Kapitel 52

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Fröstelnd zog ich mein Hemd enger an den Körper und schlang zusätzlich meine Arme um mich herum. Yoongi, der neben mir stand sah es und machte ein Schritt näher zu mir, dass er seine Seite an mich presste und ich so etwas von seiner Wärme abbekam. 

Mir war aber nicht nur wegen der Kälte unwohl. Wir waren mittlerweile an der Stelle, wo wir den Feenheer entgegen treten wollten und gruseliger konnte die Stimmung nicht sein.

Ich stand mit Yoongi bei den Heilern, die allesamt ihre Utensilien, die sie zur Versorgung von Verletzungen bräuchten um sich aufgebaut hatten. Ein paar Soldaten von jedem Volk standen um dieses kleine Lager herum, bereit uns im Notfall zu verteidigen. Etwas weiter vor uns, alle anderen der Heere. Allesamt bewaffnet und abwartend.

Und als wüsste das Wetter, dass heute ein gefährlicher Tag wäre, war über Nacht Nebel aufgezogen. Man erkannte durch ihn hindurch den weißen Fleck, der die Sonne war, aber mehr auch nicht. Sie war erst vor kurzem aufgegangen, so niedrig wie sie noch stand.

So unwohl war mir noch nie gewesen. Selbst wenn ich gewusste hatte, dass mir eine Strafe von den Dorfbewohnern drohte, war mir nicht so unwohl wie jetzt. Dort hatte ich einfach Angst vor den kommenden Schmerzen, jetzt fühlte sich diese Angst allerdings anders an. Diesmal ging es nicht nur um mich.

Und ich hatte das Gefühl etwas schreckliches würde heute geschehen. Auch die sonst so freundlichen Gesichter der Heiler, die ich in den letzten Tagen kennenlernen durfte, waren hart und ernst. Von denen, die vor uns aufgestellt waren, wollte ich gar nicht erst anfangen. Alle warteten nur darauf, dass das Heer der Feen aufkreuzen würde.

Vorne in der Mitte warteten die zehn Feenmänner mit den Hauptmännern der anderen Völker. Ich hatte noch gesehen, wie der Zentauer bei sich die Feengeisel hielt, die er als Druckmittel im Lager gelassen hatte, dass die Feen auch wirklich hier aufkreuzen würden. Die Stimmung war zum zerreißen gespannt.

Ich sah Yoongis Ohren zucken und schließlich hörte ich es auch. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter, als ich ein Sirren hörte. Nur diesmal wurde dieses Sirren allmählich ein Brummen, das immer lauter und lauter wurde. Ich sah wie alle sich anspannten und schließlich tauchten die Feen gruselig aus dem Nebel auf.

Ich begann zu zittern. Es wurden immer mehr und mehr, die nicht unweit von der Linie vor uns Halt machten und landeten. Warum waren es so viele Feen?

An vorderster Stelle hatte ich direkt die Königin erkannt. In königlicher Rüstung, aber wie das Heer hinter ihr, auch bis an die Zähne bewaffnet. Sie wartete ab, bis alle ihre Soldaten hinter ihr gelandet waren und kein Summen mehr zu hören war.

"Warum wundert es mich nicht, dass Ihr jetzt vor mir steht...", sprach sie kalt zu ihren ehemaligen Beratern.

"Auch wenn Ihr schon längst alle verrottet sein solltet!", kreischte sie hinterher.

Die Stimme von Seoyeon erhob sich nun.

"Irgendwer muss Euch Einhalt gebieten! Seht doch ein, dieser Krieg ist unnötig! Hier stehen alle anderen Völker vor Euch. Verbündet. Das Volk der Feen könnte auch dazu gehören. Das was damals vor hunderten Jahren geschehen ist, ist geschehen! Anstatt mit Gewalt und Blut sich daran zu rächen, lasst es doch diplomatisch angehen und stattdessen neue Beziehungen suchen. Neue Handelsbeziehungen, ein großes Miteinander..."

"Schweigt, Ihr abtrünniger Bastard!", kreischte sie Königin schrill.

