25. Kapitel

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》Viviana

Thaddeus ist ein absolutes Arschloch. Ich hatte vorgehabt mit ihm zu sprechen, da er immerhin einen Teil der Schuld trägt, ich hatte gehofft er würde es einsehen und vielleicht hätte er ein wenig Unterstützung beisteuern können, aber er zweifelte sogar daran, dass er überhaupt der Vater war.
Meine Wut steigerte sich während unseres Gespräches immer weiter, langsam begann ich diesen Mann zu hassen. "Woher soll ich denn wissen, dass du nicht noch mit Tausend anderen im Bett warst?", fragte er, hob den Blick dabei kein Mal von seinem Laptop. "Spinnst du?!", blaffte ich sauer, "Als wäre ich so eine kleine Schlampe!" Er sah mich immernoch nicht an. "Ja, ich habe doch keine Ahnung.", meinte er unschuldig, dachte scheinbar das Gespräch wäre hiermit beendet. "Es ist dein Kind! Ich habe mit niemandem außer dir geschlafen!", schrie ich ihn an, mir war es egal, dass Ardian alles hören konnte. "Wenn es da ist kannst du einen Vaterschaftstest machen, vorher glaube ich dir nicht.", er stand auf, verließ das Wohnzimmer, ich folgte ihm, aufgebracht, wütend. "Thaddeus! Ich kann das nicht allein! Du bist der Vater!" Er schien mich zu ignorieren, ich sah Ardian kurz an, dich er verschwand sofort aus der Wohnung, ihm schien es sichtlich unangenehm zu sein, unserer Auseinandersetzung beizuwohnen, verständlich natürlich. "Vielleicht ist es ja auch Ardys Kind?", behauptete der junge Mann scheinheilig und lehnte sich lässig gegen den Küchenthresen. "Du...", die Wut erstickte meine Beleidigungen im Kern, der Hass schnürte mir die Kehle zu, die Angst lähmt mich, meine Augen weiteten sich, ich schnappte nach Luft. Er sah mich nicht an, ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, ihm war das alles egal. "Das Beste ist du gehst jetzt. Wir reden dann in neun Monaten weiter. Tschüss Viviana.", sagte Thaddeus gelagweilt und wollte mich zur Tür schieben, das riss mich aus meiner Zornesstarre. "Fass mich nicht an, Arschloch.", fauchte ich, stolzierte dann, mit dem Rest meiner Würde im Gepäck, zur Tür, öffnete sie und trat aus der Wohnung. Mein ehemaliger bester Freund schlug, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, die Tür hinter mir zu. Ich wollte mir nicht die Blöße geben vor der Tür des Vaters dieses Kindes in Tränen auszubrechen, weshalb ich mich aus dem Haus schleppte, die Straße entlang. Meine Füße fühlten sich bleischwer an, ich kam kaum vorwärts, dachte ich jedenfalls und war deshalb überglücklich vor meiner Haustür angekommen zu sein und mich in meine schützenden vier Wände retten zu können. Phillip war nicht anwesend, wie sollte es auch anders sein, sodass ich völlig problemlos auf dem Sofa weinen konnte. Ich vergrub schluchzend mein Gesicht in den Händen, wiegte meinen Körper hin und her.

