16. Farbenstrudel • Something Outside Us

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S O M E T H I N G
O U T S I D E    U S

Farbenstrudel

Moritz Fino wurde von einem dumpfen Poltern geweckt. Erschrocken schlug der 10-Jährige die Augen auf. Was war das? 

Rasch schlug er seine Decke zurück und sprang aus seinem Bett. Er schlüpfte in eine dunkelgraue Jogginghose und warf sich sein Superman T-Shirt über. Dann stieg er in seine Kuschelhundehausschuhe und lief zu seiner Zimmertür. Ganz vorsichtig öffnete er sie. Im Flur war alles dunkel. Leise schlich Moritz aus seinem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Jetzt konnte er gar nichts mehr sehen, da nun auch sein Nachtlicht nicht mehr da war. 

Erneut ertönte ein Rumpeln, es kam aus der Richtung des Zimmers von Moritz' älterem Bruder Nick.

Nick war 13 und ziemlich cool. Fand Moritz zumindest.
Nick hatte genau wie Moritz schwarze Locken und sturmgraue Augen. Er war recht groß und trug immer ein Cap unter dem seine Locken jedoch an den Seiten und zur Stirn hervorquollen. Er schien ziemlich beliebt zu sein bei den Mädchen in seinem Alter, zumindest erhielt er von ihnen immer Bilder über eine App, die „Snapchat" hieß, auf denen ihr Gesicht und manchmal auch ihr Körper mit stylischen Outfits zu sehen waren. Und sie machten immer einen Kussmund. Wahrscheinlich um zu zeigen, wie sehr sie Nick mochten. 

Moritz war ein paar Mal aus Versehen gegen Nachrichten von Snapchat gekommen, als er auf Nicks Handy Minecraft gespielt hatte und hatte sich diese Bilder dann unfreiwillig anschauen müssen, bis er wieder zurück zu seiner Minecraftwelt gelangt war. 

Moritz mochte seinen Bruder sehr, ja er bewunderte ihn sogar für seine Coolness. 

Und während er auf das Zimmer von Nick zu schlich, fiel ihm ein, was seine Eltern ihnen gesagt hatten, bevor sie zu dem Konzert mit Übernachtung gefahren waren: „Passt auf euch auf, macht keinen Unfug und ladet keine Freunde ein, sonst ist hier nur Chaos." 

Hat Nick Freunde eingeladen? Oder ist das eins dieser Mädchen? 

Moritz wusste es nicht. Kurz überlegte er, einfach zurückzugehen und Nick in Ruhe zu lassen, aber dann siegte seine Neugier. Ganz vorsichtig klopfte er an die Zimmertür des 13-Jährigen und als keine Reaktion folgte, drückte er die Tür langsam einen Spalt breit auf. 

Sofort strahlte ihm gleißendes Licht entgegen und blendete seine Augen, die sich gerade an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Moritz blinzelte hektisch und schob sich dann in das Zimmer seines Bruders, als vor seinen Augen keine Lichter mehr tanzten. 

Nicks Zimmer erinnerte ein wenig an zwei Königreiche, die durch eine Mauer getrennt waren. Moritz' Bruder hatte seinen Schrank sowie mehrere Regale als Raumtrenner aufgestellt und so sein Zimmer aufgeteilt. 

Auf der einen Seite, auf der Moritz sich momentan befand, waren die Öffnungen des Kleiderschranks und der Regale mit Rückwand, so konnte er von dieser Seite an alles heran. 

Auf der anderen Seite des Zimmers war Nicks Höhle. Da sich die einzige Deckenlampe auf der Schrankseite befand, war es auf der anderen Seite deutlich düsterer. Dort stand außerdem Nicks Gaming-PC mit Gaming Stuhl und coolem Schreibtisch, sowie eine bequeme Ledercouch, die genau wie die Wände komplett schwarz war. 

Ziemlich cool. 

Als Moritz sich durch den schmalen Durchgang zwischen einem Regal und der Wand durchzwängte bemerkte er sofort, dass das Sofa, auf dem Nick schlief, leer war. 

Moritz sah sich etwas beunruhigt um, aber sein Bruder war auch nicht am Computer. Moritz konnte ihn nirgendwo entdecken. 

Da bemerkte der 10-Jährige etwas Ungewöhnliches: Das sonst mit Vorhängen zugezogene Fenster stand sperrangelweit offen und die kalte Nachtluft strömte herein. 

Wichtel-Adventskalender 2023Where stories live. Discover now