"Diese Völker neben Euch, haben unser Volk verraten! Sie haben es verdient das selbe Leid zu erfahren, wie unseres! An ihren Händen klebt unser Blut!" Sie deutete anklagend auf ihre ehemaligen Berater.

"Ich gebe Euch jetzt noch eine letzte Möglichkeit, euch Eurer Wurzeln zu besinnen. Ansonsten werdet Ihr ebenso vernichtet, wie das Pack mit denen Ihr euch "verbündet" habt!"

"Sie ist nicht zum Verhandeln gekommen...", knirschte Jiyong neben mir mit den Zähnen. Er drehte sich mit grimmigen Ausdruck zu den anderen Heilern um.

"Macht euch bereit. Sie will Blut fließen sehen..."

Ich sah Tae neben mir hart schlucken. Die anderen sahen auch etwas ängstlich nun aus. Yoongi hatte sein Fell komplett aufgestellt und ich sah wie er seine Krallen in den Boden unter sich grub. Ich konnte nicht anders und zitterte einfach am kompletten Körper.

Das Schlimmste allerdings war, dass ich wusste, dass er nicht hier im vermeintlich Sicheren bleiben würde. Sobald der Kampf beginnen würde, würde er sich mit in diesen hinein stürzen.

"Yoongi- Hyung...", selbst meine Stimme zitterte.

Er sah mich ernst von der Seite an. Zitternd öffnete ich meine Arme und umarmte ihn.

"Pass bitte auf dich auf... Ich will nicht dass du... Stirbst...", bibberte ich und mir kamen die Tränen.

Ich merkte wie er sich unter meinen Armen noch mehr versteifte. Unsicher ließ ich von ihm ab und sah ihm in die Augen. Auch in ihnen spiegelte sich Unsicherheit wieder. Aber ebenso sah ich seinen Hass auf die Königin und seinen Kampfgeist.

"Bitte pass auf dich auf...", flüsterte ich unter Tränen. Er nickte kurz.

"Wirklich Giftzwerg. Pass auf dich auf! Sonst bringe ich dich um!" Geumjae trat ebenso zu mir und sah seinen Bruder ernst an.

"Ich will dich nicht noch einmal verlieren..." Ich hörte wie auch seine Stimme zitterte.

Etwas in Yoongis Blick flackerte und er nickte wieder. Er senkte seinen Kopf und drückte ihn kurz an die Brust seines Bruders.

"Wir werden uns nicht mehr Euch anschließen!", ertönte nun Seoyeons Stimme wieder über alles andere.

"Lieber sterben wir an der Seite der anderen Völker, als Euren Willen von Tod und Verderben zu unterstützen!"
In seiner Stimme lagen weder Angst noch Unsicherheit.

Ich sah wie die Königin ihre Augen zu wütenden Schlitzen formte. Sie hob ihre rechte Hand.

"So sei es um Euer Schicksal bestimmt...", zischte sie hasserfüllt. Ihre Hand formte sich zu einer Faust und ließ sie nach vorne schnellen.

"Vernichtet sie alle!", kreischte sie schrill.

Kaum hatten diese Worte ihren Mund verlassen, erhob sich das Feenheer in die Luft. Augenblicklich erfüllte dieses grausame Brummen wieder die Luft. Doch zusätzlich zu diesem Brummen, stimmten sämtliche Feen ein Kampfgeschrei an und stürzten sich auf die Heereslinie vor uns.

Keine Sekunde später hörte ich weiteres Surren und einige Feen fielen getroffen vom Himmel. In ihren Körpern steckten Pfeile der Bogenschützen, die sofort neue Pfeile auf ihre Sehnen legten um weitere Feen aus der Luft zu holen.

Die verbündeten Völker antworteten ebenso mit Kampfgeschrei und stürzten sich in Richtung der Feen. Sofort schnellte auch Yoongi nach vorne und verschwand in der Masse der lauten sich bekämpfenden Wesen.

Geschockt konnte ich nur da stehen und mir die Hände auf die Ohren pressen. Es war so laut. Es war so schrecklich...

Ich spürte wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Wo war ich hier nur hinein geraten...

The Way To Your DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt