Kapitel 31

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In dem Moment, in dem der Knall ertönte, hatte ich Shari erreicht und umarmte sie sozusagen, sodass die Kugel nicht sie, sondern mich treffen würde.

Shari Pov

Aus dem riesigen Gebäude kamen weitere 5 Typen angerannt. Erschrocken merkte ich, dass der eine eine Waffe in seinen Händen hielt. Zum Glück schaffte Noah es, ihn zu entwaffnen und die Waffe ins Gras zu werfen.

Wo war eigentlich Tiago? Hatte er es ins Auto geschafft? Oder lag er hier noch irgendwo herum?

Ich schaffte es, noch einen weiteren, etwas hagereren Typen fertig zu machen. Währenddessen hatte Noah schon 3 weitere auf den Boden geworfen und Carag den letzten.

Erleichtert drehte ich mich um und schaute zu Carag, der schon fast am Auto angekommen war.

Er schaute mich entgeistert an, als er ein wenig hinter mich schaute.

Erschrocken drehte ich mich um und schaute einem Typen ins Gesicht, der dreckig grinsend mit der Pistole, die eben noch im Gras lag, auf mich zielte. Und ich erkannte ihn. Es war Mike, mein ehemaliger Bodyguard. Wieso war er hier? Arbeitete er hier? Wieso tat er das?

In dem Moment, in dem er auf den Auslöser drückte, warf sich eine Person auf mich, als wolle sie mich umarmen. Es war Tiago. Die Kugel flog wie in Zeitlupe auf uns zu und traf Tiago an der rechten Schulter.

„Nein!", schrie ich und verharrte in dieser Position. „Tiago, wieso? Wieso hast du das gemacht?"

Der Druck des Schusses hatte mich dazu gezwungen, einen Schritt nach hinten zu gehen, damit wir nicht nach hinten auf den Rücken fielen.

„Ich-", er schnappte nach Luft. „Ich bin immer noch dein Bodyguard. Das ist mein Job."

Tränen verließen meine Augen. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, er hatte ja Recht, aber mein Herz konnte das nicht verkraften, ihn hier und jetzt sterben zu sehen.

„Atmen, Tiago", versuchte Noah ihm beruhigend zuzureden, nachdem er erstmal den Typen fertiggemacht hatte, der Tiago angeschossen hatte. Tiagos Atem wurde immer unregelmäßiger, was mich nicht gerade beruhigte. Inzwischen hatte ich ihn sanft auf den Boden gelegt und hielt fest seine Hand.

„Wir brauchen einen Krankenwagen", sagte ich und schaute mich um. Wie gerufen kamen gerade ein Krankenwagen und mehrere Polizeiautos auf den Waldweg gebogen und fuhren jetzt auf uns zu.

Tiago hatte inzwischen sein Bewusstsein verloren und lag mit geschlossenen Augen auf dem Boden. Blut floss ununterbrochen aus seiner Schusswunde und sein Gesicht wurde immer blasser.

Verzweifelt klammerte ich mich an seine Hand und wollte sie auch nicht loslassen, als die Sanitäter ihn auf seine Liege luden und ihn in den Wagen schleppten.

Sofort klipsten die Sanitäter irgendwelche Geräte an Tiago und der Bildschirm erhellte sich, auf dem die ganzen Werte aufgezeichnet wurden.

Auch Holly war eingestiegen, die nicht besonders gut im Kämpfen war, weshalb sie lieber mit mir mitgekommen war, damit sie mich unterstützen konnte.

Carag Pov

In Schockstarre sah ich zu, wie Tiago auf Shari losstürmte und den Schuss abwehrte.

Shari ließ Tiago auf den Boden gleiten und umklammerte seine Hand.

Noah und ich stürzten uns wütend auf den Typen mit der Pistole und überwältigten ihn in wenigen Sekunden. Daraufhin stürzten natürlich noch mehr Wachen aus der Halle und verteilten sich um uns herum. In diesem Moment kam ein Krankenwagen und mehrere Polizeiautos, die uns retten konnten. Sie schleppten Tiago weg und Shari kam natürlich mit. Auch Holly entschied sich, mitzukommen, um Shari zu unterstützen.

In dem Moment fragte ich mich, wo eigentlich Tikaani geblieben war. Genau dann kam Tikaani zwischen den Bäumen hervor und kam auf mich zu.

„Wo warst du?", fragte ich und untersuchte sie nach irgendwelchen Verletzungen.

„Ich hab nach Empfang gesucht. Dann hab ich den Notruf angerufen, wie man sieht, hat das geklappt", meinte TIkaani stolz und deutete auf die ganzen Polizeiautos.

„Ich bin so stolz auf dich", meinte ich und umarmte Tikaani ganz fest.

„Was ist passiert?", fragte Tikaani, die anscheinend nicht mitbekommen hatte, was mit Tiago passiert war.

Ich erklärte ihr diese Situation möglichst schnell, damit ich noch mit den Polizisten reden konnte, bei denen Noah sich gerade möglichst klar und deutlich auszudrücken versuchte.

„Lass uns ihm helfen", meinte ich und zog Tikaani am Arm zu Noah. Die anderen Polizisten hatten das Gebäude inzwischen gestürmt und den Chef festgenommen. Die anderen „Gefangenen" durften das Gebäude verlassen und nach Hause gehen. Sie sollten sich jedoch in ein paar Tagen bei der Polizei melden und Zeugenaussagen machen. Das galt auch für mich und Tiago.

Schnell machten Noah, Tikaani und ich uns aus dme Staub, um den anderen hinterher ins Krankenhaus zu fahren.

Shari Pov

Tiago wurde sofort in einen OP Saal geschickt, damit ihm die Kugel herausoperiert werden konnte. Die Ärzte hatten gesagt, es sei nicht vorhersagbar, ob Tiago überleben konnte oder nicht.

Tränen flossen unaufhaltsam meine Wangen herunter und Holly umarmte mich. Auch sie konnte sich die eine oder andere Träne nicht verkneifen, aber das war okay.

Nach etwa 1 Stunde kamen auch die anderen dazu und setzten sich in den Warteraum.

„Was hat der Arzt gesagt?", fragte Tikaani sofort und setzte sich neben mich.

„Tiago muss erstmal die Kugel herausoperiert werden. Danach wird er wahrscheinlich erstmal eine Weile schlafen. Ob er wieder aufwachen kann, das weiß der Arzt noch nicht." Ich schluchzte und der Gedanke daran, dass Tiago nicht überleben würde, ließ mich immer wieder aufschluchzen.

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„Die OP ist sehr gut verlaufen, wir haben die Kugel ohne weitere Probleme herausbekommen. Jetzt hängt es von Mr Anderson ab, ob er es schafft. Wir werden ihn in die Intensivstation bringen. Wenn er es dort eine Woche schafft, dann können wir ihn auch in einen richtigen Raum verlegen", meinte der Doktor und verschwand dann wieder in dem OP Abteil.

Wir durften zusehen, wie Tiago, mit einer Atemmaske vor seinem Mund und seiner Nase, in einen kleinen Raum verfrachtet wurde, der nur aus Glaswänden bestand. Vielleicht, damit man direkt merkte, falls er sich komisch verhielt, oder damit man ihn von außen als Gast beobachten konnte, denn die Krankenhelfer meinten alle, wir dürften nicht rein.

„Aber ich muss doch bei ihm sein", sagte ich verzweifelt und Tikaani umarmte mich.

Wir setzten uns wieder in den Wartebereich und ich starrte einfach nur ins Leere. Dachte darüber nach, wieso Mike das getan hatte, dass ich mich an ihm rächen würde.

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Es waren inzwischen schon 2 Tage vergangen und ich hatte meine Termine und Drehs für den nächsten Monat alle abgesagt. Ich musste jetzt bei Tiago sein.

Mal wieder stand ich an der Glasscheibe und presste meine Hand dagegen, neben mir Tikaani, Holly, Carag und Noah.

Plötzlich ertönte ein lautes Piepen aus dem Zimmer, dass ich sogar von draußen hörte. Auf dem Display, auf dem sein Puls und sein Blutdruck immer gemessen wurde. Doch nun waren da, anstatt immer wieder hochsteigende Hügel, nur noch gerade Linien. Was passierte hier?

Auf einmal rannten mehrere Krankenhelfer und zwei Ärzte panisch herum und holten irgendwelche Geräte, die sie in Tiagos Zimmer brachte.

Tiagos Herz gab nach. 

Seawalkers - That's my JobWhere stories live. Discover now