14. FlowerWinnie • From Blue to Pink

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F R O M     B L U E
T O    P I N K

FlowerWinnie

Ich kämmte gerade meine Haare, als meiner Mutter reinkam. Sie zog die Augenbrauen hoch und sagte mal wieder, dass ich endlich zum Friseur gehen sollte, sonst würden alle denken, dass ich ein Mädchen wäre. Das wollte ich auch, aber meine Klasse würde sich nur über mich lächerlich machen, weswegen das einzig mädchenhafte meine Haare waren. Ich trug schwarze und blaue Klamotten. Oversize-Hoodies und Jogginghose, nur um nicht zum Gespött zu werden. Ich überlegte schon lange, es ihnen zu sagen, da ich bald umzog, aber fand es dann doch unnötig, weil es sie nicht zu interessieren brauchte. 

Am Abend vor meinem letzten Schultag wollte meine Mutter noch mit mir reden. „Lars, ich gebe dir zwei Möglichkeiten für die neue Schule” , fing sie ernst an. „Entweder du wirst da als Junge auftreten, mit kurzen Haaren oder du wirst dich als Mädchen ausgeben und darfst niemandem dein wahres Ich zeigen.” Ich war geschockt, aber gleichzeitig auch erfreut. Meine Mutter gab mir die Chance, die Person zu sein, die ich war. Ich nickte erfreut und mit glänzenden Augen. Ich wollte mich unbedingt als Mädchen ausgeben. Man merkte mir Freude an, und auch am nächsten und somit letzten Schultag war ich immer noch voller Freude. Meine Klassenkameraden fragten mich, was los war, da sie mich selten so glücklich gesehen haben, doch ich ignorierte sie. Meine Freude wurde gedämpft, als wir unsere Zeugnisse bekamen. Ich war nicht unbedingt schlecht, aber eben auch nicht gut. 

Als ich wieder Zuhause war, fuhren wir direkt in unser neues Zuhause, welches fünf Stunden entfernt war. Mein Vater hatte dort eine bessere Arbeit gefunden und um zu pendeln, war es zu weit weg. Ich würde am drauffolgenden Tag mit meiner Mutter einkaufen gehen, da sie wollte, dass ich mädchenhaft rüberkam, bräuchte ich auch solche Klamotten. Ich war ein bisschen skeptisch, ob mir die Klamotten passen würden, da ich eben kein richtiges Mädchen war. Doch meine Sorge war unbegründet und wir fanden Sachen, die mir gut standen und ich mich auch wohlfühlte. Mein Vater fand diese Aktion nicht so gut. Er dachte, ich würde mit der Wahl aufhören, ein Mädchen zu sein, aber falsch gedacht. Er hatte Angst, dass er verantwortlich gemacht werden würde, dass er mich schlecht erzogen hat, doch wenn alles gut geht, würde es ja niemand erfahren.

Ich hoffte dort, neue Freunde und vielleicht auch eine Beziehung zu finden. Ich war mir nicht sicher, ob ich es sofort schaffen würde, beispielsweise in die richtige Toilette und Umkleide zu gehen. Wenn nicht, hätte ich ein Problem.

Dort hieß ich Lara. Um uns daran zu gewöhnen nannten meine Eltern mich jetzt schon so. In den Sommerferien machte ich nicht viel. Ich war draußen, traf aber keine Leute, ich zockte und genoss einfach meine Ferien. 

Am ersten Schultag war ich sehr nervös, da ich ab sofort ein absolutes Mädchen war. Ich suchte meinen neuen Klassenraum, wo der Lehrer schon da war, und fragte, wo ich mich hinsetzen könnte. Anscheinend hatte er diese Klasse schon letztes Jahr gehabt und meinte, ich solle mich kurz vorstellen. „Äh... Hallo, ich bin Lara und 16 Jahre alt”, sagte ich schnell und setzte mich, wie mir vorgegeben, neben ein Mädchen welches Emilia hieß. Sie wirkte ganz nett und zeigte mir in der Pause alles. Auch stellte sie mich ihrem Freundeskreis vor und setzte durch, dass ich irgendwie dazu gehörte. Emilia sah sehr schön aus.

Ich musste mich davon abhalten, sie die ganze Zeit anzustarren. Zudem erklärte sie mir grundlegende Sachen, wie zum Beispiel bei welchen Lehrern ich mich wie verhalten musste und so weiter. Auch erzählte sie mir Sachen über sich und dass sie tanzte. Nach kurzem Zögern fragte sie: „Möchtest du auch mitmachen? Mit Freunden macht es bestimmt mehr Spaß.” Ich lächelte. Sie wollte mich dabei haben und hat mich jetzt schon ihre Freundin genannt. „Klar, gerne! Ich muss nur meine Eltern noch fragen”, antwortete ich schnell.

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