Kapitel 8

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Je länger ich mit dem Tiger unterwegs war, desto weniger konnte ich ihn leiden. Entweder konnte das Vieh Elfen nicht ausstehen, oder einfach mich nicht, womit er im Endeffekt auch nicht alleine wäre.

Ich hatte keine Ahnung, ob er wirklich wusste wo es lang geht, aber er achtete sehr genau darauf, stets vor mir zu laufen und sobald ich etwas mühsamer über einen Stein kletterte genervt zu schnaufen.

Wir waren mittlerweile einige Stunden unterwegs und so langsam verließ mich doch die Kraft. Ich war halt doch immer noch ein Wesen, das nachts Schlaf brauchte um funktionieren zu können. Wir waren zwar schon mitten im Wald, der uns zu dem Fluss-Plateau führen würde und zu dem ersten Dorf, allerdings würde ich es bis dahin schon nicht mehr schaffen, wenn ich nicht wenigstens ein bisschen Ruhe bekommen würde.

"Ich kann nicht mehr. Ich brauche 'n kleines geschütztes Plätzchen, wo ich wenigstens ein paar Stunden schlafen kann.", knirschte ich, als ich erneut strauchelte und der Tiger diesmal sogar fauchte.

Ein verächtliches Schnaufen kam von ihm, dass ich die Augen verdrehte. Dass ihm das nicht gefiel, dachte ich mir schon.

Allerdings war ich dann doch überrascht, als er plötzlich beschleunigte und im Unterholz davon sprang. Verwirrt blieb ich stehen und sah ihm kurz nach.

Zuckte allerdings dann mit den Schultern und hielt nach einem geschützten Flecken zum Schlafen Ausschau. Dann würde ich wohl doch alleine weiter ziehen, ohne den Tiger. Warum das Vieh dann zugestimmt hatte mich zu begleiten, war mir allerdings ein Rätsel.

Ich lief noch etwa fünf Minuten, bis ich einen großen Felsen entdeckte, der unter sich eine Art Unterstand bildete. Zudem war ein Baum davor umgestürzt, der mich vor direkten Blicken verbarg.

Ich kletterte unter dem Baum hindurch und hatte einen kleinen trockenen Bereich für mich. Ich legte den Proviantbeutel ab und entdeckte eine kleine erdige Stelle am Rande der Felswände, groß genug, dass ich mich dorthin legen könnte. Auf dem blanken Felsen wäre es mir schnell kalt geworden.

Ich setzte mich gerade schon auf die Stelle, als ich plötzlich hörte, wie etwas im Unterholz vor mir krachte und immer lauter wurde. Ich starrte etwas ängstlich auf den Baum vor mir, als der sich zu bewegen begann.

Allerdings weiteten sich meine Augen überrascht, als ich plötzlich schwarzes Fell erkannte und der Tiger sich ebenfalls unter den steinernen Unterstand schob. Im Maul hatte er allerlei trockene Äste, die er vor mir auf den Boden fallen ließ. Genervt sah er mich an und nickte Richtung Holz.

Ich konnte nicht anders, als ihn perplex anzustarren. Er hatte mir allen Ernstes Feuerholz geholt. Scheinbar war er doch daran interessiert mich weiterhin zu begleiten und mir tatsächlich zu helfen.

"Ehm... Danke?", kam es mir irgendwann doch über die Lippen und ich kratzte mich unsicher am Kopf.

"Nur... Ich hatte nicht vor ein Feuer zu machen...", gab ich leise zu.

Jetzt war es am Tiger überrascht und verwirrt mich zu mustern.

"Wenn ich reise, mache ich das nie...", erklärt ich und gähnte. Ich musste dringend die Augen zu machen.

"Mir reicht das hier. Und keine Sorgen, nur ein paar Stunden, wir ziehen weiter wenn es dämmert.", gähnte ich, legte mich nun ganz hin und drehte dem Tiger den Rücken zu.

Ich hörte noch wie er sich nach ein paar Minuten doch wieder bewegte und sich wohl etwas entfernt von mir hinlegte. Doch ich dämmerte schon weg und holte mir den Schlaf, den ich jetzt so dringend brauchte.

Ich wurde von Vogelgezwitscher wieder wach. Langsam richtete ich mich auf und streckte meine steifen Glieder. Herzhaft gähnte ich und sah mich um.

Es begann zu dämmern und ich hörte wie nach und nach immer mehr Vögel in ihren allmorgendlichen Gesang mit einstimmten.
Der Tiger lag dort, wo ich ihn vermutet hatte und regte sich, als ich aufstand und mich nochmals streckte.

"Guten Morgen.", gähnte ich und fuhr mir einmal durch die Haare.

Ich sah nach dem Proviantbeutel, wo ich ihn abgelegt hatte und griff danach. Vorsichtig öffnete ich ihn und sah hinein, was mir überhaupt mitgegeben wurde.

"Ich hab hier etwas getrocknetes Fleisch, wenn du Hunger hast...", sagte ich und zog das getrocknete Zeug aus dem Beutel. Ich sah den Tiger an, der mich nur still musterte.

"Willst du?", fragte ich ihn direkt und bot ihm das Fleisch nochmal an.

Zögerlich nickte der Tiger und spätestens ein lautes Grummeln, was aus seinem Bauch kam, bestätigte es mir. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich legte ihm das Fleisch vor die Tatzen. Langsam senkte er den Kopf und begann das getrocknete Fleisch zu fressen. Ich machte den Beutel wieder zu und wartete bis er fertig war.

"Ich habe nochmal ein bisschen was in der Tasche, falls du später nochmal was brauchen solltest.", erklärte ich ihm und hängte mir wieder die Tasche um.
"Brauchst du noch was, oder können wir weiter?"

Der Tiger regte sich erstmal nicht und starrte mich nur an. Irgendwann legte er dann den Kopf schief und nickte mir fragend zu. Ich winkte ab.

"Ich kann unterwegs was essen. Außerdem kann ich auch mich nebenher von Beeren und so, die wir auf dem Weg finden, ernähren. Dann hast du auch mehr Fleisch.", zwinkerte ich ihm zu.
"Also bist du soweit?"

Es brauchte kurz bis der Tiger sich rührte, aber dann stemmte er sich auch hoch und streckte sich. Es brauchte einiges an Selbstbeherrschung, dass ich nicht loslachte. Der sonst grummelige schwarze Flohpelz, der sonst doch majestätisch wirkte, sah einfach wie eine süße kuschelige Hauskatze aus, als er sich so streckte. Doch dieser Anblick war leider doch sehr schnell auch wieder vorbei.

"Dann Mal los...", murmelte ich und krabbelte wieder unter dem Baum zurück in den Wald. Der Tiger folgte mir und schon waren wir wieder auf dem Weg.

Ich sah zum Himmel, der von dem dichten Blattwerk fast komplett verdeckt war. Wir hatten es vielleicht 5, wenn nicht schon 6 Uhr in der frühe. Wenn wir uns ranhielten, dann müssten wir am späten Nachmittag am ersten Dorf ankommen. Dann waren wir auch quasi schon direkt am Fluss-Plateau und über das Dorf waren wir auch sehr nahe an den Brücken, die dort von einer Insel zur nächsten über die gewaltigen Wassermassen führten.

Doch erst einmal mussten wir am Dorf ankommen und ich musste mir bis dahin überlegen wie ich es schaffen würde, auf die heran nahende Gefahr aufmerksam zu machen...

The Way To Your DestinyOù les histoires vivent. Découvrez maintenant