Kapitel 35

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Der Faun hatte tatsächlich erst dann Ruhe gegeben, als Geumjae ihm versprochen hatte, dass er bei meinem nächsten Verbandswechsel dabei sein durfte. Klar hatte ich auch zugestimmt, aber ich kam mir dennoch wie ein dämliches Anschauungsobjekt vor. Aber Hoseok hatte wohl noch nie einen Fall mit gebrochenen Rippen gehabt und wollte deswegen schauen, wie die Stelle aussah.

"Schaut Mal da oben, ist das nicht einer unserer Feenmänner?" Hoseok deutete nach oben in den Himmel.

Ich blinzelte nach oben und erkannte Minghao dort oben. Als er den Tiger und mich sah, drehte er bei und landete neben uns.

"Ihr habt es her geschafft. Sehr gut. Wie geht es dir?", fragte er mich besorgt.

"Deutlich besser.", antwortete ich ihn.

"Dann hat sich hier einer um deine Verletzung gekümmert?", fiel er mir ins Wort bevor ich genauer darauf eingehen konnte.

"Ja, ich..." Diesmal unterbrach mich Geumjae.

"Moment Mal. Er weiß von deiner Verletzung?! Seit wann bist du denn bitte so rumgelaufen?!", fragte er mich entsetzt, erwartete allerdings keine Antwort von mir und wandte sich direkt an den Feenmann.
"Seit wann wisst Ihr, dass der Elf hier verletzt war?"

Minghao runzelte die Stirn. "Vorgestern Abend sah er schon so malträtiert aus. Und gestern Morgen kam er mit Essen aus dem Wald gelaufen und ist vor uns dann zusammen gebrochen. Warum..."

"Fast einen ganzen Tag bist du so herum gelaufen?!", schrie mich der Kobold schon fast an.

Unsicher rutschte ich etwas von ihm zurück und sofort stand Yoongis neben mir, während sein Schwanz unter Spannung von rechts nach links zuckte.

"Ist was falsch?", fragte Minghao verwirrt.

"Das frage ich mich bei diesem Elfen langsam auch... Du warst einen ganzen Tag mit deinen gebrochenen Rippen unterwegs?! Wie kannst du das ausgehalten haben?!"

Verzweifelt zuckte ich die Schultern. Es war ja nicht so, als hätte ich eine Wahl gehabt...

"Deine Rippen waren gebrochen?!", jetzt starrte mich der Feenmann ebenfalls schockiert an.

"Sind sie immer noch. Aber jetzt sind sie wenigstens wieder an der richtigen Stelle.", schnaufte der Kobold fassungslos. Der Geflügelte sah nun zum Kobold.

"... Dann hast du dich um ihn gekümmert?", hakte er nach.

"Ja, das habe ich.", seufzte der und fuhr sich durch seine Haare. "Warum?"

"Erst einmal Dankeschön. Ich hatte gehofft, dass einer ihn hier versorgt, aber ob er alleine nach Hilfe gesucht hat, war ich mir unsicher."

"Hat er ja auch nicht... Der Hauptmann hat mich zu ihm geholt...", kommentierte der Kobold leise und immer noch fassungslos. Minghao stockte und sah mich ebenso mit großen Augen an.

"Jedenfalls...", führte er dann nach kurzer Pause weiter, "... scheine ich jetzt an der richtigen Stelle zu sein. Das Elfendorf wird gleich hier sein. Sie haben sich dank dem Heilmittel relativ schnell erholt, aber ich würde gerne so viele Heiler wie möglich dabei haben, dass alle Elfen einmal durchgecheckt werden können."

Fragend sah er den Kobold an. Der sah sofort auch den Faun an und nickte. Sofort sprang auch Hoseok auf.

"Ich komme auch mit. Ich muss nur kurz noch zu meinem Zelt." Er sah den Feenmann motiviert an.

Der schaute überrascht zu dem Gehörnten.

"Dann hab ich schon zwei Heiler auf einmal gefunden. Umso besser..." Er atmete einmal durch, bevor er nickte.

