24. Kapitel

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》Ardian

Er hatte Zuhause auf seinem Sofa gesessen und mit Taddl ein wenig Smash gespielt, als es an der Tür klingelte. Faul wie Ardian nunmal war, überließ er es seinem besten Freund zu öffnen, doch machte dieser, auch nach dem zweiten Klingeln, keinerlei Anstalten sich zu erheben. Stöhnend stemmte er sich also hoch und trottete langsam in den Flur. Es klingelte ein drittes Mal. Genervt riss er die Türe auf, wollte schon zu einer mürrischen Bemerkung ansetzen, da er dachte, dass einer seiner Kumpels, bzw. Nachbarn dort stand, doch verstummte er, bevor überhaupt ein Wort kam. Vive stand vor ihm, ihre Mascara verlaufen, die Augen gerötet, schniefend. "Ka-Kann ich he-herein k-kommen?", schluchzte sie aufgelöst, sah ihn dabei jedoch nicht an. Ardian nickte schweigend, trat zur Seite ud schloss die Tür hinter dem Mädchen. Er hatte noch nie wirklich wahr genommen, wie dünn sie war, viel zu mager. "Ich m-muss m-mit Thad-Thaddeus reden.", fuhr sie fort und wischte sich über ihr verweintes Gesicht, "Al-Alleine. Un-Unter vier Au-Augen." Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, doch konnte er ja schlecht über den Kopf seines Kumpels hinweg entscheiden, mit wem dieser reden durfte. "Wohnzimmer.", meinte er stumpf und wandte sich der Küche zu, schloss die Tür hinter sich und ließ sich vorsichtig dagegen sinken. Was sie wohl von Taddl wollte? Warum weinte sie? War etwas passiert? Viele Fragen flogen durch seinen Kopf, wobei er auf keine Einzige eine Antwort wusste. Langsam ließ er seinen Kopf gegen die Tür fallen, zwang sich nicht zu lauschen, da er auf keinen Fall in die Privatsphäre der Beiden eindringen wollte. Entweder Vive erzählt es ihm persönlich oder eben nicht, andere Möglichkeiten wollte er keinesfalls in Betracht ziehen.
Gelangweilt, weil er sich nutzlos vorkam, lief er in der Küche auf und ab, warf einen Blick in den Kühlschrank, nahm sich einen Energy-Drink, öffnete sie jedoch nicht. Er hörte weder Taddl noch Vive, es war viel zu still, bis plötzlich die Stimme des Mädchens laut wurde. Sie schrie, unverständliche Dinge, irgendwas von Verantwortung und Arschloch. Was war denn dort los?
Ardian wünschte sich irgendwie ganz weit weg, wollte liebend gern zu Lunes, doch traute er sich nicht aus der Küche heraus.
Die Tür wurde aufgerissen, Taddl kam herein gestürmt, gefolgt von dem immernoch schreienden Mädchen.
Sofort nutzte der junge Mann die Gelegenheit und verließ die Wohnung, hatte sich geradeso noch eine Jacke mitnehmen können und machte sich nun, schnellen Schrittes, auf den Weg zu seiner besten Freundin. Glücklicherweise befanden sich keine Fans irgendwo in der Nähe, er konnte nicht erkannt werden, musste nicht davon laufen und konnte so in kürzester Zeit ihre Wohnung erreichen.
Er wusste immernoch nicht, was er von alldem halten sollte. Was war da zwischen Taddl und Vive? Er fand keine Lösung, egal in welche Richtung er dachte, immerhin war eine Beziehung ziemlich unwarscheinlich, hatte sein bester Freund ihm doch immerzu beteuert, dass sie reine Freundschaftsgefühle füreinander hatten, da war nicht mehr, doch warum war das Mädchen dann so ausgeflippt?
