Kapitel 14

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„Wie stehen die Chancen, dass er wieder aufwacht?", fragte Shari und zupfte an ihrem blauen Oberteil herum.

Sharis Pov

Irgendwie konnte ich meine Gefühle nicht beschreiben. Endlich war ich mit James zusammen, aber nachdem Noah mir mitgeteilt hatte, dass Tiago fast am Sterben war, krampfte mein Herz sich zusammen und wusste nicht, was es machen sollte.

„Das können wir leider nicht sagen. Die Operation ist zwar gut verlaufen, aber jetzt kommt es darauf an, wie stark Mr Andersons Immunsystem und sein Körper sich fühlt. Wir werden ihn jetzt erstmal in sein Zimmer zurückbringen." Der Doktor wollte sich gerade umdrehen und wieder in den Operationssaal verschwinden, da stoppte ich ihn.

„Können wir ihm vielleicht ein VIP-Zimmer geben? Ich werde auch dafür bezahlen", meinte ich. Das hatte ich ihm Schuldig. Schließlich wurde er nur wegen mir von diesen Typen angegriffen worden.

„Willst du das wirklich machen?", flüsterte James mir ins Ohr und ich nickte nur.

„Natürlich. Dann müssen Sie der Rezeption Bescheid geben. Sagen Sie einfach seinen Namen und das jetzige Zimmer, dann wird das Zimmer sofort umgebucht." Mit diesen Worten verschwand der Doktor hinter der Schiebetür und mit einem dumpfen Geräusch schloss sich die Tür wieder.

Sofort begaben wir uns alle zur Rezeption und füllten alle möglichen Formulare aus, damit Tiago in ein VIP-Zimmer konnte.

Keine 10 Minuten später wurde Tiago an uns vorbei in einen langen Gang geschoben, bis er vor einer Schiebetür ankam. Dort scannte die Krankenschwester eine Karte ein und die automatische Schiebetür aus Milchglas öffnete sich.

Schnell folgten wir ihnen, damit wir auch durch die Schiebetür gelangen konnten, da rief uns der Rezeptionist etwas hinterher.

Noah drehte sich um und ging wieder zurück. Aber wir mussten doch schnell noch durch die Tür!

Gerade wollte ich nach Noah rufen, da sah ich den Rezeptionisten mit Noah, der Noah eine weiße Karte überreichte. Genauso eine, die auch die Krankenschwester eben benutzt hatte. Mit einem leisen Surren schloss sich die Tür, doch dafür hatten wir ja jetzt eine Karte.

„Die behalte ich am besten. Und ihr solltet lieber wieder zurück gehen. Zuhause ist es sicherer. Du hast ja gesehen, was mit Tiago passiert ist. Ich bleibe bei ihm und überwache ihn, okay? Also macht euch da mal keine Sorgen", meinte Noah und schaute uns beide beruhigend an. „Wir sehen uns dann morgen. Ihr könnt ja morgen mal vorbeischauen."

„Na gut, aber wenn etwas passiert, dann ruf sofort an, okay?", fragte James und klopfte Noah auf die Schulter.

„Klar, mach ich." Noah lächelte und wandte sich dann an mich. „Und du solltest erstmal nicht das Haus verlassen, außer es ist dringend nötig."

„Ja ja. Aber Tiago komme ich trotzdem manchmal besuchen." Schließlich machte ich mir trotzdem ein paar Sorgen, auch wenn Tiago und ich nicht mehr so eng befreundet waren wie früher. Langsam hinterfragte ich mich, ob es wohl die richtige Entscheidung war, in eine Beziehung mit James einzugehen. Sie war zwar erst ein Tag lang, aber schon jetzt hatte ich ein nicht so gutes Gefühl. Letztendlich entschied ich, James und mir ein bisschen mehr Zeit zu lassen. Vielleicht war das erst eine Vorstufe. Vielleicht fühlte sich jede richtige Beziehung so an, nicht so wie bei Tiago und mir. Ich wusste es nicht, aber es konnte mir auch niemand helfen. Blue hatte noch nie eine Beziehung gehabt, sie wollte sich auf ihr Studium und ihre Zukunft konzentrieren, nicht auf irgendwelche Beziehungen, die sie aus dem Leben brachten, das hatte sie mir letztes Mal gesagt.

„Kommst du, Babe?", fragte James mich und ich schaute nur zu ihm, gar nicht bei der Sache.

„Ja, ja ich komme", sagte ich und folgte James nach draußen. Raus aus diesem riesigen Betonkasten.

