Kapitel 7

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Leicht verzweifelt versuchte ich dem Tiger zu folgen, doch das war deutlich einfacher gesagt als getan.

Ich fluchte leise, als ich erneut im Dunkeln an einem Stein hängen blieb und stolperte. Der Tiger schnaubte nur verächtlich, diesmal ohne, dass er mir einen genervten Blick zu warf, wie die dreizehn Male davor.

Diesmal verdrehte ich allerdings die Augen. Ja, wir hatten es eilig, aber es war nicht meine Idee gewesen, dass wir zwei allein, vor den Feen, aus dem unterirdischen Labyrinth entkommen und das ohne Fackel. Der Tiger konnte vielleicht etwas sehen und kannte die Strecke. Ich halt nicht.

Auch wenn ich die fehlende Fackel irgendwo auch mir selbst zuzuschreiben hatte, da ich nicht nachgehakt hatte, als keiner mir eine anbot. Andererseits hätte die mich auch teilweise behindert und gewohnt, mit Fackeln im Dunkeln umher zu rennen, war ich es auch nicht. Allerdings hatte ich auch bisher keinen schwarzen Ungeduldsbold dabei gehabt.
Und deswegen folgte ich dem Vieh so schnell es mir halt möglich war, ohne mich zu massakrieren.

Aktuell waren die Feenmänner alle hinter uns noch im Höhlenlabyrinth. Doch sobald sie sich auf den Weg gemacht hatten und aus den unterirdischen Gängen draußen waren, würde sich das sehr schnell ändern. Schließlich konnten sie fliegen im Gegensatz zu mir.

So war ich auch der erste gewesen, der ein Proviantbündel überreicht bekommen hatte, dass ich auch so schnell wie möglich los konnte. Die zehn waren noch damit beschäftigt zu besprechen, wer zu welchem Volk flog, als ich mich auf den Weg machte.

Beziehungsweise auf die Foltertour, einem bescheuerten Flohpelz zu folgen versuchen, korrigierte ich mich, als ich mit meinem Fuß in irgendeiner Art Ranke hängen blieb.

Das einzige was meinen Ärger überschattete war das Unbehagen darüber, dass ich ohne Feenhaar aufbrach. Ich hatte zwar gefragt, ob sie das Kraut nicht zufällig bei sich hatten, aber Fehlanzeige. Und so wie ich erfahren musste, schien das Kraut selbst im Feenreich sehr selten zu sein. Es wuchs nur im Westen des Landes unter Wasser von ausgewählten Seen. Zudem konnte man es nur bei Vollmond erkennen und ernten, da es nur dann unter Wasser erblühte. Ich hatte zwar auf die schnelle noch eine Zeichnung davon zu sehen bekommen, aber die Chancen noch an dieses Kraut zu kommen, waren nicht existent.

Ich hoffte noch eine Eingebung zu bekommen, wie ich die Situation im Dorf meistern sollte, ohne Kraut, ich in Person und die Nachricht, dass die Feenkönigin auf dem Weg dorthin war, um einen Rachekrieg zu beginnen. Ich betete, dass man mir wenigstens einmal Glauben schenken würde.

So in Gedanken stolperte ich auf einmal ein weiteres Mal. Doch diesmal nicht, weil ich erneut wo hängen geblieben war, sondern weil auf einmal kein Hindernis mehr da war und ich auf einmal etwas erkennen konnte.

Ich stand am Rand eines kleinen Baches, der sich über die Jahrhunderte weiter in den Stein gefressen hat und eine Art Tunnel entstehen hat lassen. Oben an der Decke war ein schmaler Riss, der Mondlicht in den Tunnel fallen ließ und diesen spärlich beleuchtete.

Wenn es mir vergönnt gewesen wäre, hätte ich mich sicher in dem Anblick verlieren können, doch es war anderes wichtiger.

