29. Kapitel

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》Viviana

Ich fühlte mich befreit, zwei Tage war es jetzt her, dass ich mein Kind los geworden war.
Ich saß neben Ardian auf meinem Sofa und zog mir, gemeinsam mit ihm, die ersten Folgen 'Orange is the new Black' rein, Luna hatte behauptet, diese Serie wäre cool. Ich war noch nicht wirklich gefesselt von der Story, wusste nichtmal, um was es ging, hatte die letzten zwei Folgen auch nicht dem Fernseher meine Aufmerksamkeit geschenkt, sondern dem jungen Mann, der seinen Arm auf die Sofalehne, um meine Schultern gelegt hatte und wie gebannt auf den Bildschirm starrte. Es war interessant ihn zu beobachten, wie, je nach Geschehen sein Gesichtsausdruck variierte.
Als hätte er meinen Blick bemerkt, wandte er sich zu mir. "Du schaust ja gar nicht hin.", grinste Ardian. "Gibt interessantere Dinge.", behauptete ich lächelnd. Wir waren nicht zusammen, nur befreundet, wenn jeder das auch anders sah, wussten wir doch am besten, was zwischen uns lief.
Gemeinsam haben wir in den letzten Tagen viel geredet, ich habe ihm so manches erzählt, unter anderem von meiner Mutter, wie sie starb, die Drogengeschichte ließ ich aus, wollte ihn nicht beunruhigen, aber er hatte es auch verstanden, dass ich mir eine feste Beziehung nicht zutrauen wollte, ich hatte Angst davor. "Du denkst schon wieder nach.", raunte Ardian, seine Worte waren kaum zu verstehen, da wir den Fernseher ziemlich laut gedreht hatten. Ich hob meinen Blick ein wenig, sah ihm in die Augen und ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. "Du bist schön, wenn du lächelst, aber das weißt du ja.", sein Grinsen war umwerfend, er sah total niedlich aus, wie er so da hockte, aber das würde ich ihm nicht sagen, weil es höchstwahrscheinlich seine Männlichkeit verletzen wird. "Natürlich, immerdoch, auf jeden Fall.", antwortete ich und brach in Gelächter aus, er zog mit, sodass wir letztendlich, nach Atem ringend auf meinem Sofa lagen und von der Serie wenig mitbekamen. "Willst du heute noch nach Hause?", fragte ich belustigt und zog meine Augenbrauen in die Höhe, er schüttelte den Kopf, ich endete wieder lachend unter ihm begraben und keuchte: "Das sah jetzt aus, wie ein kleines, trotziges Kind." Er zog einen Schmollmund und piekste mich in die Rippen, woraufhin ich lachend Aufquietschte. "Wie sah es aus?", hakte er grinsend nach, ragte dabei drohend über mir auf, weshalb ich lachend erwiderte: "Wie ein kleines Kind." Wieder piekte er mich, diesmal  allerdings ging ich zum Gegenangriff über, schubste ihn mit aller Kraft von mir herunter, damit auch vom Sofa und sprang dann auf ihn, um es ihm heim zu zahlen. Dummerweise war der Boy stärker als ich, weshalb ich schon nach kurzer Zeit wieder unter ihm lag, dabei fast starb, weil er nunmal ein ausgewachsener, nicht gerade kleiner Mann ist und so ein nicht zu unterschätzendes Gewicht auf die Waage brachte. "Ich hasse dich.", keuchte ich angestrengt, versuchte mich nochmal daran, ihn herunter zu stoßen, nur bewegte er sich keinen Millimeter, weshalb ich es aufgab und mich mit meinem Schicksal ab fand.
