Kapitel 31

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Fassungslos, starrten mich die beiden Brüder an.

"W... Woher kennst du seinen Namen?", stotterte der Ältere vollkommen durcheinander.

Ich schwieg und starrte einfach den Tiger an. Geumjae folgte meinem Blick langsam.

"Du... Du willst mich doch verarschen...", stammelte er. Der Tiger starrte mich immer noch fassungslos an.

"G... Giftzwerg?"

Als hätte sich Yoongi verbrannt zuckte er zurück und starrte den Kobold fassungslos an. Der wich vor dessen Reaktion ebenfalls zurück. Kurz war es still.

"B... Bist du es wirklich, kleine Nervensäge?", hauchte Geumjae.

Der Tiger stand immer noch wie erstarrt da. Und dann passierte etwas was ich nicht für möglich gehalten hatten. Ich sah Tränen aus den Augen des Tigers fließen und beschämt senkte er den Kopf.

"Oh Götter...", flüsterte Geumjae heiser. Er ließ sich auf die Knie fallen.

"Komm her, Giftzwerg..."

Seine Stimme zitterte. Langsam tapste der Tiger auf ihn zu, während unentwegt weiter Tränen aus seinen Augen tropften. Kaum war er in der Nähe seines Bruders, schlang dieser sofort die Arme um ihn herum und zog ihn näher an sich heran. Yoongi legte den Kopf auf dessen Schulter ab und weinte stumm weiter. Ich sah allerdings auch Tränen in den Augen seines Bruders glitzern.

"Wie ist das möglich...", flüsterte dieser leise.

Ich blieb stumm und ließ die zwei einfach wieder zueinander finden. Nach einer Weile waren die Tränen von beiden versiegt. Und schließlich lösten sie sich auch beide voneinander.

"Wie ist das möglich...", wiederholte der Ältere und starrte den Jüngeren an. Kurz sah er zu mir.

"Bitte, Jimin. Was weißt du, was ich nicht weiß?", fragte er mich vorsichtig.

Ich atmete einmal kurz durch, bevor ich ihm antwortete.

"Er wurde von der Königin verflucht. Mit dem Hintergrund, dass sie ihn so in einer Höhle halten konnte und er als wilde Bestie ihre Widersacher beseitigen würde.", fing ich an. Geschockt sah der Kobold den Tiger an.

"Von der Königin?!", rief er entsetzt.
Beschämt senkte dieser den Kopf.

"Jedenfalls hat er seinen Verstand trotz des Fluchs behalten und hat sich stattdessen mit denen, die er eigentlich fressen sollte zusammen getan und ja... Bis ich dann halt dazu gekommen bin.", fuhr ich fort, wurde allerdings zum Ende leiser.

Geumjae ließ meine Antwort auf sich wirken, bevor er dann die Stirn runzelte.

"Aber woher weißt du das? Oder kannst du telepathisch mit ihm reden? Wenn ja, wie funktioniert das?", wollte er wissbegierig wissen.

Ich schüttelte bedauernd den Kopf. Ich sah zum Tiger, der allerdings nur Augen für seinen Bruder hatte.

"Offensichtlich gibt der Vollmond ihm wieder seine wahre Gestalt. Und wir hatten ja die letzten drei Nächte Vollmond und da konnte er es mir selber sagen...", erklärte ich. Mit großen Augen sah er ihn wieder an.

"Dann kann ich wirklich mit dir wieder reden?", rief er erfreut aus, zögerte dann aber selber und seufzte.

"Aber auch erst bei nächstem Vollmond...", murmelte er leise und bedrückt. Schüttelte sich aber darauf gleich wieder und lächelte wieder seinen kleinen Bruder an.

"Aber jetzt weiß ich, dass du doch noch lebst... Nach fünf Jahren..." Und er zog den Tiger wieder zu sich und umarmte ihn erneut. 

Wohlig seufzte Yoongi auf und legte erneut seinen Kopf auf dessen Schulter ab.

