The Way To Your Destiny

Kapitel 34

Seufzend saß ich alleine im Gras und schaute den anderen zu, wie sie das Zelt von Geumjae mit zwei weiteren Kobolden aufbauten. Mich hatte der Kobold direkt von Anfang an, an den Rand des Geschehens diktiert. Ich sollte mich ja schonen und ja nicht überlasten.
Eigentlich wollte Yoongi wohl mir Gesellschaft leisten, wurde aber als er sich neben mich hin gelegt hatte, so lange von seinem Bruder genervt, bis er knurrend nachgegeben hatte, um schließlich doch zu helfen die ganzen Kisten an die Stelle zu tragen, wo sie hin sollten.

Nur so langweilte ich mich halt schier zu Tode. Und anderen Gruppen beim Aufbauen zuzuschauen, war halt auch nicht sonderlich spannend.

Gelangweilt begann ich an dem Gras vor mir zu rupfen und die ausgerissenen Halme miteinander zu verflechten. Schön war allerdings etwas anderes, aber es beschäftigte mich wenigstens.

Irgendwann sah ich ein paar Hufe vor mir stehen. Ich sah hoch und schaute den Faun fragend an. Der grinste mich jedoch nur an und warf sich neben mich auf den Boden. Ich sah zum Zelt und musste feststellen, dass es mittlerweile wohl fertig aufgebaut war. Von den zwei Brüdern, fehlte allerdings jede Spur.

"Wo sind denn die anderen hin?", wollte ich von Hoseok wissen. Der zuckte nur die Schultern.

"Irgendwie fehlt Geumjae eine Kiste und die zwei sind los die suchen.", antwortete er mir dann.

"Ach so.", seufzte ich und spielte weiter mit dem Gras in meiner Hand.

"Woher kennst du eigentlich Yoongi?", fragte der Faun mich mit einem Mal. Überrascht sah ich ihn an.

"Wie meinst du das?", fragte ich ihn verwundert.

"Naja... Ich meine ihr habt so einen vertrauten Umgang miteinander. Es kommt fast so rüber, als würdet ihr euch ewig kennen.", antwortete er.

Langsam schüttelte ich den Kopf.

"Wir kennen uns jetzt noch nicht Mal eine Woche.", beantwortete ich seine Frage.

"Ich hab ihn erst da kennengelernt, wo ich von der Feenkönigin ihm quasi zum Fraß vorgeworfen wurde.", zuckte ich mit der Schulter.

"Wie jetzt? Du hast mit der Feenkönigin gesprochen?!" Entgeistert sah er mich an. Irritiert sah ich ihn an.

"Ja? Ich sollte ein Heilmittel für mein Dorf besorgen, was Feenhaar enthält und das wächst ja eigentlich nur in deren Reich. Also wurde ich dahin geschickt mit einem Brief an die Königin. Und dann stand ich auch vor ihr."
Hoseoks schien nachzudenken, also fuhr ich einfach weiter mit der Geschichte fort.

"Jedenfalls hat sie es nicht geben wollen, hat stattdessen ihren Rachekrieg geplant und mich dann der Tigerbestie zum Fraß vorgeworfen. Das war dann eben Yoongi, der mich stattdessen zu den Feenmännern gebracht hat. Denen habe ich dann von ihrem Racheplan erzählt und naja... Jetzt sind wir hier.", beendete ich meine Zusammenfassung. Entgeistert sah der Faun mich an.

"Wie jetzt? Dann bist du dafür verantwortlich, dass wir diese Information überhaupt haben?!", rief er fassungslos. Unsicher nickte ich.

"Ja?", fragte ich eher zurück. Mit großen Augen sah er mich ungläubig an.

"Wow...", kam es nach einer Weile von ihm zurück.

"Irgendwie hätte ich damit jetzt nicht gerechnet.", gab er zu.

"Und wie bist du jetzt hier her gekommen? Ich meine die Feenmänner sind ja zu den verschiedenen Völkern geflogen, und haben die zusammen getrommelt." Ich seufzte leise.

"Ich bin mit Yoongi den Weg her gelaufen. Hab auf dem Weg tatsächlich doch noch Feenhaar gefunden, dass mein Dorf den Elfentod wohl doch übersteht und joa... Jetzt sind wir hier.", fasste ich die letzten paar Tage zusammen, die sich so gesehen eher wie eine Ewigkeit angefühlt hatten. Allerdings wie keine schlechte Ewigkeit...

"Du hast Feenhaar gefunden? Außerhalb der Mauern des Feenreiches?!", ungläubig sah Hoseok mich an. Ich nickte.

"Etwa zwei Tagesmärsche von hier liegt ein See, wo man das bei Vollmond unter Wasser ernten kann.", erklärte ich.