In genau diesem Moment klingelte es, Ardian und ich sprangen auseinander, er setzte sich zurück auf das Sofa, versuchte ein wenig Ordnung zu machen, während ich zur Tür flitzte. Davor stand mein Erzeuger, mit einer Frau, ich kannte sie nicht, ich wollte sie nicht kennenlernen. "Was willst du hier?", fragte ich nervös, sah zwischen den Beiden hin und her, wusste nicht recht, wie ich darauf reagieren sollte. "Ich wohne hier, Viviana.", behauptete er großspurig, schien dabei allerdings vergessen zu haben, dass er seit einigen Wochen nicht mehr Zuhause aufgetaucht ist. Ich schloss die Tür vor seiner Nase, musste grinsen und gesellte mich zurück zu Ardian. "Wer war's?", fragte dieser mich nach dem Betreten des Raumes. "Intelligenzressistenter Erzeuger meiner Existenz.", meinte ich ernst, musste dann aber über seinen Gesichtsausdruck lachen. "Du denkst dir die besten Sachen aus." "Nur die Wahrheit, Ardian, nur die Wahrheit.", grinste ich und schmiss mich auf das Sofa. "Und jetzt?" Ich grinste weiter. "Jetzt? Jetzt schauen wir einen Film, der mir passt. Blutgletscher." Er sah mich verwirrt an. "Horror?" Nickend legte ich die DVD in den Player und stellte alles weitere über die Fernbedienungen ein, ja, mehrere, ich hatte insgesamt drei hier herum liegen, da ich irgendwie für jedes Gerät eine Zusätzliche eingerichtet hatte, fand ich weniger kompliziert. "Ich hasse Horrorfilme.", murmelte Ardian. "Schreist du dann, wie ein Baby?", fragte ich, wobei er meinen gehässigen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, da ich mich in Fernseher-Richtung gedreht hatte. Ich spürte, wie er näher an mich heran rückte und wurde plötzlich von hinten gepackt. "Ardian!", kreischte ich laut und versuchte mich zu befreien, doch hielt er mich eng umschlungen und ließ sich einfach nach hinten fallen, sodass ich auf ihm landete. Sein Mund bewegte sich direkt neben meinem Ohr, er raunte mir zu: "Was war das eben?"
Lachend versuchte ich wieder, mich zu befreien, doch hielten mich seine starken Arme fest umklammert. Der Film begann, man hörte plötzlich Geräusche an der Haustür, Schaben, Knacken. Abprubt ließ mich der Mann los, ich richtete mich auf und sah ihn unsicher an. "Was ist das?", fragte ich ängstlich, er zuckte nur mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Einbrecher?" "Unwarscheinlich.", antwortete ich, doch die Angst kroch durch meinen Körper.
Die Geräusche verstummten kurz, ehe ich Schritte im Flur hörte, dann die Stimme von Phillip, ich atmete aus und erhob mich, zog Ardian an der Hand hinterher. Bisher hatte mein Vater eine Beziehung zu ihm nie für gut gehießen, aber gerade deshalb wollte ich ihn jetzt dabei haben.
"Viviana.", meinte mein Erzeuger lächelnd, sah mich überheblich an, doch versteinerte seine Miene, als er meinen Begleiter erblickte. "Ja?", fragte ich grinsend, sein Gesichtsausdruck belustigte mich zutiefst. "Ich habe wegen dir gerade 50€ an den Schlüsseldienst bezahlt.", warf er mir ernst vor. "Ist doch in Ordnung." In seinen Augen flackerte die Wut auf. "Ich bin immernoch dein Vater.", meinte er mit fest zusammengepressten Lippen. "Diesen Status hättest du dir verdienen müssen, den hast du nicht einfach so.", fauchte ich genauso wütend zurück, drehte mich auf dem Absatz um und verschwand wieder in meinem Zimmer, mit Ardian.
"Ich hasse ihn.", wütete ich, schlug dabei auf mein Sofa ein, "Ich hasse ihn so sehr." Sanft nahm mich der Mann in den Arm, hielt mich fest, ließ mich nicht mehr los.

Drugs ● Ardy (Reupload) Où les histoires vivent. Découvrez maintenant