Ich sah nach dem Tiger, der schon weiter bachaufwärts lief. Ich beschleunigte und folgte ihm jetzt schneller und entspannter. Wir liefen vielleicht fünf Minuten, als der Riss an der Decke mit einem Mal verschwand und es wieder dunkler wurde. Ich hielt mich nah an dem Tiger, um nicht vom Weg anzukommen und wieder Zeit zu verlieren.

Doch anders als erwartet, wurde es schnell wieder hell und der Riss in der Decke tauchte wieder auf. Nur diesmal blieb er nicht so klein und riss stattdessen auf, dass wir jetzt in einer zerklüfteten Schlucht liefen.

Ohne Vorwarnung machte der Tiger plötzlich einen Satz nach vorne, beschleunigte und sprang mit zwei Sätzen über einen Felsen hoch, dass er aus der Schlucht draußen war. Sein Knurren bedeutete mir, dass ich mich auch beeilen sollte dort hinauf zu kommen. Ich verdrehte die Augen und machte mich daran die Wand herauf zu klettern. Nein, ich habe keine super Sprungkraft, wie so manch anderer Elf..., kommentierte ich innerlich.

Aber durch meine mangelnden Magiefähigkeiten, hatte ich mir anderes Können zugelegt und schnell hatte ich mich am Rand der Schlucht herausgezogen, auch wenn die Stelle, die das Biest sich ausgesucht hatte, nur wenige schroffe Kanten zum Festhalten hatte.
Ich wischte meine Hände an der Hose sauber und sah den Tiger an. "Wo lang jetzt?"

Fast unmerklich weiteten sich die Augen des Tiers und als er mit der Schwanzspitze schnippte, kam mir es fast etwas eingeschnappt vor. So wie es aussah hatte er die Stelle bewusst gewählt, in der Hoffnung, dass ich mich blamieren würde.

Keine Sorge... Ich wurde schon oft genug in meinem Leben blamiert. Aber denk bloß nicht, dass ich nicht aus solchen Situationen lernen würde...

Ich musste zugeben, schlafend, war mir das Vieh lieber gewesen. Und bisher erkannte ich von der Loyalität und Fürsorge des Tigers relativ wenig, von der die Feen so geschwärmt hatten. Ich sprach meine Gedanken allerdings nicht laut aus, sondern sah mich um, wo wir jetzt angekommen waren.

Meine Augen wurden groß, als ich die Mauer wieder vor mir erkannte. Und so wie der Mond sie beleuchtete, waren wir tatsächlich wieder außerhalb des Feenreiches in einem kleinen Wäldchen. Durch die Bäume hindurch, der Mauer entlang, konnte ich, ein paar hundert Meter weiter entfernt, das Tor erkennen, durch das ich meine eigentliche Reise erst begonnen hatte.

Jetzt wusste ich, wo wir waren. Ich überlegte...

Natürlich könnte ich auch auf direkten Weg mich zu meinem Dorf schlagen. Dringend wäre es ja schon und auf ganz direkten Weg würde ich rein strecken technisch, wenn ich mich beeilte, sogar einen ganzen Tag einsparen.

Allerdings waren die vier Tage, die ich Seoyeon als Anhaltspunkt gegeben hatte, mit dem Umweg berechnet, den ich auch auf meiner Hinreise genommen hatte. Vor allem war dieser Weg auch deutlich sicherer, da der Fluss über das Fluss-Plateau nicht so reißend war, wie weiter unterhalb auf direkten Weg.

Und entweder wusste die Feenkönigin, dass es für sie zu Fuß so nicht machbar war, oder die Stelle würde sie wenigstens auch aufhalten. Außerdem würde ich noch an ein, zwei Elfendörfern vorbeikommen, die ich auch noch warnen konnte. Zumindest wollte ich es versuchen. Ob mir Gehör geschenkt werden würde, war dann natürlich noch die andere Sache.

Ich wusste selber nicht, warum ich den Tiger miteinbezog, deutete aber zu dem anderen Wald, der dem Eingangstor gegenüber lag.
"Da müssen wir lang."

The Way To Your DestinyWhere stories live. Discover now