Kapitel 10

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Ich schaute Shari an und auf den ersten Blick erkannte ich, wer diese Person war, bei der Shari sich unsicher war, ob sie es ihm sagen sollte.

Es war Jamie, ihr Manager. Und da war ich mir auch ganz sicher. Ihr Blick zeigte nur so die Zuneigung zu ihm. Wie konnte ich das davor immer übersehen haben? Auch Jamies Blick zeigte mir, dass er auf sie stand.

„Ich glaube ihr solltet jetzt gehen", meinte ich und deutete auf Shari und Noah.

„Na gut." Shari nahm ihre Sachen von ihrem Bett und verschwand mit Noah im Gang.

„Du magst sie, stimmts?", fragte ich ihn und bedeutete ihm, sich auf den Stuhl neben meinem Bett zu setzten.

„Woher weißt du das?", fragte er misstrauisch.

„Es ist offensichtlich, Mann", sagte ich und verdrehte die Augen.

„Echt? Glaubst du, sie weiß es?", fragte er und schaute mich ängstlich an.

„Nein, aber genau deshalb solltest du es ihr sagen. Trau dich und ich verspreche dir, dass es nicht schlimmer sein kann, als das sie Nein sagt. Sie ist kein kalter Mensch. Sie würde dich nicht einfach achtlos korben. Sie wird dich bestimmt nicht verletzen", sagte ich. Am liebsten hätte ich noch ein „ , weil sie das schon bei mir gemacht hat" hinzugefügt, aber das würde die Situation nicht gerade verbessern.

„Woher willst du das wissen?", fragte er mit zusammengekniffenen Augen.

„Ich- ich hatte da so meine Erfahrungen", meinte ich nur und versuchte seinen Augen auszuweichen.

„Jedenfalls, sich werde es bald machen. Wenn sie Geburtstag hat", verkündete er.

„Gut, ich wünsch dir viel Glück, Mann", sagte ich und klopfte ihm mit meinem heilen Arm auf die Schulter. „Jetzt folg den anderen. Ich kann hier auch alleine bleiben."

Er verabschiedete sich von mir und verließ den Raum, sodass ich alleine war.

Wieso hatte ich Dummkopf ihm nur geholfen? Wollte ich etwa, das die beiden zusammenkamen? Das war nicht der Grund. Das konnte ich spüren, aber was war es sonst?

Inzwischen war es schon dunkel geworden, aber trotzdem war ich nicht müde. Wahrscheinlich weil ich vorhin schon geschlafen hatte. Ich entschloss mich, mit dem Rollstuhl ein bisschen im Park des Krankenhauses herumzufahren.

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Draußen war es erfrischend und ich fühlte mich nicht mehr so eingezwängt in einem Raum.

Es waren nur sehr wenige Leute noch draußen, weshalb es schön still war. So konnte ich in Ruhe ein paar Runden drehen. Doch mit einem Arm diesen Rollstuhl anzuschieben war nicht sehr einfach. Dauernd musste ich die Seite wechseln, weshalb ich mich dazu entschied, wieder zurück in mein Zimmer zu fahren.

Dort war es total still, weshalb mir auch schnell langweilig wurde. Ich entschied mich dazu, den Fernseher in diesem riesigen Raum anzumachen und mich durch die Kanäle zu gucken.

Leider liefen nur irgendwelche langweiligen Romanzen, die immer dasselbe Ende hatten. Die zwei Hauptpersonen kommen zusammen. So war das nun mal in einem Film. Im wahren Leben gab es nur sehr, sehr selten ein Happy End. Und so war es auch bei mir, mir wurde anscheinend kein Happy End zugewiesen. Ich sollte einfach elendig alleine sterben.

Ich war gerade mitten in einer Sportshow, als mein Handy klingelte und der Name Noah aufpoppte.

„Wie geht's dir?", fragte Noah, während er wahrscheinlich etwas in der Pfanne briet, denn im Hintergrund hörte man etwas in der Pfanne brutzeln.

„Ganz okay. Ich hab vorhin ein paar Schmerztabletten genommen. Jetzt ist mir einfach nur noch langweilig." Ich seufzte und lehnte mich zurück.

„Soll ich vorbeikommen?", fragte er mich sofort.

„Nein, nein. Du solltest lieber auf Shari aufpassen."

„Wieso denn auf mich aufpassen?", unterbrach Shari unser Gespräch. „Ich kann auch auf mich selbst aufpassen."

„Trotzdem sind wir deine Bodyguards und sollten auf dich aufpassen, oder?", fragte ich sie und zog dabei automatisch eine Augenbraue hoch, obwohl sie es gar nicht sehen konnte.

„Ja ja." Seufzend entfernte Shari sich von dem Telefon.

„Na gut, aber sag sofort Bescheid, wenn du etwas brauchst", meldete Noah sich nun.

„Ist ja gut. Mir geht es prima. Ich frage den Arzt später, wann ich endlich wieder raus kann."

„Okay. Ich komme morgen früh vorbei. James wird dann kurz bei Shari bleiben, hat er mir versprochen. Bis morgen."

„Gut, bis dann." Ich drückte auf den roten Knopf und das Telefonat wurde beendet. Morgen früh würden James und Shari also alleine sein. Nächste Woche war Sharis Geburtstag. Dann würde James ihr gestehen, dass er sie mag und Shari würde ihre Gefühle auch gestehen. Danach würden die beiden ein Paar sein und ich hätte keine Chance mehr bei ihr. Warte mal, wieso machte es mir überhaupt etwas aus, wenn die beiden zusammenkämen? Kann mir doch egal sein, wenn sie sich mit irgendwelchen anderen Jungen traf. Zwischen uns war es eben nur eine Teenagerbeziehung gewesen, die keine Bedeutung für sie hatte.

Langsam wurde alles langweilig, weshalb ich immer müder wurde und einfach einschlief.

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Mittlerweile war es schon Mittag und Noah war immer noch nicht aufgetaucht. Noah hielt eigentlich immer seine Versprechen.

Nach weiteren 10 Minuten schnappte ich mir mein Hand und wählte Noahs Nummer, um endlich zu erfahren, wieso er nicht kam.

Es tutete ein paar Sekunden, bis Noah endlich annahm.

„Ey Tiago, ich bin gerade auf der Polizeistation. Du glaubst mir nicht, was passiert ist." Man hörte Noah in der Stimme an, dass etwas passiert war. Etwas sehr außergewöhnliches.

„Was ist passiert?" Sofort wurde ich besorgt und machte mir Sorgen. Vielleicht war wieder ein Anschlag auf Shari vorgefallen. Wieso sollte Noah sonst bei der Polizei sein?

„Ich erzähl dir das, wenn ich später vorbei komme. Könnte spät werden, also ruh dich heute Mittag erstmal aus." Damit wurde unser Telefonat beendet. Ausruhen konnte ich mich definitiv nicht, denn dauernd malte ich mir Szenarien aus, die passiert sein könnten. 

Seawalkers - That's my JobWhere stories live. Discover now