Kapitel 26

115 14 5
                                    

Ich wachte wieder auf, als ich jemanden reden hörte. Vorsichtig blinzelte ich und sah jemanden vor uns stehen.

Erschrocken fuhr ich hoch, nur um es wegen meiner Seite direkt zu bereuen. Schmerzerfüllt blinzelte ich hoch und erkannte zum Glück nur Minghao wieder vor mir.

"Du bist es nur.", presste ich vor Schmerzen erleichtert hervor.

"Ja... Und deine Schmerzen scheinen trotz Heiltrank nicht wirklich besser...", stellte er besorgt fest.
Kurzerhand nahm er den Beutel mit dem Heiltrank von seinem Gürtel ab und drückte ihn mir in die Hand.

"Behalte den lieber gleich, bis du einen Heiler gefunden hast. Dass du hier im Dorf dich anschauen lässt, hab ich schon verstanden, dass das nichts wird."

Emotionslos zuckte ich mit den Schultern. Was sollte ich auch dazu sagen. Der Feenmann seufzte.

"Jetzt aber wo du wach bist, kann ich es auch nochmal für dich wiederholen. Auch wenn der Tiger eigentlich schon alles wichtige weiß.
Ich war eben schon kurz unterwegs und habe den anderen gesagt, dass sie zu dem Hochplateau kommen sollen. Da wird dann der Treffpunkt von allen sein.
Ich würde vorschlagen, ihr zwei macht euch schon auf den Weg dahin. Und ihr könnt auch dann den direkten Weg nehmen. Das Heilmittel schlägt zwar sogar besser als erwartet an, aber die Dorfbewohner werden einen kleinen Umweg nehmen, dass die Feen auch noch ein bisschen länger da hoch brauchen. Und ich will glaube ich auch nicht, dass du denen länger als nötig ausgesetzt bist."

Gehorsam nickte ich.

"Und ich habe die Hoffnung, dass du da oben schnell einen Heiler findest, der dir hilft.", fügte Minghao hinzu.

"Okay...", nickte ich und wollte eben aufstehen, als ich wieder herunter gedrückt wurde.

"Wie wäre es, wenn du dich einfach so wenig anstrengst wie möglich und so einfach auf den Tiger Rücken kletterst?", seufzte er.

Verdutzt sah ich hoch, nickte aber dann, drehte mich um und rollte mich einfach nur noch auf Yoongis Rücken. Ich hörte ein belustigtes Glucksen unter mir, aber keine Sekunde später setzte er sich in Bewegung und stand auf. Ich musste Minghao doch zugeben, dass das wohl so tatsächlich schmerzfreier war, als wenn ich aufgestanden wäre.

"Gut. Ihr müsst nur nach Westen, dann kommt ihr wohl zu einem Steilhang, aber soweit sah der so aus, als könnte der Tiger dich da hoch tragen.", erklärte der Feenmann und nickte uns ernst zu.
"Wir sehen uns dort oben. Ich werde mich hier noch um die Idioten kümmern."

Dankbar nickte ich ihm zu. Zu mehr reichte es nicht, da Yoongi wohl keine Lust auf sentimentale Verabschiedungen hatte und mir mir los in der Wald sprang. Gerade noch rechtzeitig hielt ich mich fest, dass ich nicht herunter fiel.

"Ich weiß, er ist dir leicht unsympathisch weil er dich als Kobold nicht mag, offensichtlich. Aber hättest du nicht langsamer starten können?", verdrehte ich die Augen.

Das einzige was ich als Entschuldigung bekam, war ein Zucken mit seinem Ohr. Naja... War mir auch nicht unrecht so schnell wie möglich von hier weg zu kommen.

Erschrocken stellte ich dann allerdings fest, dass es schon später Nachmittag war. Ich hatte wohl doch relativ lange geschlafen.

Yoongi lief in einem Recht schnellen Tempo und so dauerte es nicht lange, bis wir wir die Felsenwand erreichten, die das kleine versteckte Tal abschloss. Ohne zu zögern setzte er an und begann an der Wand hoch zu springen und zu klettern. So gut es ging klammerte ich mich an ihm fest, während er uns immer weiter die Wand hochtrug.

