ich wütend, ballte meine Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. "Das Kochen? Ich wollte dir nur eine Freude machen. Es tut mir Leid, wenn ich dich damit verletzt habe.", behauptete er unschuldig, doch wusste ich, welcher Mensch hinter dieser Vater-Fassade steckt. "Ich weiß ja nicht, warum du noch nicht schreist, deine Dummheit müsste ja schon weh tun.", gehässig grinste ich ihn an, Wut brodelte in mir. "Viviana!", donnerte er mir harter Stimme, "So sprichst du nicht mit mir!" "Ich spreche so mit dir, wie ich es für angebracht halte, du schwanzgesteuertes, hirnverbranntes Schwein!", schrie ich ihm ins Gesicht, woraufhin er kurz blass wurde. Ja, mein Erzeuger wurde tatsächlich blass, weil ich ihn anschreien konnte, doch fing er sich leider viel zu schnell wieder, kam drohend näher. "Geh auf dein Zimmer, du hast Hausarrest, bis du weißt, dass du so nicht mit mir zu reden hast." Trotzig reckte ich das Kinn, sah ihm tief in die Augen, machte keine Anstalten seinem 'Befehl' nachzukommen. "Sorry, aber ich glaube du solltest lieber wieder raus zu den Müllsäcken, es wird nämlich langsam dunkel. Soll ich dich begleiten?", meinte ich ruhig, mit süßer, unschuldiger Stimme und einem Wimpernschlag. "Spinnst du jetzt total? Mach das du auf dein Zimmer kommst!", blaffte er mich an, jetzt außer sich vor Wut. "Nope.", meinte ich nur, drehte mich grinsend um, wich seiner Hand, die mich packen wollte aus und rannte zur Haustür, "Ich gehe jetzt zu dem Typen, dessen Freundschaft mit mir, du fast zerstört hättest. Tschüss, viel Spaß mit deinem Müll.", ich winkte grinsend und rannte dann nach draußen, die Straße ein Stück hinunter, um einfach Abstand zwischen mich und diese hirnamputierte Evolutionsbremse zu bringen. Ich glaubte, die Dummheit seines Ex-Flittchens hatte auf ihn abgefärbt.
Ich schrieb Ardian, hoffte er würde mich vielleicht aufnehmen, da ich jetzt schlecht nach Hause zurück konnte und nicht wusste, wo ich sonst hätte hingehen können.
Überglücklich musste ich einfach anfangen zu lachen, wusste ich doch nichtmal, warum meine Stimmung so plötzlich in die Höhe geschossen war. Lächelnd ließ ich mich rückwärts in die Wiese fallen, streckte die Beine dem Himmel entgegen und stellte smeine Füße danach wieder auf dem Boden ab. Hierher würde mein Erzeuger nicht kommen, war noch nie hier gewesen. Ich hörte Schritte, sah die Schuhe des Jungen, auf den ich wartete, näher kommen, musste grinsen. "Was chillst du denn hier im Dreck?", fragte er lachend, streckte mir eine Hand entgegen, half mir hoch und lächelte dabei die gesamte Zeit. "Hatte gerade den Wunsch mit einem Regenwurm zu fusionieren.", lachte ich. "Daraus wird dann also ein Menschenwurm, oder was?" Ich nickte stolz grinsend. "Ja. Natürlich. Was auch sonst?" Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete er mich. "Du hast dich verändert.", stellte er lächelnd fest. Ich nickte, grinste und ließ meinen Blick in die Ferne wandern. "Ja, jeder Mensch macht irgendwann Veränderungen durch, niemand bleibt immer gleich. Auch ich nicht."

Die Wohnung von Ardian und seinem Mitbewohner Thaddeus, den ich heute zum ersten Mal in einem vollzurechtnungsfähigen Zustand traf, war mega, für zwei Anfang 20-Jährige, die theoretisch noch studieren müssten. "Wo habt ihr das ganze Cash für diese Wohnung her?", fragte ich staunend, sah mich in jedem Zimmer um, da ich ja bisher nur in Ardians Bett gelegen hatte, auf Entzug war und nicht klar denken konnte. "Drogendealer und so'n Shizzle.", meinte Thaddeus lachend, diese tiefe Stimme wirkte echt gruselig, aber irgendwie total geil, richtig antörnend, jedenfalls auf andere, auf Leute, die anders sind wie ich. Ok, ist auch keine Kunst. "Oha.", war meine letzte Bemerkung, ehe ich mich auf dieses wunderschöne Oversize-Sofa fallen ließ. "Hier geh ich nie mehr weg."

Drugs ● Ardy (Reupload) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt