Kapitel 39

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Die Kartoffelsuppe schmeckte ausgezeichnet. Auch wenn ich die ganzen klein geschnittenen Zutaten dort drinnen nicht ganz zu ordnen konnte, was das war. Allerdings war ich mir unsicher, ob ich das wirklich wissen wollte. Der Zwerg war mir immer noch etwas suspekt.

Während dem Essen bemerkte ich, wie Hoseok und Geumjae mir immer wieder seltsame Blicke zu warfen. Irgendwann wurde es mir dann doch zu viel.

"Ist eigentlich irgendwas, dass ihr mich die ganze Zeit so anschaut?", fragte ich einfach geradeaus.

Die beiden sahen sich stumm an, bevor Geumjae seufzte. Er zögerte kurz, bevor er ansetzte zum Sprechen.

"Wir... Sind nicht mehr ganz so davon überzeugt, dass du heute Nacht bei mir im Zelt schläfst...", antwortete er schließlich. Verwirrt runzelte ich meine Stirn.

"Es geht nicht darum, dass du dort nicht sicher wärst. Es geht um den Weg dahin.", versuchte er es zu konkretisieren.

"Häh?" Der Zwerg sprach mir aus der Seele.

Geumjae biss sich auf die Unterlippe und sah hilfesuchend zu dem Faun. Der schien es aber dann auch nicht mehr zurück halten zu können.

"Man... Die anderen Elfen suchen nach dir, um sich zu rächen.", platzte es aus ihm heraus. Ich schluckte trocken.

"Wie rächen?", fragte der Zwerg nach.

"Sie sind der Meinung, dass das alles seine Schuld ist. Wäre er nicht bei der Feenkönigin gewesen, wäre sie nicht auf die Idee gekommen mit dem Überfall und sie würden ungestört weiter in ihrem Dorf wohnen können."

Ich senkte meinen Blick und die Schüssel. Mir war der Appetit vergangen. Allerdings wunderte es mich nicht, dass sie die Situation so sahen. Sie schafften es immer sämtliche Probleme so zu drehen, dass ich daran Schuld war.

"So ein Müll...", brummte der Zwerg und schüttelte seinen Kopf.

"Aber wenn ich an deinen Rücken denke, sollten wir das wirklich ernst nehmen...", murmelte er und strich sich durch seinen Bart. Er stand auf und begann in den Kisten am Zeltrand zu suchen.

"Na, wer sagt es denn..." Er zog weitere Kissen und eine Decke hervor, schloss die Kiste und legte das Zeug dann darauf.

"Kannst auch hier schlafen.", sagte er und setzte sich wieder zurück ans Feuer.

"Ehm danke?", antwortete ich perplex. Damit hatte ich nicht so wirklich gerechnet.

Doch der Zwerg winkte ab. "Bedank dich nicht zu früh. Steve schnarcht nämlich. Aber so musst du wenigstens nicht mehr raus."

Ich war mir nicht ganz sicher, ob es wirklich der Frosch war, der schnarchen sollte, oder ob er nur von sich ablenken wollte.

"Trotzdem, danke dafür.", antwortete Geumjae an meiner Stelle. Er und der Faun sahen nun tatsächlich deutlich entspannter aus.

"Ich hab noch nie so gesellschaftliche Abgründe, wie jetzt bei den Elfen erlebt...", murmelte Hoseok betroffen.

"Wirst du wirklich so sehr von denen gehasst?", fragte Rick irritiert nach. Still nickte ich.

"Aber warum das denn? Ich meine... Du schaffst es nicht einmal mir direkt auf den Sack zu gehen. Warum dann denen?"
Ich seufzte leise.

"Ich kann keine Magie wirken...", murmelte ich leise.

"Was?!" Hoseok sah mich entsetzt an.

"Du... Kannst keine Magie wirken?", fragte er mich aufgebracht.

Unsicher sah ich ihn an. Würde er mich jetzt auch hassen?

Ich spürte wie Yoongi den Faun scharf in den Blick fasste und sich bedrohlich sein Fell an seinem Schwanz sträubte. Geumjae sah den Faun auch gefährlich still an. Doch der starrte mich nur entsetzt an.

"Ich dachte alle Elfen könnten Magie wirken...", stammelte er.

"Offensichtlich wohl doch nicht alle...", murmelte ich leise und fühlte mich wieder so unendlich fehl in der Welt.