Ardian bemerkte, dass er seit circa fünf Minuten auf das Klingelschild der Brünetten starrte, noch nicht gedrückt hatte, geschweige denn hereingelassen werden konnte. Seufzend fuhr er sich kurz die die Haare, es fühlte sich komisch an, so ohne Dreads, obwohl er sie nicht lange hatte und es mittlerweile auch schon ein ganzes Stück her ist, seit Lunes sie ausgekämmt hatte. Er drückte den Klingelknopf, ihre Stimme ertönte in der Gegensprechanlage: "Hallo?" Sie zauberte ihm ein kleines Lächeln auf das Gesicht. "Ich bin's.", antwortete er, woraufhin sofort das Summen ertönte. Mit ein wenig Kraft drückte er die Haustür auf und trottete die Treppe nach oben, wo Lina bereits in ihrer Tür auf ihn wartete, eine kurze Umarmung zur Begrüßung und beide traten zurück in ihre Wohnung.
Ardian fragte sich jedesmal, wie seine beste Freundin so kreativ sein konnte, es war schwer zu begreifen. Ihre ganze Wohnung war irgendwie weiß, sehr hell, doch überall hing diese persönliche Luna-Note, an jeder Wand, an jedem Möbelstück, sogar die Küche beinhaltete irgendwelche, für sie typischen, Kleinigkeiten, die einem im ersten Moment gar nicht auffallen würden, wenn man das Mädchen nicht richtig kennt. "Womit habe ich deinen Besuch verdient?", fragte sie lächelnd und schmiss sich auf ihr wunderschönes Sofa. "Ich musste Zuhause raus, hab' mich fehl am Platz gefühlt.", erklärte er etwas verunsichert. "Wieso? Streit mit Tuddward?" Ardian schüttelte den Kopf: "Nein, nein, also, es ist eher Viviana die Streit mit ihm hat. Ich weiß aber nicht worum es überhaupt geht." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie ihn leicht skeptisch an, legte dann eine Hand auf sein Knie. "Mach dir darüber nicht zu viele Gedanken, vielleicht war es nur eine kleine Lapalie. Ich hab' sowieso das Gefühl, dass dieses Mädchen nicht die Allerstabilste ist.", riet Luna und brachte ihn so zum Lächeln. Sie war zu freundlich, so klug, aber gleichzeitig konnte sie auch einfach witzig sein, alles zusammen ergab ihren Charakter, eine starke, junge, unabhängige Frau mit einer eigenen Meinung. Er mochte sie, natürlich, immerhin war sie seine beste Freundin, doch konnte er wirklich nicht mehr Gefühle für sie aufbringen, so oft er es sich auch gewünscht hatte, Liebe entstand nie, sie war für ihn ein reiner Kumpeltyp, er mochte da scheinbar mehr diese Mädchen, die wie Viviana waren. Immerzu schweigsam, bis sie richtig aufblühen, zurückhaltend, sie wirken schwach, doch innerlich sind sie reine Stärke, Autoritätspersonen. Er wusste nichtmal, ob das Mädchen, welches sie vorhin mit Taddl gestritten hatte, diesem Idealbild entsprach, dazu kannte er sie noch zu wenig, doch schien sein Kopf sie, mithilfe des ersten Eindrucks in ebenjenes einzuordnen, konnte er nichts machen. "Ardy? Hallo? Ardizzle?", Luna wedelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum, während der junge Mann die gesamte Zeit nachdenklich seine Hände anstarrte, er zuckte zusammen, als sie ihn in die Rippen piekte und wurde sofort in die Gegenwart zurück geschleudert, war endlich wieder ansprechbar. Genervt fuhr er herum: "Was denn los?" Sie zuckte ein wenig zurück, wusste nicht, was sie ihm getan hatte, er selbst konnte auch nicht sagen, wieso er die junge Frau jetzt so angefahren hatte, sie wollte ihm nie etwas Böses, wollte ihm nur helfen. "Sorry.", setzte er noch etwas kleinlaut hinzu. "Alles gut, aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich, weißt du?" Er schüttelte den Kopf. "Brauchst du nicht. Mir geht es gut.", versuchte er sie zu beruhigen, musste aber bei ihrem skeptischen Block zugeben, dass er sie niemals würde überzeugen können, egal, wie er sich jetzt verhielt.

Drugs ● Ardy (Reupload) Where stories live. Discover now