21. LovelyBooksWithMe • Busfahrt mit Magie

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Ich hasste die Sommerferien schon jetzt.

Meine Eltern hatten mich in dieses Camp auf Föhr geschickt, weil mir ja zuhause „langweilig" wurde.

Tja, hier wahrscheinlich noch mehr.

Der Bus tuckerte durch die flache Landschaft Norddeutschlands. Hier gab es keine Berge, wie in Bayern, sondern man konnte sehr weit durch die Gegend sehen. Gerade fuhren wir über eine umgepflasterte, unebene Landstraße und es gab nichts Spannenderes als ein paar grasende Kühe, die unseren vorbeifahrenden Bus anstarrten und wiederkäuten.

Voll spannend.

Ehrlich, Kühe gab es zuhause auch, dafür musste ich nicht extra wegfahren. Mit einem Seufzen wollte ich eine neue Playlist auf meinem Handy einschalten und versuchen, ein bisschen zu schlafen. Doch Jonas, der neben mir saß, hatte andere Pläne: „Kannst du mal die Vorhänge zuziehen, Sara?"

Ich musterte ihn. Langsam fragte ich mich, ob das gesund war.

Jonas' Haut hatte nämlich die Farbe von Stein angenommen. 

„Klar!", ich zog den Vorhang so zu, dass kein bisschen Sonne auf ihn schien. Seine Haut nahm jetzt wieder einen weißlicheren Ton an und er atmete entspannt aus.

Er schien den Sommer ja richtig zu hassen. Noch mehr als ich, was mir ja eigentlich unmöglich schien.

Vorhin hatte ich ihn Sonnencreme auftragen sehen. 

Und nicht nur irgendeine, nämlich die mit Lichtschutzfaktor 150! Eigentlich dachte ich ja, es ging nur bis 50, doch er hatte mir erklärt, dass das eine spezielle Creme für ihn war, wegen seiner Hautkrankheit. 

Alles schön und gut, aber wieso der Wintermantel und die Sonnenbrille?

Jonas trug nämlich eine polarisierte Sonnenbrille und einen dicken fetten Wintermantel. Im Sommer.

Bei der Brille ging das ja komplett, aber wozu der Mantel? Das hatte er mit „Schüttelfrost" begründet. Der Arme, mir persönlich war es nämlich zu warm im Sommer für sowas.

Nun schaltete ich endlich meine Playlist an und versuchte, etwas Schlaf zu tanken.

Was aber leider nicht richtig ging. Tapp tapp tapp, Tapp tapp tapp ... Da ging jemand den Gang auf und ab.

Halb schlafend öffnete ich die Augen. Oh, das war nur Morrigan. Sie war ein bisschen komisch, fand ich. Als ich zuhause in den Bus gestiegen war, hatte sie mich die ganze Zeit merkwürdig beobachtet und etwas von „Zukunft", „vernebelt" und „Sonnencreme" gemurmelt. Morrigans dunkelbraune Haare waren komplett zerzaust, als hätte sie diese mehrmals durchgewuschelt. Ihre hellgrünen Augen leuchteten, als sie auf und ab trippelte, doch die tiefen Augenringe verdunkelten sie gleichzeitig wieder ein bisschen. Morrigan hielt in einer Hand eine der vielen Edelsteinketten mit gelblichen Steinen umklammert, die sie trug und mit der anderen einen hübsch geschnitzten Wanderstock, oder so... Sie war schon ein wenig merkwürdig, wie sie ständig irgendwelches Zeug murmelte und diese Ketten hielt. Ich schätzte, sie war ein Esoterik-Freak, vorher hatte sie nämlich ein Buch namens: „Hellsehen für Fortgeschrittene" gelesen. Komisch...

„Morrigan, würdest du dich bitte setzen?", fragte Herr Wolf, einer unserer Betreuer. Er hatte die ganze Fahrt lang Taschentücher vollgerotzt, anscheinend hatte er irgendeine Allergie oder so...

Diese Menschen gaben mir nur unnötige Aggressionen.

Ich schaltete nun endlich die Playlist an und lehnte mich zurück.

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