"Aber... Dann behandeln sie dich deswegen so wie sie es tun?!", hakte er nach.

Verwirrt blinzelte ich ihn an. Ungläubig fuhr der Faun sich durch sein Gesicht.

"Warum versuchen sie dir nicht zu helfen, dass du doch deine Magie findest? Wirklich! Jeder Elf hat Magie in sich... Sonst könntet ihr doch gar nicht leben!", aufgebracht raufte er sich die Haare.

Der Zwerg hatte in der Zwischenzeit nur still vor sich hin geraucht und hatte bisher keine Reaktion gezeigt. Jetzt setzte er sich auf und sah den Faun an.

"Offensichtlich ist den Elfen das nicht so bewusst, wie den anderen Völkern.", räusperte er sich und sah dann zu mir.

"Die Ziege hat Recht. Jeder Elf hat Magie in seinem Blut fließen. Die ist unweigerlich in eurer DNA verankert. Und wenn du tatsächlich so eine Mutation hättest, wo du keine Magie hättest, würdest du nicht so passabel aussehen, wie du es tust.", erklärte er.

"Dann würdest du mehr wie ein Zwerg aussehen, der unter einen Steinschlag geraten ist. Und der schon davor abgrundtief hässlich war.", verdeutlichte er.

"Mit anderen Worten. Du besitzt schon irgendwo Magie. Nur hast diese halt noch nicht gefunden."

Irritiert sah ich ihn an. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass mir jemand Hoffnung machte, dass ich doch nicht die Missgeburt zu sein schien, zu der ich jahrelang gemacht wurde.

"Aber... normalerweise findet man als Elf seine Magie schon im Kindesalter... Warum habe ich sie bis jetzt noch nicht gefunden?", fragte ich unsicher.

Rick sah mich lange ernst an und rauchte weiter.

"Vielleicht hat deine Umgebung nur nie gestimmt...", sagte er schließlich nach einer ganzen Weile nachdenklich.

"Wie... Wie meinst du das?", hakte ich unsicher nach. Doch der Zwerg winkte ab.

"Ist nicht so wichtig. Wichtig ist doch nur, dass du sehr sicher Magie wirken kannst. Und wie diese Magie aussieht wird sich auch noch zeigen. Bis jetzt hat jeder Elf den ich kenne, gelernt welche Magie er kontrollieren kann.", nickte er und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.

Ich starrte ihn immer noch an. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mir irgendetwas verschwieg. Vor allem, da er jetzt wieder ins Feuer starrte und nachzudenken schien.

Den anderen schien das allerdings nicht wirklich aufzufallen. Geumjae seufzte tief.

"Dann drücken wir dir die Daumen, dass sich diese Umgebung dafür schnell findet, dass du dich nicht mehr so drangsalieren lassen musst.", seufzte er.

"Dann schläfst du wohl hier. Du bleibst vermutlich auch hier, Giftzwerg?", wandte er sich dann an seinen Bruder.

Der nickte nur kurz angebunden und legte seinen Kopf wieder auf seine Tatzen. Hoseok seufzte ebenfalls tief und stellte seine Schüssel dann vor sich ab.

"Es tut mir so leid, dass du das alles erleben musst, Jimin...", murmelte er und sah mich betroffen an.

"Du... Du hasst mich nicht?", fragte ich vorsichtig nach. Geschockt sah er mich an.

"Hassen?! Nur weil du deine Magie noch nicht gefunden hast?! Oh Götter, natürlich nicht! Deswegen sollte niemanden jemanden hassen!", rief er entsetzt aus und stand auf, um sich neben mich hinzusetzen. Er zog mich in seine Arme und umarmte mich.

"Keine Sorge. Du darfst mich als deinen Freund sehen. Ich... Nein... Wir...", korrigierte er sich mit Blick auf die anderen Anwesenden, "... wir werden dich unterstützen und dafür sorgen, dass dich die anderen Elfen nicht mehr in die Finger bekommen. Du bleibst ab jetzt bei uns und in Sicherheit!", beschloss er.

Ich sah ihn und die anderen mit großen Augen an. Selbst der Zwerg nickte zustimmend. Dass Yoongi hinter mir auch bestätigend nickte wusste ich auch so.

Mir stiegen Tränen in die Augen, als ich realisierte, dass ich wohl tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben Freunde gefunden hatte.

The Way To Your DestinyWhere stories live. Discover now