XXVIII

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Nezaky

Ich hatte mir meinen eigenen Raum hergerichtet. Mit Runames Hilfe war das zum Glück nicht allzu schwer gewesen.

Heute war bereits mein zweiter Tag, den ich als Angebetete arbeitete und es gefiel mir mehr, als ich zugeben wollte. So langsam verstand ich Doumas Beweggründe. Es war so einfach, diese armen, jungen und alten zu manipulieren.
Nur hatte ich leider nicht so viel Disziplin wie Douma.

Ich sammelte sie nicht wie Hasen in einem Stall im Nebenraum, sondern geleitete sie nach nebenan, wo ich mich ihnen direkt annahm. Schnell und schmerzlos. Die meisten hatten schließlich ihr Leben lang gelitten, da sollte ihr Tod einfacher sein.

Und ich war mir bewusst, dass ich sie fraß. Nicht so wie besagte andere Person, die der festen Überzeugung war, ihre befreien Seelen würden durch ihn weiterleben.
Ich lachte grotesk auf, als mir diese Gedanken durch den Kopf schossen.

Mit einem Tuch wischte ich mir die letzten Überreste vom Mund und ging zurück in mein Hauptzimmer.
Hier in Doumas Zuhause, diesem großen Palast, gab es viele solcher großen Räume, die unbenutzt einstaubten. Diesem hier, gar nicht so weit von meinem Quartier entfernt, hatte ich neues Leben eingehaucht.

Ein großer, gepolsterter Stuhl war mein Thron. Kerzen erhellten den Raum gemütlich und warm. Jeder sollte sich hier wohl und geborgen fühlen. Das Podest, auf dem mein Stuhl stand, hob mich von den Bittstellern deutlich ab. Sie sollten wissen, wer vor ihnen saß.

Oder zumindest denken, sie wüssten, wer vor ihnen saß.
Ich hatte Doumas Angebot nicht angenommen, als seine Partnerin zu dienen. Ich hatte mir diese Idee zu Eigen gemacht.

Ich wollte nicht von ihm abhängig sein. Und den ganzen Tag mit ihm verbringen, wollte ich auch nicht. Seinem Getue den ganzen Tag zuzuhören, würde mich wahrscheinlich auch in den Wahnsinn treiben. Auch wenn ich jetzt nicht mehr viel besser war. Zumindest blieb ich innerlich bodenständig - so gut es eben ging.

Ich betrat mein Hauptzimmer wieder und schloss die Tür zum Nebenzimmer. Meine zukünftigen Opfer sollten schließlich nicht schon vorher wissen, was ihnen blühte. Obwohl ich langsam satt war.

Ich strich mein Oberteil glatt und ging in gemäßigten Schritten zu meinem Stuhl, als ich abrupt stehenblieb. "So abgelenkt, dass du mich nicht mal gespürt hast?", spottete Douma von der Tür aus. Sie war geschlossen.

Er lehnte mit seinem großen Körper dagegen, die Arme vor der Brust verschränkt, in einer Hand seinen Fächer.

"Ich hatte mich schon gefragt, wann du dahinterkommen würdest. Gefällt es dir?" In einer ausladenden Geste bedeutete ich den ganzen Raum, ließ ihn aber nicht aus den Augen. Seine Haltung war angespannt. Vermutlich, weil er auf Menschentzug war.

Ich hatte nämlich sehr viele Gäste. Douma verzog unbeeindruckt die Augenbrauen. "Mein Empfangssaal ist wesentlich schöner.", erwiderte er gelangweilt.
"Nun, dieser hier ist auch gerade erst entstanden."
Ich setzte mich auf meinen Stuhl, legte die Arme auf die Lehnen und überschlug die Beine.

Mit etwas Halt im Rücken fühlte ich mich gleich stärker. Das hier war mein Territorium. "Es freut mich, dass du mein Angebot angenommen hast.", schmunzelte er über seinen Fächer hinweg. Sein Blick verriet mir, dass er genau wusste, das ich es nicht angenommen hatte. Es war ein Test. Er wollte sehen, wie ich reagierte.

"Du hast Hunger, nicht wahr?", antwortete ich stattdessen und legte provokant den Kopf schräg, "Wie fühlt sich das an?"

Mit Schwung stieß er sich von der Tür ab und kam mir ein paar Schritte näher. "Nezaky, Nezaky, Nezaky. Du vergisst, wer in diesem bescheidenen Haus das Sagen hat." "Oh, entschuldige, habe ich dein Ego verletzt?"
Ein bisschen Stolz über meine Schlagfertigkeit, unterdrückte ich mein Grinsen nicht. Douma tat so unerreichbar, dass er sich beinahe lächerlich gab.

Blended Blood || Demon Slayer DoumaWhere stories live. Discover now