Z I M T S T E R N E Z U M
V E R L I E B E NKapitel 1
Es gab nichts, was Vienne mehr liebte als Weihnachten.
Es war einfach die beste Zeit des ganzen Jahres. Sie liebte alles daran: die kleinen bunten Lichter, den unglaublich vielen Glitzer und die romantischen Liebesfilme, die im Fernsehen hoch und runter liefen. Es war pure Magie.
„Und jetzt stell dir vor, wir malen noch Rentiere an die Fensterscheiben! Das wird so schön aussehen!”, schwärmte sie, während sie ihrer Freundin Biana die Kiste mit den Tannenzapfen abnahm und sie neben die restliche Weihnachtsdeko stellte, die sie nach langer Vorfreude endlich heute früh gekauft hatte.
„Ich weiß nicht”, widersprach diese zögerlich und griff nach einem Pinsel. Sie bewegte ihn skeptisch, wie ein Zauberstab, als versuchte sie, ihr wenig vorhandenes künstlerisches Talent in süße, winterliche Hoffnung zu verwandeln. „Das wird bestimmt kitschig aussehen.”
„Perfekt!” Vienne strahlte. „Wir verwandeln die Bäckerei in ein kitschiges Winterwunderland. Die Menschen werden es lieben! Biana, das wird die beste Zeit des Jahres!”
Sie klatschte in die Hände und hätte Biana am liebsten geschüttelt, um sie mit ihrer Euphorie anzustecken. Warum sonst waren sie an einem Samstagmorgen hier?
„Montag ist der erste Dezember. Wir haben exakt 48 Stunden, um die Bäckerei mit so viel Weihnachtsmagie zu füllen, dass die Leute gar nicht anders können, als stehen zu bleiben und zu staunen! Lass uns gleich anfangen!” Vienne krempelte die Ärmel hoch. „Warum lächelst du?”
Biana zuckte lächelnd mit den Schultern. „Es ist süß, wie du dich freust. Ich weiß, deine eigene Bäckerei war lange dein Traum und ich freue mich, dass es endlich geklappt hat.”
Vienne erwiderte das warme Lächeln, während sie eine Motivations-Duftkerze anzündete. Endlich - mit Verspätung und viel vorherigem Chaos, Planen und Umplanen - hatte Vienne sich in die Räumlichkeiten in der Mitte der Stadt einmieten können. Die Bäckerei war ihr Lebenstraum und wurde nun endlich mit mehr als nur dem Duft nach Tannennadeln gefüllt.
Die kleine Flamme knisterte energiegeladen und strahlte voller Freude, sowie Vienne voller Freude strahlte. „Lass uns direkt anfangen.”
Biana nickte und zog die Lametta-Girlanden aus dem Karton. Sie zog und zog. Die Glitzerschnur wurde immer länger, so lang, dass Santa beruhigt alle seine Rentiere damit hätte zähmen können. „Eines muss ich dir lassen: Als du gesagt hast, du kaufst viel, hast du nicht übertrieben”, stellte sie fest und versuchte nicht zu stolpern, als sie das Lager verließ. „Ich frage mich, wo die Unmengen an kitschiger Deko ins Finanzkonzept deiner Bäckerei gepasst haben … Ach, weißt du was? Ich will es nicht wissen. Ich vertraue dir, dass du alles im Griff hast.”
„Ich auch”, murmelte Vienne und sah Biana und dem Ende der Girlande nachdenklich hinterher, die um die Ecke verschwanden. Vienne blieb alleine mit dem Berg an funkelnden Träumen, die in der Weihnachtszeit wahr werden sollten, zurück. Immerhin war Weihnachten eine Zeit der Wunder, oder?
Vienne brauchte mehr als nur ein Wunder.
Sie straffte die Schultern und ignorierte den Finanzplan, den sie letzte Woche frustriert aus dem Fenster geworfen hatte. „Ich vertraue mir auch”, wiederholte sie selbstbewusster und stapelte entschlossen vier Kisten auf ihrem Arm. Dann hob sie den Pinsel vor sich. „Das wird die beste Zeit des Jahres - ach was, die beste Zeit meines Lebens.”

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Wichtel-Adventskalender 2023
Short StoryWeihnachtszeit ist die schönste Zeit! Und ein Adventskalender darf in der Lounge natürlich auch nicht fehlen! Fast zwei Monate hat unsere Community fleißig geschrieben, hat eine Herausforderung angenommen, die ihnen das Schreiben ein wenig spannende...