22. Kapitel

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》Ardian

Taddl war am Abend zuvor verschwunden, wollte irgendwohin, insofern Ardian es mitbekommen hatte. Genauer wollte er es gar nicht wissen.
Luna war bis eben noch da gewesen, sie hatten ein wenig geredet, vorallem über Viviana. Er wusste nicht weiter, sie hatte ihn zwar geküsst, bzw. er sie, sah danach aber nicht glücklich aus, hatte jedoch nichts gesagt, allgemein hatte sie danach nicht mehr wirklich geredet, war abwesend, nachdenklich. Es hatte ihn verunsichert, fühlte sie nun genauso, wie er? War es ihr egal? Hatte sie vielleicht schon einen Freund? Er wusste es nicht, Nachdenken brachte ihn nicht weiter.
Die Haustür wurde aufgesperrt und fiel mit einem Klicken wieder ins Schloss. "Auch mal da?", fragte Ardian grinsend, als sein bester Freund im Türrahmen erschien. "Ja.", erwiderte der Angesprochene müde und rieb sich die Augen. Niemand sprach weiter, sodass Taddl sich abwandte und in sein Zimmer verschwand. Er war komisch, wirkte seltsam ruhig, völlig untypisch, doch wollte der Ältere nicht wissen, wo er sich die letzte Nacht herungetrieben hatte.
Aus Langeweile entschied er Vive zu fragen, ob sie mit ihm essen gehen wollte, konnte ja nur eine Abfuhr werden. Nach kurzem Suchen hatte er sein Handy gefunden und wählte ihre Nummer. "Hallo?", meldete sie sich, wie immer ohne ihren Namen zu nennen oder sonstige Normen bei Telefonaten. "Hey, wollte fragen, ob du mit mir etwas essen gehen willst.", er kam sofort auf den Punkt, wollte gar nicht erst große Reden schwingen, weil er wusste, wie schlecht er im Reden war. "Ja klar, wann und wo?", erwiderte sie sogleich. Ging schnell und kam für ihn unerwartet. "Ehm, keine Ahnung, lass uns einfach am Dom treffen, in 15 Minuten." "Ok, bis dann.", mit diesen Worten legte sie auf. Ardian atmete tief durch, wusste gar nicht, was er davon halten sollte, sie benahm sich so normal, klang, als hätten sie sich nie geküsst und wären immernoch 'nur' Freunde. Er wusste einfach nicht damit umzugehen, seine Gedanken drehten sich im Kreis.
Fünf Minuten später erwachte er aus seine Starre, ihm fiel ein, dass er sich ja mit ihr treffen wollte, woraufhin er los sprintete, Jacke und Schuhe zusammen sammelte und Taddl noch zurief: "Ich treffe mich mit Vive. Bis später." So war er also aus der Wohnung hinaus und lief die Straße entlang Richtung Dom. Er war aufgeregt, wie würde sie sich verhalten?

》Viviana

Der Anruf Ardians kam völlig unerwartet und hatte mich überrascht. Absagen wäre mir unangenehm gewesen, Zusagen war nicht weniger komisch, doch da musste ich jetzt also durch, konnte schlecht einen Rückzieher machen. Ich würde versuchen mich so zu benehmen, als wäre nichts geschehen, noch dazu, weil ich erst letzte Nacht, nach Ardians Kuss, mit seinem besten Freund geschlafen hatte. Immernoch wütete das schlechte Gewissen in mir, ich hasste mich dafür, dass ich jetzt wiedermal alles zerstört hatte.
Gedankenverloren wanderte ich durch die Innenstadt, in der ich nicht oft unterwegs bin, obwohl ich schon eine ganze Zeit lang in Köln wohne. Am Domplatz sah ich mich um, mein Blick suchte seinen, diese wunderschönen, grauen Augen mussten irgendwo in der Menge zu finden sein.
Trotz des relativ schlechten Wetters sah man viele Touristen und Jugendliche, die herum standen, Fotos schossen, rauchten und dann war er da in dieser, sich stetig bewegenden Menschenmasse, mit seinen blonden Haaren, die ihm so wirr ins Gesicht fielen und ihn immer ein wenig ungepflegt wirken lassen, dieser Kleidungsstil, der einfach zu ihm gehörte, wodurch er sich von der Menge unterschied. Ardian fiel sofort auf, sein Blick glitt genauso suchend über die Menge, doch hatte er mich noch nicht entdeckt. Langsam setzte ich mich in Bewegung, schon mich hindurch, vorbei an schwitzenden, stinkenden, fremden Körpern, mit Ellbogen und Händen schob ich einige Leute zur Seite, bahnte mir einen Weg zu ihm, immernoch unentdeckt.
Bei ihm angekommen, stellte ich mich direkt vor ihn und grinste schelmisch. Verwirrt sah er mich an. "Wo kommst du denn jetzt her?" Ich blieb stumm, grinste einfach weiter vor mich hin und fragte dann: "Wohin gehen wir essen?" Er nickte wortlos in eine Richtung, ich folgte ihmgenauso still, irgendwie fühlte es sich komisch an, mit einem Jungen, den man gewissermaßen betrogen hatte, jetzt hier durch die Stadt zu laufen, als wäre nichts gewesen.
W