"Aber nicht dass du denkst, dass das jetzt Gewohnheit wird.", stellte sein Hyung klar. Der Tiger verdrehte sichtlich die Augen und schnaufte einmal laut.

"Gut." Aber sie blieben dennoch kurz so in dieser Position.

So lange, bis der Hauptmann mit einem Mal wieder in das Zelt trat und die Szene nur mit hochgezogener Augenbraue kommentierte.
Geumjae seufzte, löste sich vom Boden und somit vom Tiger und stand auf. "Hauptmann?"

"Wir ziehen noch etwas weiter, an eine bessere Stelle zum lagern. Pack deine Sachen. Ich schicke gleich die üblichen Verdächtigen, die dir beim Zelt helfen.", erklärte er den Grund seines Besuches. Sein Blick wanderte zu mir.

"Ist er mobil? Kann er mit?", fragte er dann den Jüngeren. Geumjae nickte.

"Ich gebe ihm gleich noch etwas Schmerzmittel, dann kann er auch auf eines unserer Pferde gesetzt werden und...", er wurde von einem ungläubigen Schnaufen unterbrochen.

Yoongi schüttelte den Kopf, kam zu mir rüber und setzte sich bestimmt vor mir hin. Und um ehrlich zu sein, war ich auch darüber ganz froh.

"Wenn es okay wäre, würde ich seinen Rücken bevorzugen...", sagte ich leise und sah zu den zwei Kobolden. Auf einem Pferd war ich noch nie geritten und bei Yoongi fühlte ich mich auf jeden Fall sicher.

Beide starrten mich an, bei Geumjae sah es allerdings so aus, als ob er einen Geist gesehen hätte. Doch irgendwann zuckte der Hauptmann die Schultern.

"Ist für mich auch in Ordnung. Wie gesagt, pack deine Sachen zusammen. Wir ziehen bald weiter. Wir sehen uns.", damit verließ er wieder das Zelt.

Der Kräuterkundige starrte uns allerdings immer noch an.
"Giftzwerg?"

Sofort zuckte Yoongis Blick wieder zu ihm. Verwundert kratzte er sich am Kopf.

"Wohl doch mein Bruder...", murmelte er etwas verwirrt eher zu sich selber.

Er beließ es allerdings dabei und begann dann seine Sachen zu sortieren. Er holte noch eine Glasflasche hervor und füllte diese in eine kleinere Feldflasche um. Diese reichte er mir.

"Wenn deine Schmerzen zu stark werden, nimmst du davon ein, zwei kleine Schlucke. Das wird helfen. Und am besten direkt jetzt. Dann verfrachten wir dich auf diesen Flohpelz und du kannst draußen warten, bis wir Abmarsch bereit sind.", erklärte er mir.

Ich nickte, entkorkte die Flasche und nahm einen Schluck, wie mir geheißen. Yoongi legte sich schon bereit neben mich, als Geumjae mir half mich wieder aufzusetzen.
Ich rollte mich wie mittlerweile gewohnt auf den Tiger, der sofort Aufstand, als ich auf seinem Rücken war. Kopfschüttelnd betrachtete der Kobold uns.

"Pass gut auf meinen Patienten auf, Flohpelz.", warnte er Yoongi, der nur wieder mit den Augen rollte, aber dann nickte.

"Also gut...", seufzte der Ältere.

"Dann Mal raus mit euch... Aber ich muss zugeben... Diese Form schreit nach sogar viel besseren Spitznamen... Nicht war, du Fellball?"

Yoongi schnaufte nur wieder und verließ einfach mit mir dann das Zelt. Ich kicherte leise, hielt mir allerdings sofort die Seite, da ich diese sofort wieder spürte.

"Ich mag euch zwei zusammen.", erklärte ich dem Fellball, der mich fragend ansah.

Kopfschüttelnd sah er wieder nach vorne und setzte kommentarlos seinen Weg weiter fort. Bis wir am Ende der Zelte ankamen und dort zusahen, wie in kürzester Zeit diese abgebaut wurden und alles für den gemeinsamen Aufbruch bereit gemacht wurde.

The Way To Your DestinyWhere stories live. Discover now