Ich hatte zwar schon davor Respekt vor ihm gehabt, aber dass er uns so mühelos und auch schnell hoch beförderte... Ich fand es einfach beeindruckend.
Ich sah den Abhang hinunter und mir wurde leicht schwindelig. Es war nicht die Höhe selber, sondern wie schnell sich der Boden immer weiter vom meinem Auge entfernte.

Irgendwann merkte ich doch, wie er langsamer wurde und nun vorsichtiger langsam hoch kletterte. Hier oben waren die Felsensimse nicht mehr so breit wie weiter unten, aber er lief dennoch stetig und mit festem Schritt voran. Ich sah nach oben es war nicht mehr weit. Vielleicht noch fünf Meter, dann wären wir oben.
Doch plötzlich blieb der Tiger stehen.

"Was ist?", fragte ich verduzt und sah nach vorne.

Vor uns lag nur noch glatter kahler Felsen, ohne eine Möglichkeit sich irgendwo halten zu können. Wir standen in einer Sackgasse.

Unsicher sah ich zu Yoongi, was er jetzt vorhatte. Vorsichtig drehte er seinen Kopf zu mir und sah mich ernst an. Dann ließ er seinen Blick hoch wandern. Ich folgte seinem Blick und schluckte.

"Du willst wirklich..." Er nickte.

Der Typ war wahnsinnig. Über uns waren zwar noch schroffe Abspaltungen, wo er sich gut festhalten könnte, aber dafür war die Wand fast senkrecht. Andererseits, auf der Stelle umdrehen, war vermutlich fast genauso gefährlich.

"Okay...", murmelte ich, legte mich auf seinen Rücken und klammerte mich so fest es ging an ihm fest.

Kaum spürte er meinen Klammergriff, begann er den steilen Aufstieg. Ich kniff meine Augen zu und krallte mich weiter in sein Fell, als die Schwerkraft mich versuchte nach unten zu ziehen. Ich spürte gefühlt jede Bewegung von ihm, als ich ihn so umklammerte. Ich merkte wie angestrengt er atmete und wie kraftvoll und stark seine Muskeln arbeiteten uns nach oben zu ziehen. Und plötzlich war es vorbei.

Ich öffnete geschockt die Augen und sah nur Gras. Ich richtete mich auf. Wir waren tatsächlich oben angekommen!

Vor uns erstreckte sich eine ewig weite Landfläche mit hüfthohem Gras. Wir waren tatsächlich auf dem Hochplateau.

"Du hast es geschafft Hyung!", jubelte ich und warf mich wieder auf seinen Rücken, um ihn zu umarmen.

Allerdings bereute ich das im selben Moment.

"Aua."

Schmerzerfüllt sog ich scharf die Luft ein, als meine Seite auf seinen Rücken knallte. Sofort sah er besorgt zu mir. Gut... Vielleicht lag es auch an der Aktion eben, wo ich mich an ihm festgekrallt hatte. War wohl nicht so optimal gewesen. Allerdings hatte das Adrenalin diesen Schmerz noch überdecken können.

Auch wenn ich Schmerzen hatte winkte ich ab.

"Was ist mit dir? Brauchst du was? Tut dir was weh? Bist du jetzt müde?", brabbelte ich ihn voll.

Fassungslos schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder nach vorne. Ohne eine Frage von mir zu beachten lief er einfach gerade aus weiter. Jetzt schüttelte ich meinen Kopf.
Dieser Kobold war einfach so stark und mutig... Er tat so als wäre dieser Anstieg für ihn überhaupt nichts gewesen.

Leise seufzte ich. Wenn ich doch nur so sein könnte wie er...

"Weißt du wo du hin willst?", fragte ich ihn eine Weile später.
Minghao hatte meines Wissens nur das Hochplateau als Ort angegeben und dieses war ja riesig...

Doch Yoongi nickte nur nach vorne. Ich kniff meine Augen zusammen um in dem Licht der untergehenden Sonne etwas zu erkennen. Meine Augen wurde groß, als ich erkannte, was er in der Ferne ausgemacht hatte. Doch die Fahnenträger bewiesen es eindeutig!

Wir hatten das erste Heer gefunden. Und die Fahnen zeigten eindeutig die Symbole der Kobolde. Wir liefen also auf das Volk von Yoongi zu.

The Way To Your DestinyWhere stories live. Discover now