ir beraten gemeinsam ein indisches Restaurant, war ja egal wo man essen ging, Hauptsache der Magen wird gefüllt. Pärchentisch. Na ganz toll, als hätte ich sowas nicht geahnt, jetzt fehlte theoretisch nur noch der klischeehafte Heiratsantrag von ihm, der glücklicherweise aus blieb, danke Gott.
Seufzend ließ ich mich auf meinem Platz nieder und versenkte meine Nase in der Speisekarte, einfach, um jegliche Gesprächsversuche unterbinden zu können. Ich wollte es ihm nicht sagen müssen, doch würde er es sowieso irgendwann erfahren, nur nicht von mir. Vielleicht von Thaddeus, vielleicht aber auch nicht? Ich wusste es einfach nicht, wollte auch gar nicht daran denken, denn es würde garantiert das Aus dieser 'wackeligen' Freundschaft bedeuten. "Ich hätte auch gerne die Karte, Vive.", durchbrach Ardians Stimme die Stille zwischen uns. Wortlos reichte ich sie ihm, hatte allerdings keine Ahnung, was ich essen sollte, hatte sie mir noch nicht einmal angesehen. "Wollen Sie etwas trinken?", fragte ein Kellner, der plötzlich aufgetaucht war, völlig lautlos. "Weißwein, trocken bitte.", bestellte ich sofort, war mir gar nicht sicher, ob es sowas bei einem Inder gab, aber egal, ich hatte Lust auf Wein und Roten trank ich schon aus Prinzip nicht, da er mich an Blut erinnert und ich mich dann wie ein Vampir fühlen würde, ich mag keine Vampire, genauso wenig Werwölfe.
Zehn Minuten später konnte ich mich an meinem Weißwein erfreuen, schmeckte gar nicht mal so schlecht, zwar nicht der Beste, aber in Ordnung. "Weißt du schon, was du essen willst?", fragte Ardian nachdenklich, während er die Karte durchstöberte. "Nein, such du was aus.", meinte ich abwesend, zog mein Handy heraus und scrollte kurz durch die Nachrichten, ohne zu lesen, einfach nur, um beschäftigt auszusehen. "Was ist los?" "Was soll los sein?", konterte ich, seltsam für mich mit solch einer lahmen Gegenfrage zu antworten, aber mein Gehirn funktionierte nicht wirklich, meine Gedanken waren erfüllt vom schlechten Gewissen. "Du bist komisch.", sprach er aus, was ich gefürchtet hatte. "Nein, nur müde.", versuchte ich mich herauszureden, wieder ziemlich einfallsreich, nicht. "Ich habe dich anders kennengelernt.", behauptete er, ich seufzte innerlich auf, wollte diese Diskussion nicht führen. "Menschen sind stetigen Änderungen unterzogen. Jeder verändert sich paparallel zu seiner Umgebung. Ich auch.", erklärte ich philosophisch und feierte das innerlich so ziemlich, da es in meinen Ohren gar nicht so schlecht klang. "Das ist klar, aber bei dir ist es so extrem." Ich sah ihn mit meinem besten Ernsthaft-Blick an. "Ich bin ja auch nicht jeder, ich bin ich, habe meine eigene Art, somit verändere ich mich auch auf meine Art und Weise." Ardian wollte etwas erwidern, wurde jedoch von unserem Kellner unterbrochen, der wieder so plötzlich auftauchte und fragte, was wir essen wollten. Ich überließ die Wahl tatsächlich dem Jungen mir gegenüber, hatte einfach keine Lust erst die Karte zu lesen, klang aber nicht schlecht, was er da bestellt hatte.

Das Essen war gut gewesen, unterhalten hatten wir uns nicht weiter, hatte mich strikt geweigert noch ein Wort zum Thema Veränderungen zu sagen, wollte es einfach ruhen lassen, auch wenn Ardian das etwas anders sah.
Gemeinsam liefen wir nun durch die Kölner Innenstadt, ziemlich ziellos, langsam, Hände in den Jacken-, bzw. Hosentaschen vergraben, ohne uns zu berühren, schweigend. Viele Leute kamen uns entgegen, ich beachtete keinen Einzigen, interessierte mich gar nicht, was sie dachten, geschweige denn, wie sie aussahen. "Also, war schön mal wieder etwas mit dir alleine zu unternehmen.", meinte ich, versuchte mich an einem Lächeln, was mir sogar gelang, Ardian erwiderte es, umarmte mich zum Abschied und wandte sich dann seinem Heimweg zu, ließ mich stehen. Kurz beobachtete ich seinen Rücken, seinen Gang, seine Anmut, alles an ihm, ehe ich mich abwandte und selbst zu meinem Haus zurück kehrte.

Drugs ● Ardy (Reupload) Where stories live. Discover now