11. Sturmfeechen • Bittersüße Wahrheiten

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B I T T E R S Ü S S E
W A H R H E I T E N

Sturmfeechen

Hendrik

„Hey, Leute.", Hendrik setzt auf Charme, als er in die Kamera blickt. Ein Augenzwinkern und sein schönstes Lächeln, das viele Herzen bereits zum Schmelzen gebracht hat. In der weißen Winter-Wunderlandschaft kommt bei all dem Schnee sein gutes Aussehen sicherlich gut zur Geltung. „Heute verschlägt es mich in den oberbayerischen Wald und mit am Start ist die gute, alte Mandy."

Er schwenkt die Kamera lässig hinüber zu dem Jeep einer erfolgreichen Urbexerin. Ende zwanzig und bildhübsch. Sie konkurriert ganz nah mit seinem Engel Sandra. Das gefärbte Haar in Rubinrot macht sie zum Blickfang und der athletische Körperbau zeigt, dass Mandy nicht auf der faulen Haut liegt. Ihre bernsteinfarbenen Augen strahlen vor Vorfreude. In ihren Händen hält sie bereits die Steuerungskonsole für die Drohne. Hendrik rückt näher heran. Es ist bitterkalt. Trotz der guten Allwetterkleidung, die er von seinen Sponsoren bekam. Hoffentlich versagt die Technik bei den Temperaturen nicht. Wie gut, dass sie mit einigen Akkus ausgestattet sind.

„Na, freust du dich schon?"

Mandy's Mundwinkel zucken kurz. Sie lehnt sich lässig an ihr dunkles Fahrzeug, während sie mit der Wahrheit rausrückt: „Ja, auf jeden Fall. Obwohl ich sagen muss, dass ich gern in meinem Dachzelt schlafe. Das hat schon was."

Hendrik nickt wissend und blickt hinauf zu der genialen Konstruktion auf dem Jeep, die Mandy überall die Möglichkeit auf einem Schlafplatz bietet. Ein Upgrade, das er sich ebenfalls wünscht. Einmal durfte er dort Probeliegen und war sofort überzeugt. Allein der Komfort ist unbezahlbar, aber auch der Sternenhimmel wirkt von dort oben deutlich näher. Hendrik hingegen hat seinen Kofferraum zu einem Schlafplatz umgewandelt. Eine Matratze auf einer Schubladenebene mit viel effizienten Stauraum.

Das Wochenende hingegen ist etwas ganz Besonderes. Als wäre Mandys Gesellschaft nicht Bereicherung genug, verspricht dieser Ausflug Zeit mit seinem Schatz. Beim Gedanken an Sandra kribbelt sein Bauch ganz aufgeregt, wie bei der ersten Begegnung mit ihr.

„Stimmt, das Dachzelt ist schon etwas besonderes. Aber in dieser Folge besuchen wir zur Abwechslung mal keinen Lost Place, sondern machen Urlaub in einer Berghütte."

Mandy zieht spielerisch einen Schmollmund. Nur ganz kurz, denn sie verkündet freudestrahlend: „Aber für euch machen wir dennoch eine paranormale Untersuchung."

Dafür sind Mandy und Hendrik bekannt. Die Hoffnung hält sich dennoch in Grenzen, denn die Location spricht dagegen, dennoch will er den Zuschauern Hoffnung machen.

„Denn wer weiß, was sich an einem unscheinbaren Ort wie diesem alles abgespielt hat. Eine Hütte einsam im Wald. Fern von der Zivilisation. Vielleicht ein Ehekrach, der eskalierte und tragisch geendet hat. Oder vielleicht gibt es hier einen verfluchten Ort? Wer kann das schon sagen."

Kaum ist die Kamera ausgeschaltet, stößt Mandy ihn erheitert an.

„Echt jetzt? Du glaubst, die Ortschaft ist verflucht?"

Hendrik zuckt lässig mit den Schultern. „Wäre doch gut für uns."

Mandy seufzt und blickt hinauf zu der friedlichen Hütte, als habe sie genauso wenig Erwartungen wie er. Für gewöhnlich halten sich die beiden Freunde an schaurigeren Orten auf. Trostlose Ecken, die in Vergessenheit geraten. Sowie die Geschichte dahinter. Es ist der Nervenkitzel und die Abenteuerlust, die Hendrik an Lost Places hinzieht. Als wäre dies nicht genug, sucht er den Kontakt zu Geistern. Das fällt genau in Mandys Gebiet. Sie war es, die ihm die Augen öffnete und seine Meinung zu dem Paranormalen überdenken ließ. Denn zu Beginn plagten ihn viele Zweifel und auch trotz Erfolge mit der Geisterbox und anderen Hilfsmitteln betrachtete er die Erfahrungen mit gemischten Gefühlen. Bis die Erlebnisse immer intensiver waren und die Dinge unerklärlich wurden.

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