- 1 Woche später -

Noahs Pov

Tiago hatte sich nach einer Woche immer noch nicht gerührt, was mir Angst einjagte. Konnte es wirklich sein, dass er nicht mehr aufwachte?

Ein lautes Klingeln brachte mich aus meinen Gedanken. Es war Holly über Facetime.

„Hey Holly, ich hab dich so vermisst", brach es sofort aus mir heraus. Ich hatte mir in letzter Zeit so

viele Gedanken über Tiago und diese Typen gemacht, dass ich Holly nicht angerufen hatte.

„Ich dich doch auch. Wieso hast du nicht angerufen? Und wie siehst du denn überhaupt aus?", fragte sie mich entgeistert.

„Wieso? Wie sehe ich denn aus?", fragte ich zurück und schaute in den Spiegel. Dunkel Augenringe zierten mein Gesicht und meine Haare waren total zerzaust. Und irgendwie stachen meine Wangenknochen total raus, als hätte ich total abgenommen.

„Ist was bei euch los?", fragte Holly besorgt, öffnete eine Tür, verließ das Zimmer, in dem sie gewesen war und lief herum, sodass ich nur ihre Stirn und die Decke sah.

„Tiago liegt im Krankenhaus", meinte ich schlapp und setzte mich auf mein Bett, welches in einer Ecke des Raumes stand.

„Was?!", fragte Holly und ihre Schritte verschnellerten sich.

„Er hatte einen Autounfall." Die Details mit den Typen ließ ich lieber raus, sonst würde sie sich zu viele Sorgen machen.

„Wie ist das denn passiert? Er ist doch ein total guter Fahrer!", sagte Holly und sie sprach die Wahrheit. Tiago war wirklich ein guter Fahrer.

„Sein Bremspedal war irgendwie kaputt und er konnte nicht mehr bremsen. Genaueres kann ich dir heute Abend sagen, aber wohin läufst du eigentlich die ganze Zeit?", fragte ich sie und schaute sie verwirrt an.

„Na zu den anderen natürlich! Sie müssen das schließlich auch erfahren. Ich bin gerade zu Fuß unterwegs zu Carag. Der wohnt ja sozusagen nebenan." Holly stand schon vor der Haustür von Carag und klingelte an der Tür.

„Holly? Was gibt's?", fragte eine bekannte Stimme, doch es war nicht Carag. Es war Tikaani.

„Ich habe hier gerade Noah am Telefon und er hat mir gerade erzählt, dass Tiago gerade bewusstlos im Krankenhaus liegt", erzählte Holly aufgeregt und ich sah auf dem Bildschirm, die der Himmel verschwand und eine Decke erschien.

„Was? Tiago ist im Krankenhaus?", fragte Tikaani entsetzt und ich hörte Carags Stimme aus der Ferne, die genau dasselbe schrie wie Tikaani.

„Ja, anscheinend hatte er einen Autounfall und jetzt liegt er da." Holly zeigte sich wieder im Bildschirm. „Weißt du was? Ich glaube wir kommen euch bald mal besuchen. So in ein paar Tagen, okay? Bereitet schonmal einen Schlafplatz für uns vor."

„Okay, aber bringt nicht zu viele von euch mit. Ich denke, es reicht, wenn nur ihr drei kommt. Sonst wird das so ein großes Gedränge und ich denke, dass das nicht so gut ist." Dabei dachte ich an die Typen, die vielleicht sogar Holly, Tikaani und Carag angreifen würden.

„Ich muss jetzt auflegen, Shari sollte gleich kommen. Hab dich lieb", sagte ich und bildete einen Kussmund zu Holly.

„Ich dich auch! Bis bald!", rief Holly und legte auf.

Seufzend legte ich mein Handy weg und schaute Tiago an. Was würde er wohl dazu sagen, dass Shari und James zusammen waren? Ich wusste, dass Tiago Shari noch mochte. Das sah man, wenn man Tiago genau beobachtete. Vielleicht wollte er es nicht zugeben, aber die Tatsachen konnte man nicht ändern. Tiago hatte es sehr schwer nach der Trennung gehabt. Sein Herz war wahrscheinlich immer noch nicht ganz geheilt, aber wie würden sich seine Gefühle verändern, wenn er das mit Shari und James erfuhr? Und wieso tat Shari das Tiago an? Sie war doch auch so glücklich mit Tiago gewesen. Er hatte mir erzählt, dass Shari ihm gesagt hätte, er wäre ihr nur eine Last und es täte ihr gut, wenn sie sich trennen würden. Doch ich war stets der Meinung, dass Shari gelogen hatte. 

Seawalkers - That's my JobWhere stories live. Discover now