"Gut. Ich würde zurück zu den Dorfbewohnern fliegen. Falls ihr noch andere Heiler seht, denen auch einfach kurz Bescheid geben und dann sehen wir uns gleich mit den Elfen am besten einfach zwischen euren zwei Lagern.", schlug er vor.

Hoseok und Geumjae nickten beide und daraufhin erhob sich Minghao wieder in den Himmel.

"Dann Mal los.", grinste Hoseok und sprang in Richtung seines Zeltes.

Minghao verschwand beschäftigt in seinem eigenen und zurück blieben nur Yoongi und ich. Ich seufzte und sah zu dem Tiger.

"Würdest du mir aufhelfen? Ich will nicht in der Nähe sein, wenn hier die Dorfbewohner hinkommen könnten.", fragte ich leise.

Sofort legte er sich neben mich auf den Boden, damit ich wieder auf ihn klettern konnte.

"Ich kann auch alleine laufen...", versuchte ich es, aber sofort schüttelte er seinen Kopf und deutete streng mit seinem Kinn auf seinen Rücken.

"Na gut...", murmelte ich und rollte mich wieder auf ihn.

"Aber nicht, dass ich dir irgendwann zu schwer bin.", meinte ich, was ihm nur wieder ein belustigtes Schnaufen entlockte.

Er stand mit mir auf und machte sich mit mir auf den Weg raus aus der kleinen Zeltstadt. Am Rand der Senke blieb er dann stehen und ließ mich herunter. Ich setzte mich wieder in das Gras und sah auf die vielen Zelte, die nun etwas unterhalb von uns lagen. Von hier hatten wir soweit einen guten Ausblick auf alles, was im Lager passierte.

Yoongi legte sich hinter mich und dirigierte mich mit seinem Schwanz wieder an seinen Bauch. Leise kicherte ich und kuschelte mich in das weiche Bauchfell, was so etwas wie ein belustigtes Schurren aus seiner Kehle lockte. Ich wusste zwar immer noch nicht warum er mich so behandelte wie er es tat, aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass es mir nicht gefiel. Und ihm schien es ja auch nicht zu missfallen, wenn ich mich so an ihn kuschelte.

So lag ich wieder halb auf ihm und betrachtete alles was im Lager geschah. Wie die letzten Zelte aufgebaut wurden und man langsam merkte, dass es wohl Richtung Mittagessen ging, weil immer mehr Feuer entfacht wurden und Essensgerüche zu uns hoch zogen.

"Guck, dahinten kommen sie.", murmelte ich leise und deutete auf die gegenüberliegende Seite der Senke.

Dort tauchten immer mehr Gestalten auf und bewegten sich auf das Lager zu. Aber da auch deutlich kleinere Gestalten dabei waren, war klar, dass das wohl die Bewohner meines Dorfes waren. Stumm beobachtete ich, wie sie immer näher kamen und schließlich in der Mitte der beiden Lager stehen blieben. Doch wirklich zur Ruhe schienen sie nicht zu kommen, da immer noch ein reges Treiben da unten herrschte.

Es war seltsam so entfernt in sicherer Entfernung die Elfen zu betrachten, die mich, sobald ich nur in ihrer Anwesenheit kurz gesessen bin, drangsaliert hatten.

Yoongi riss mich allerdings aus meinen Gedanken, als er mir ein kleinen Stupser gab. Verwundert sah ich zu ihm, doch er nickte nur Richtung Norden.

Dort erkannte ich eine neue Gruppe, die ebenfalls in Richtung Zeltstadt lief. Doch diesmal verkündeten die Banner von einem neuen Heer. Ich kniff meine Augen zusammen um die Stickereien darauf zu erkennen.

"Das sind die Zwerge.", sagte ich zu Yoongi.

Ich schmunzelte etwas, da ihre Bewegungen deutlich ruppiger aussahen, als die von den Elfen die eben kurz davor angekommen waren.

Ich hoffte, dass ich über Geumjae eventuell auch entspannt den Heiler von diesem Volk kennenlernen konnte. Und zu erfahren, ob sie wirklich so ruppig waren, wie sie auch liefen. Gespannt sah ich zu wie sie immer näher kamen.

Das dritte Heer war nun angekommen. Jetzt fehlten nur noch die Feuerlandbewohner.

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