"Wie jetzt? Das Feenhaar ist eine Wasserpflanze? Und kann nur bei Vollmond geerntet werden?", hakte der Faun nach. Jetzt lag es an mir ihn überrascht an zu schauen.

"Das wusstest du nicht?", fragte ich ihn.

"Nein.", schüttelte er den Kopf.
"Dieses Wissen wurde damals mit den Feen hinter ihre Mauern gesperrt. Die Rezepte und das Wissen, was dieses Kraut alles kann, existieren zwar auch außerhalb der Mauer, aber das Wissen wie und wo man an dieses Kraut kommt, hatte hier draußen niemand." Jetzt begann er wieder zu grinsen.

"Aber dank dir, könnten auch die Heiler der anderen Völker ab jetzt das Kraut außerhalb der Mauer nutzen."

Nachdenklich starrte ich auf das Grashalmgebilde in meinen Händen. Irgendwie hatte ich nicht erwartet, dass meine Entdeckung so bedeutend hätte sein können. Ich war bisher einfach von Dummen- Glück ausgegangen.

"Aber dann kennst du Geumjaes Bruder wirklich nur seit der kurzen Zeit?", fing er dann wieder mit dem Thema an. Ich sah ihn irritiert an.

"Ja, das habe ich doch gesagt... Warum interessiert dich das überhaupt so brennend? Du kennst ihn doch auch eigentlich nicht?", rätselte ich.

Hoseoks blieb kurz still, bis er antwortete.
"Ich habe sehr viel Zeit mit Geumjae verbracht. Und damals war das die Zeit kurz nachdem sein Bruder verschwunden war. Und er hat sehr viel von seinem kleinen Bruder erzählt, dass ich irgendwann das Gefühl hatte Yoongi persönlich gekannt zu haben. Nur...", er zögerte kurz.

"In den ganzen Erzählungen wo ich gehört hatte, schien er nie irgendwie wirklich freundlich zu anderen Wesen außerhalb seiner Familie zu sein. Und körperliche Nähe kam schon gar nicht infrage. Deswegen hat es mich gewundert, dass er dich auf dem Rücken getragen hatte.", gab er dann zu.

Ich sah ihn still an. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Klar, den Yoongi, den er über Erzählungen kennengelernt hatte, hatte ich anfangs ja auch kennen gelernt. Doch ich war bisher davon ausgegangen, dass er halt aufgetaut war, weil er mich halt irgendwie besser kennengelernt hatte? Dass ich wohl das erste Wesen in seinem ganzen Leben war, dem er sich öffnete, hätte ich halt einfach nicht gedacht. Und ich wusste auch nicht was ich davon halten sollte. Und vor allem... Warum?

Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste doch auch nicht was ich davon halten sollte. Liebend gerne hätte ich ihn mehr über seine Person gefragt. Vor allem nachdem, was ich mittlerweile über ihn erfahren hatte. Allerdings war mir leider auch bewusst, dass das wohl die nächsten Wochen nicht gehen würde.

"Allerdings weiß ich von Geumjaes Erzählungen, dass er oft auch einfach ein Rätsel für alle anderen war, was er dachte, oder auch nicht.", fügte Hoseok dann beruhigend hinzu.

"Mach dir also nicht zu viele Gedanken darum.", zwinkerte er.

Ich blieb still. Eigentlich hatte ich den Eindruck, dass ich recht schnell verstand, was ihn jeweils umtrieb...

"Wie auch immer...", seufzte der Faun.

"Aber was ist eigentlich mit dir? Warum hat Geumjae dir nicht erlaubt zu helfen und warum solltest du dich schonen?", wollte er dann von mir wissen. Ich verdrehte leicht die Augen.

"Ich habe mir wohl die Rippen gebrochen und..."

"Durchgebrochen!", wurde ich von hinten korrigiert. Natürlich mussten die zwei Brüder in genau diesem Moment wieder auftauchen.

"Durchgebrochen und verschoben, weil er auf seine schon angebrochenen Rippen beim Klettern gefallen ist.", kommentierte Geumjae streng.

"Ich habe sie erst letzte Nacht wieder dorthin gebracht, wo sie hingehören. Und natürlich muss er sich jetzt deswegen schonen!"

Hoseok sah so aus, als ob er gleich vom Glauben abfallen würde.
"Und dann sitzt er so hier?! Bist du wahnsinnig? Du musst doch Schmerzen haben?!"

Hilfesuchend sah ich zu Yoongi der mich teils belustigt, teilweise aber auch streng ansah. Ich wusste doch, dass ich mich jetzt wirklich schonen sollte, aber hätte er mir nicht einfach helfen können?