VII

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Ich schaltete es aus. Mein Herz, meine Lungen, mein Gewissen. Alles, was dagegen rebellierte, die Schwelle zu übertreten. Und ich tat es. Als ich es tat, vibrierte ein zufriedenes Raunen durch das Zimmer. Douma.

Ich erkannte seine Umrisse. Gerade als ich mir im Kopf ein Bild zusammensetzte, gingen Lichter an. Warmes, gedämmtes Licht erschien über ihm und warf einen Schein, der ihn wie einen Gott aussehen ließ. Douma saß auf einem bequem aussehenden violett-schwarzem Sitzsack. Eine aus dickem Stoff bestehenden Überdachung, aus der auch das Licht kam, vervollständigte das Bild seines Throns. Hinter ihm befand sich ein beiger Wandschirm mit einer Lotusblüte und verschiedenen Schriftzeichen darauf.
Gottkomplex ließ grüßen.

"Was willst du mir zeigen?", sprach ich unbeeindruckt. Er grinste. Auf seinem Kopf thronte nun eine Art Kopfschmuck, der einer schwarz-goldenen Krone glich. Auch sie war in Form einer Lotusblüte. Was hatte es mit dieser Blume nur auf sich? Sie war überall.

"So gefällst du mir gleich viel besser." Er stützte sich mit einer Hand auf sein Knie und beugte sich etwas vor. Mit der anderen Hand machte er eine Lockbewegung. Ich war doch kein Hund! "Nu komm.", schmunzelte er und winkte mich weiter zu sich, "Ich wiederhole mich ungern." Das ganze Theater war ein lustiges Spiel für ihn.

Dennoch.. Ich ging zu ihm, blieb aber in gebührendem Abstand vor ihm stehen. "Hast du Angst vor mir, kleiner Vogel?" Gänsehaut explodierte auf meiner Haut und ich konnte spüren, wie Hitze in meine Wangen stieg. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und trat einen mutigen Schritt vor. "Nenn mich nicht so!" "Sonst.. was? Mh?" Mit unschuldigen, belustigten und grässlich schönen Augen sah er zu mir hoch. Mein Unbehagen bereitete ihm ein solches Vergnügen, dass sich mein Magen umdrehte.

"Dachte ich mir." Als er mich lange genug mit diesen Augen durchbohrt hatte, löste er den Blick und verwies mich auf die freie Fläche neben sich. Ich sollte neben ihm sitzen? Was zum Teufel?
Doch ich tat es. Ich stellte mich neben ihn. In besagtem Abstand.

"Knie dich hin.", befahl er, "Und Hände auf den Schoß." Ich folgte, dabei verdrehte ich die Augen. "Verlierst du ein einiges Wort, werde ich jeden in diesem Raum umbringen."

Ich verstand nicht, worauf er anspielte.
Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, öffnete er einen seiner Fächer, die ich zuvor gar nicht wahrgenommen hatte, und fächelte sich leicht zu. Dabei stieg ihm ein genussvolles Grinsen ins Gesicht, als erinnerte er sich an etwas. Ich wusste nur zu gut an was.

Keine Sekunde später klopfte es. Douma verlagerte sein Gewicht, drückte den Rücken durch und überschlug die Beine. In dieser Position wirkte er noch einschüchternder, als er es sonst schon tat. Und ich sah ihn nur von der Seite. Die Fragezeichen über meinem Kopf explodierten förmlich.

Es klopfte noch einmal und kurz darauf öffnete sich die Tür zaghaft. Es kam ein Mann zum Vorschein. Er sah gar nicht gut aus. Wut machte sich in mir breit.
"Oh, Herr. Vielen Dank, dass Ihr mich empfangt.", sprach der Mann zitternd vor .. Ehrfurcht. Er fiel auf die Knie. Die Hände schlug er vor seinem Körper zusammen und dann auf den Boden, gefolgt von seinem Kopf. Dreimal verbeugte er sich in dieser Position, bis Douma die Hand leicht hob und auch der Mann aufstand. Wusste dieser arme Mann denn gar nicht, dass er vor einem, verdammt nochmal, Dämon kniete?!

Zutiefst verwirrt schaute ich zwischen Douma und dem Mann, der nur ein paar Jahre älter war als ich, hin und her, während ich selbst wie Luft behandelt wurde. "Meine Dame." Diese Worte rissen mich aus meiner Trance. Der Mann verbeugte sich im Stehen ebenfalls vor mir. Ich verzog keine Miene. "Was führt dich her?", fragte Douma in einem Ton, der nicht von dieser Welt stammte. Seine ganze Haltung wirkte anders.
Ich wendete den Blick ab.

"Herr, Erschaffer, ich brauche eurem Rat. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll!", schluchzte der Mann und ging wieder auf die Knie. Die Hände aneinandergepresst, wirre Tränen in den Augen. Dann erzählte er uns seine Geschichte. Die Geschichte der Frau, die er geliebt und verloren hatte. Und die Geschichte seines Wahnsinns. Der Mann hatte den Verstand verloren. Er erzählte uns vom Geist seiner Frau, der ihn rief. Und von Zufällen, die für ihn ein Zeichen ihrer weiteren Existenz waren. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich verlagerte mein Gewicht vor lauter Unbehagen die gesamte Zeit. Diese Geschichte würde mir heute Nacht den Schlaf rauben.

Blended Blood || Demon Slayer DoumaWhere stories live. Discover now