Zusammengerollt wie eine Kugel erwachte ich mit einem Kopf, in dem zehntausend Elefanten herum trampelten. Es fühlte sich an, als würde er gleich zerspringen, weshalb ich mich langsam ins Badezimmer schleppte und dort ein Aspirin schluckte.
Danach betrachtete ich mich im Spiegel, mein mittlerweile nicht mehr ganz so blasses Gesicht, die geröteten Augen, ich hatte zugenommen, nur ein ganz kleinwenig, aber immerhin etwas. Eingehend sah ich mir meinen Bauch an, man sah zu diesem Zeitpunkt noch nichts, aber ich stellte mir vor, wie es wäre, aufzugehen, wie so ein Luftballon, fett zu werden, hässlich. Ich wollte das Alles nicht, fühlte mich so unendlich allein, die Tränen kamen zurück, doch wusste ich, dass es nicht wirklich effektiv war, ständig damit anzufangen, doch fühlte ich eine schreckliche Leere in mir.
Seufzend wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und trottete in die Küche, wobei das Gefühl schwerfällig und fett zu sein nicht verschwinden wollte. Natürlich hatte ich ein wenig zugenommen, immerhin war ich untergewichtig, aber trotzdem wollte mir mein Gehirn einreden, dass diese paar Kilos schon zu spüren waren. Ich bin doch nicht magersüchtig, also bitte, das ist einfach dieses Wesen in mir, das mich so fett werden lässt. Ich hasse es. Ich will es nicht. Zum ersten mal kam mir der Gedanke an eine Abtreibung, die Lösung für alle Probleme, die mit diesem Zwerg kommen werden. Ich wusste nicht genau, was das bedeutete, doch war die Entscheidung für mich bereits getroffen, ich würde das Baby wegmachen lassen, so schnell es möglich war.
Leider dämmerte es draußen bereits, weshalb kein Frauenarzt mehr offen haben wird, morgen. Morgen werde ich in eine Praxis gehen, mir eine Überweisung zu einem Arzt geben lassen, der mein Problem in kürzester Zeit wegzaubern wird. Sollte ich den leiblichen Vater darüber informieren? Unschlüssig stand ich in der Küche, die Hände auf die Anrichte gestützt, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. Ich würde es ihm morgen früh schreiben, wenn ich auf de Weg in die Praxis wäre, das wird reichen, ist nur als Information gedacht.
Ich spürte plötzlich, wie hungrig ich eigentlich war, durchsuchte alle Schränke nach Essbarem, wobei mir eine kleine Tüte in die Hände viel, weißes Pulver, Kokain. Oha, ich wusste gar nicht, dass ich ein solches Gift noch besaß, dich ehe ich auch nur auf die Idee kommen konnte, etwas nehmen, damit einen Rückfall zu provozieren, riss ich es auf, öffnete das Fenster und schüttete es hinaus.
Dann suchte ich weiter, fand endlich eine Tüte Reis und etwas Gemüse, sodass ich entschied nach Monaten mal wieder zu kochen. Seit dem Tod meiner Mutter hatte ich so unendlich viele Dinge nicht mehr getan, die ich früher unglaublich gern machte, doch die Gründe dafür würde sowieso niemand verstehen, weshalb ich nie versucht hatte es jemandem zu erklären. Wem auch? Ich hatte keine guten Freunde mehr, ok, dürfte mittlerweile jeder mitbekommen haben.

Nach dem Essen fühlte ich mich noch fetter, als zuvor, doch wehrte ich mich gegen den Gedanken an einen Finger in meinem Hals. Wofür sollte ich meine Mahlzeiten auskotzen? Dann hätte ich nichts zu mir nehmen brauchen. Dieser Zwiespalt in mir ermüdet mich zutiefst, andauernd diskutiere ich mit mir alleine, als würde ich zwei Persönlichkeiten haben. Vielleicht hatte ich das auch, aber glücklicherweise überwiegt seit dem Entzug die mit Verstand, sodass ich tatsächlich eine rationale Denkweise entwickeln konnte. Beinahe könnte man sagen, dass es mir gut geht, aber mental betrachtet ist das ein genaues Gegenteil von dem, was wirklich in mir vorgeht. Ich werde warscheinlich verrückt, wenn es so weitergeht, aber was soll ich dagegen tun? Ist sogar besser so, als suzidgefährdet zu sein, obwohl, vielleicht bin ich sogar das, nur schon so bescheuert im Kopf, dass ich es gar nicht mehr wahrnehme?
Es kann natürlich auch sein, dass ich einfach dumm bin oder krank. Natürliche Auslese, Biologie, nur die stärksten Überleben. Ich müsste also sterben, ich bin immerhin schwach, wäre ohne die Hilfe meines Erzeuger warscheinlich gestorben, ok, ich wäre verreckt, jämmerlich, in irgendeiner Ecke voller Kotze, in einem stinkenden Gebäude, vollgepumpt mit allen illegalen Drogen, die man auf unseren Märkten bekommt. Ja, klingt wie eine dunkle Zukunft, die glücklicherweise durch Außemstehende verhinderte wurde. Theoretisch müsste ich mich vielleicht dankbar zeigen, aber praktisch hat Phillip noch einiges nachzuholen, was er in den letzten Jahren versäumt hatte.
Ich fand mich plötzlich in meinem Bett wieder, die Gedanken an Thaddeus' Verantwortungslosigleit hatte ich weit nach hinten verdrängt, dachte über Gott und die Welt nach und schaffte es kurz darauf wieder langsam in die Welt der Träume einzutauchen, ohne Schlaftabletten oder sonstige andere Dinge. Irgendwie fühlte ich mich seltsam leicht, als ich an den morgigen Arztbesuch dachte, er würde mich retten, es war wie ein Anker, der mich am Leben hielt, reilt er ab, würde ich in die Tiefe gerissen werden und sterben.

Drugs ● Ardy (Reupload) Where stories live. Discover now