IX

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Douma verließ das Zimmer. Er schickte zwei der drei Frauen, die mich vor einigen Stunden zurecht gemacht hatten, zu mir und sie brachten mir neue Kleider sowie etwas zu essen und zu trinken. Ich war unglaublich müde, als sie wieder gegangen waren.

Ich war in ein knielanges Nachthemd gekleidet und eine lange Stoffhose schmiegte sich eng aber sanft an meine Beine. Das Essen hatte ich förmlich verschlungen und das kühle Wasser war meine Kehle heruntergeflossen wie ein reißender Fluss.

Das alles hatte mich viel Energie gekostet. Energie, die mein Körper brauchte, um sein Blut wieder herzustellen. Meine Glieder schmerzten.
Auch das - für mich - viel zu lange Gespräch mit Douma hatte mich unheimlich geschwächt, auch wenn ich es ihm nicht gezeigt hatte. Aber vielleicht war genau das sein Plan gewesen. Mich zu ermüden, um mir nachts noch mehr von meinem Blut zu nehmen. Ohne, dass ich mich wehren konnte.

Mit diesem Gedanken konnte ich nicht einschlafen. Ich wälzte mich in dem großen, gemütlichen Bett hin und her. Dieses Zimmer war deutlich größer und gemütlicher eingerichtet als dieses kleine Gästezimmer-Gefängnis, in dem ich zuerst gesteckt hatte. Hier konnte man sich schon eher wie ein Gast fühlen. Wenn man nicht bedachte, wo ich mich befand.

Das große Bett war in dunkelrote Laken gehüllt, mit dunkelvioletten Decken und vielen Kissen in derselben Farbe. Von den hohen Bettstangen hingen elfenbeinfarbene Seidenvorhänge hinunter. Sie tanzten im Wind des immer noch offenstehenden Balkons. Der Mond war abnehmend und warf nur sanftes Licht hinein. Ich versuchte inständig einzuschlafen. Mein Körper brauchte dringend Schlaf. Viel Schlaf.
Ich musste mich regenerieren, wenn ich mich Douma weiterhin stellen wollte. Also schloss ich krampfhaft die Augen und sang eine Melodie im Kopf, um meine wirr schwebenden Gedanken zu beruhigen. Vielleicht würde mir das helfen.

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Albträume. Sie trieben mich von Welt zu Welt und überall passierte dasselbe. Tod. Überall Tod.
Als der Morgen anbrach, wälzte ich mich immer noch von einer Bettkante zur anderen. Mein Rücken tat weh. Mein Kopf war so schwer wie ein Amboss.

Einige Stunden später kamen diesmal wieder drei Frauen durch die Tür. Mit saftigem Frühstück. Sie schlossen die Balkontür, wodurch jegliches Tageslicht verschwand. Ich seufzte. Die drei entzündeten Kerzen und Lampions im gesamten Raum, der noch größer war, als ich ihn bisher wahrgenommen hatte. Die Frauen führten mich ein Zimmer weiter ins Badezimmer, wo ich mich frischmachen sollte. Diesmal durfte ich sogar alleine ein Bad nehmen.

Scheinbar verlangte Douma heute nicht nach meiner Anwesenheit bei irgendwelchen Scheingebeten. Ich war nicht traurig darüber. Als ich zurückkam, in ein Handtuch gewickelt wie eine Sushirolle, deuteten sie aufs Bett, wo neue Kleidung für mich lag. Es war wieder ein Kleid. Diesmal ein dunkelgrünes. Es war schlicht und wieder als zärtlichster Seide. An den Ärmeln waren Lotusblüten aus goldenem Garn eingestickt.

Es war wirklich schön und in dem großen Spiegel, der in seiner ovalen Form an der Wand hing, erkannte ich, dass es auch an mir wunderschön aussah. Die drei Damen verabschiedeten sich mit einem tiefen Knicks von mir und verschwanden. Beim nächsten Mal würde ich sie nach ihren Namen fragen.

Den Vormittag verbrachte ich mit dem Versuch, das Schloss an der Balkontür zu knacken. Sie öffnete sich nicht. Egal wie stark ich daran zog oder verzweifelt darauf einhämmerte. Sie bewegte sich kein Stück. Ich war einmal sogar drauf und dran, einen Stuhl darauf zu schmeißen, belehrte mich selbst jedoch eines Besseren.

Stattdessen ging ich zur Tür. Vom Balkon aus konnte ich schließlich sowieso nicht fliehen.
Die Tür war - so wie die andere auch - nicht verschlossen. Auf dem Flur war nichts zu hören. Aber ich erstarrte, als ich am Ende des Flurs den Saum eines roten Teppichs sah. Das war der gleiche Teppich, der auch zu Doumas Empfangssaal führte, wo er seine Opfer empfing und anlog. Aber hier war keine Treppe. Ich entschied mich, es einfach zu wagen.

Blended Blood || Demon Slayer DoumaDonde viven las historias. Descúbrelo ahora